Unicredit erhöht ihre Beteiligung an der griechischen Alpha Bank auf 29,5 Prozent und sendet neue Signale im Commerzbank-Poker. Während Griechenland den Ausbau begrüßt, bleibt Deutschland skeptisch – CEO Andrea Orcel agiert strategisch vorsichtiger als bisher.

Bildnachweis:
Unicredit
Unicredit-Chef Andrea Orcel treibt die europäische Expansion des Mailänder Instituts weiter voran. Wie das Geldhaus mitteilte, wurde der Anteil an der griechischen Alpha Bank von 26 auf 29,5 Prozent aufgestockt. Damit nähert sich Unicredit der Schwelle von 30 Prozent, ab der nach europäischem Recht ein Übernahmeangebot verpflichtend wäre.
Auch an der Commerzbank hält Unicredit derzeit rund 29 Prozent – und verfolgt das deutsche Institut ähnlich aufmerksam wie das griechische Pendant. Während die Alpha Bank und die griechische Regierung den Einstieg der Italiener ausdrücklich begrüßen, stößt Orcels Strategie in Deutschland weiterhin auf Skepsis. Das Commerzbank-Management, die Arbeitnehmervertreter und auch die Bundesregierung lehnen eine Übernahme ab.
Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis sprach sich offen für die wachsende Rolle von Unicredit aus. Er bezeichnete den Einstieg als Signal für Vertrauen und Integration:
„Wenn wir es wirklich ernst meinen mit unserem Bekenntnis, größere Banken und eine europäische Bankenunion zu schaffen, sollten wir für solche Transaktionen offen sein.“
Die Alpha Bank war nach der Finanzkrise 2008 vom Staat gerettet und später reprivatisiert worden. Unicredit stieg 2023 zunächst mit neun Prozent ein und übernahm zugleich die Mehrheit an der rumänischen Tochter der Bank. Die Europäische Zentralbank hatte den Italienern erlaubt, ihren Anteil auf bis zu 29,9 Prozent auszubauen. An der Börse ist die Alpha Bank derzeit rund acht Milliarden Euro wert – ein Viertel des Börsenwerts der Commerzbank, die auf etwa 35 Milliarden Euro kommt.
Unicredit konsolidiert seit diesem Jahr die Beteiligungen an der Commerzbank und der Alpha Bank in der eigenen Bilanz. Steigende Gewinne dieser Institute wirken sich damit unmittelbar positiv auf die Kennzahlen der Gruppe aus. Von den 29,5 Prozent an der Alpha Bank entfallen 9,8 Prozent auf Aktien, der Rest auf Finanzinstrumente – ähnlich wie bei der Commerzbank.
Zum weiteren Vorgehen in Deutschland äußerte sich Unicredit nun auffallend zurückhaltend. „Maßgeblich für den Zeitpunkt und die Umsetzung sind die Abwägung zwischen Rendite, Ergebnisbeitrag sowie den Auswirkungen auf unsere Kapitalquote und Ausschüttungen“, teilte das Institut mit. Dieselbe Strategie verfolge man bei den Finanzinstrumenten, die etwa drei Prozent der Commerzbank-Anteile repräsentieren.
Noch im Sommer hatte Unicredit angekündigt, diese Instrumente „zu gegebener Zeit“ in Aktien umzuwandeln – ein Schritt, der die Übernahmespekulationen erneut befeuert hatte. Mit der nun vorsichtigeren Wortwahl signalisiert Orcel, dass er die politische und wirtschaftliche Lage abwägt, bevor er die Beteiligung weiter ausbaut.
Der Vorstoß in Griechenland und die strategische Geduld in Deutschland zeigen: Orcel verfolgt einen langfristigen Plan, Unicredit als führenden paneuropäischen Bankenkonzern zu etablieren – mit starken Positionen in Italien, Deutschland und Südosteuropa. Nach dem Rückzug vom geplanten Kauf der Banco BPM in Italien dürfte der Fokus nun auf gezieltem Wachstum in strategischen Märkten liegen.

Die EZB senkt die Kapitalanforderungen für die Commerzbank leicht. Vorstandschefin Bettina Orlopp spricht von einem Vertrauensbeweis – und kündigt an, den zusätzlichen Spielraum für Dividenden und Aktienrückkäufe zu nutzen.

Trotz rückläufigem Zinsüberschuss blickt ING optimistisch auf das Gesamtjahr. Die Bank hebt ihre Prognose an, steigert in Deutschland den Gewinn und kündigt ein Aktienrückkaufprogramm an.