Die Vienna Insurance Group (VIG) übernimmt die Nürnberger Versicherung und bietet den Aktionären 120 Euro je Aktie – eine Prämie von 173 Prozent. Der traditionsreiche Versicherer bleibt eigenständig, erhält aber umfangreiche Investitionszusagen für Digitalisierung und Wachstum.
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Nürnberger Versicherung
Nach Monaten intensiver Verhandlungen ist es offiziell: Die Vienna Insurance Group (VIG) und die Nürnberger Beteiligungs-AG haben eine Zusammenschlussvereinbarung unterzeichnet. Damit ist der Weg frei für eine der bedeutendsten Transaktionen im deutschen Versicherungsmarkt der vergangenen Jahre.
Die Österreicher bieten 120 Euro pro Aktie und bewerten die Nürnberger damit mit rund 1,4 Milliarden Euro. Der Preis liegt 173 Prozent über dem durchschnittlichen Börsenkurs der drei Monate vor Bekanntgabe der strategischen Prüfung im Mai – eine Offerte, die unter Analysten als ausgesprochen attraktiv gilt. Eine von ParkView Partners erstellte Fairness Opinion bestätigte laut Pressemitteilung die Angemessenheit des Preises.
Bereits jetzt haben die Großaktionäre – darunter Münchener Rück, Versicherungskammer Bayern, Daido Life Insurance Company und Swiss Re – zugesagt, zusammen 64,4 Prozent der Anteile anzudienen. Damit dürfte der Weg für eine kontrollierende Mehrheitsbeteiligung der VIG frei sein.
Trotz des Eigentümerwechsels soll die Nürnberger eigenständig bleiben. Die Vereinbarung sieht vor, dass kein Beherrschungs- oder Gewinnabführungsvertrag geschlossen wird – mindestens für die nächsten drei Jahre. VIG-Chef Hartwig Löger bezeichnet die Investition als strategischen Schritt, um die Position in Deutschland auszubauen und gleichzeitig die Wachstumsstrategie in Zentral- und Osteuropa zu stützen:
„Mit unserer Mehrmarkenstrategie bieten wir ideale Voraussetzungen zur Standortsicherung sowie zum Identitätserhalt der starken Marke Nürnberger.“
Für Nürnberger-CEO Harald Rosenberger ist der Zusammenschluss ein Beschleuniger:
„Die Partnerschaft gibt uns die Möglichkeit, als eigenständiges Unternehmen unsere Transformation signifikant zu beschleunigen und unsere Marktposition weiter zu stärken.“
Im Mittelpunkt steht dabei der Ausbau digitaler Kompetenzen. Die VIG hat erhebliche Investitionen in die IT-Transformation zugesichert – ein Projekt, das die Nürnberger in eine moderne und effiziente Systemlandschaft führen soll. Auch Standort, Arbeitsplätze und Marke sollen langfristig gesichert bleiben.
Der Schritt ist Ergebnis eines intensiven Auswahlprozesses. Unterstützt von Bain & Company hatte die Nürnberger über zehn Monate mögliche Partner geprüft. Am Ende setzte sich die VIG gegen mehrere internationale Interessenten durch – ein Hinweis auf die strategische Bedeutung des deutschen Markts für europäische Versicherer.
Mit der Integration will die Nürnberger ihre Stärken im Bereich Einkommensschutz und Biometrie-Produkte in die Gruppe einbringen. Im Gegenzug profitiert sie von der Kapitalstärke und den Skalierungseffekten der VIG. Die Wiener, die in 30 Ländern aktiv sind, sehen in der Nürnberger eine Plattform für Wachstum und Produktinnovation in Deutschland – und setzen damit ein deutliches Signal in Richtung Allianz, Generali und Talanx.
Die Angebotsunterlage der VIG soll in Kürze veröffentlicht werden, danach beginnt die offizielle Angebotsfrist. Vorstand und Aufsichtsrat der Nürnberger haben angekündigt, das Angebot nach Prüfung zu unterstützen.
Mittelfristig ist ein Delisting der Aktie geplant – ein Schritt, der die Integration in die VIG-Gruppe abrunden würde.
Damit endet für die Nürnberger Versicherung eine Ära der Unabhängigkeit – und beginnt eine neue Phase als Teil einer europäischen Versicherungsfamilie, die den deutschen Markt langfristig neu ordnen könnte.
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