Wero-Panne bei Volksbanken: Europas Antwort auf PayPal stolpert – noch

Wero-Zahlungen bei Volks- und Raiffeisenbanken waren zeitweise gestört: 6700 Transaktionen betroffen, keine Fehlbuchungen. Der Vorfall zeigt, wie hart der Verlässlichkeitstest im Wettbewerb mit PayPal ist.

Anja Amend

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Anja Amend

Veröffentlicht am

8.9.25

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22:11

Uhr

Wero-Panne bei Volksbanken: Europas Antwort auf PayPal stolpert – noch

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Wero

Kundinnen und Kunden der Volks- und Raiffeisenbanken konnten am Sonntag sowie am Montagvormittag zeitweise keine Handy-zu-Handy-Überweisungen über Wero auslösen, das berichtete zuerst das Handelsblatt.

Der Betreiber EPI bestätigte den Vorfall: „Am vergangenen Wochenende kam es bei einer unserer Mitgliedsbanken zu einer kurzfristigen technischen Beeinträchtigung, wodurch Transaktionen mit diesem Mitglied am Sonntag sowie am Montagmorgen vorübergehend eingeschränkt waren“.

Betroffen waren rund 6700 Transaktionen. Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) sprach von „einer vorübergehenden Störung bei Wero-Zahlungen“; zwischen Sonntagmorgen und späten Montagvormittag sei „ein Anstoßen oder Erhalten von Wero-Zahlungen nicht möglich gewesen“. Wichtig: „Das heißt, die Transaktion wurde gar nicht erst in die Wege geleitet.“ Nach Angaben von EPI wurden keine fehlerhaften Buchungen ausgeführt.

Im Hintergrund läuft der Zahlungsverkehr der Genossenschaftsbanken über die DZ Bank. EPI verortet die Ursache explizit bei einer Mitgliedsbank, nicht im Kernsystem – ein technisches Stolpern, kein struktureller Knock-out.

Aussetzer mit Signalwirkung

Kinderkrankheiten sind bei neuen Zahlungsrails normal, aber teuer im Vertrauenskonto. Wero will als europäische Lösung grenzüberschreitend funktionieren, schnell, sicher und bankenzentriert.

Genau deshalb sind selbst kurze Ausfälle heikel: Sie testen nicht nur die Technik, sondern auch die Versprechen rund um Resilienz, Fallbacks und Incident-Kommunikation. Positiv: Der Prozess wurde offenbar sauber hart abgewiesen, statt fehlerhaft durchgebucht zu werden – ein Zeichen, dass Schutzgeländer greifen. Kritisch bleibt, wie schnell Root-Cause-Analysen vorliegen und wie robust Redundanzen tatsächlich skaliert sind, wenn statt Tausender einmal Hunderttausende Transaktionen im Stau stehen.

Anspruch vs. Realität im PayPal-Duell

Vor gut einem Jahr startete Wero in Deutschland, Frankreich und Belgien – als europäische Antwort auf US-Plattformen. In Deutschland können Kundinnen und Kunden von Sparkassen und Volksbanken sowie der Postbank, der Onlinebank ING und der Neobank Revolut via Wero zahlen, entweder direkt aus der Banking-App oder über die Wero-App. Der Zeitpunkt des Zwischenfalls ist pikant: Erst vor zwei Wochen kämpfte PayPal in Deutschland mit Störungen. Einige Banken stoppten zeitweise Lastschriften oder prüften strenger. Der Vergleich zeigt: Plattformgröße schützt nicht vor Pannen – aber Reichweite beschleunigt Reputationsschäden. PayPal zählt hierzulande rund 30 Millionen aktive Nutzerinnen und Nutzer und kommt im E-Commerce nach EHI-Daten auf fast 30 % Umsatzanteil.

Für Wero heißt das: Wer gegen Netzwerke dieser Größenordnung antreten will, muss vor allem eines liefern – Verlässlichkeit im Tagesgeschäft. Jede Stunde Downtime wird zum unbequemen Reality-Check. Der gestrige Aussetzer ist kein K.-o., aber eine Erinnerung: Europas Zahlungsprojekt gewinnt Vertrauen nicht mit Ankündigungen, sondern mit störungsarmer Routine.

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