Die Vienna Insurance Group bietet rund 1,3 Milliarden Euro für die Nürnberger Versicherung und will Gespräche mit Großaktionären aufnehmen. Das Übernahmeangebot treibt die Aktie in die Höhe – und sorgt für Spannungen zwischen Investoren und Unternehmensführung.
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Nürnberger Versicherung
Die Vienna Insurance Group (VIG) konkretisiert ihre Übernahmepläne für die Nürnberger Versicherung. Wie die Nürnberger Beteiligungs-AG am Montag mitteilte, liegt dem Vorstand ein unverbindliches Angebot der Wiener über 115 Euro je Aktie vor – ein Gesamtwert von rund 1,3 Milliarden Euro. Damit würde der österreichische Konzern eine deutliche Prämie auf den jüngsten Börsenkurs zahlen und könnte seine Präsenz in Deutschland erheblich ausbauen.
Nach Angaben des Unternehmens laufen die exklusiven Verhandlungen mit der VIG weiter, zugleich prüfe man aber auch alternative Offerten. Die Nürnberger habe der VIG erlaubt, Gespräche mit den wichtigsten Anteilseignern zu führen. Eine Mehrheitsübernahme hängt maßgeblich davon ab, ob die Wiener bei den vier größten Anteilseignern Zustimmung finden: der Münchener Rück (19,1 Prozent), der Neue Seba Beteiligungsgesellschaft (18,8 Prozent), der Versicherungskammer Bayern (16,3 Prozent) und der japanischen Daido Life (15 Prozent).
Insidern zufolge hatte sich insbesondere die Versicherungskammer Bayern selbst als potenzieller Käufer ins Spiel gebracht. Sie gilt seit Jahren als strategischer Partner der Nürnberger und hatte ebenfalls Interesse signalisiert, den angeschlagenen Versicherer zu übernehmen. Die Nürnberger hatte im Frühjahr erstmals angedeutet, ihre bisherige Strategie der Unabhängigkeit aufzugeben – ein Signal, das nun offenbar konkrete Folgen hat.
Die Nachricht aus Wien ließ den Aktienkurs der Nürnberger am Montag kräftig steigen. Noch vor der offiziellen Mitteilung legte das Papier um 14 Prozent auf 86 Euro zu, nach der Veröffentlichung schoss es auf 105,50 Euro und damit rund 40 Prozent über den Schlusskurs vom Freitag. Erstmals äußerte sich die Nürnberger damit auch zur eigenen Bewertung im Rahmen eines möglichen Verkaufsprozesses.
Doch nicht alle Marktteilnehmer zeigen sich überzeugt. Der aktivistische Investor 7Square, der bereits zuvor öffentlich Kritik an der Führung der Nürnberger geäußert hatte, bezeichnete das Angebot der VIG als zu niedrig. Nach seiner Einschätzung liege der faire Unternehmenswert zwischen 1,4 und 1,6 Milliarden Euro.
Für die Vienna Insurance Group wäre eine Übernahme der Nürnberger ein bedeutender Schritt, um ihre Position im deutschen Markt zu stärken – dem größten Versicherungsmarkt Europas. Nach Jahren solider, aber eher konservativer Expansion würde die VIG mit einem Schlag zu einem der relevanten Anbieter im deutschen Lebens- und Kompositgeschäft aufsteigen.
Mit dem Angebot aus Wien kommt neue Bewegung in die Konsolidierung der europäischen Versicherungslandschaft. Die kommenden Wochen dürften zeigen, ob die VIG ihre Ambitionen in Deutschland durchsetzen kann – oder ob am Ende doch ein anderer Bieter das Rennen macht.
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