UniCredit stockt ihre Commerzbank-Beteiligung weiter auf: Aus synthetischen werden Stückaktien, die Stimmrechte steigen auf rund 26 % – mit Zielrichtung 29 %. Das stärkt den Einfluss der Italiener, kostet aber CET1-Kapital. Strategisch bleibt der Kurs knapp unter der Übernahmeschwelle.
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Commerzbank AG
UniCredit macht Ernst: Der italienische Konzern wandelt weitere Teile seiner bislang synthetischen Commerzbank-Position in echte Aktien um und konsolidiert damit rund 26 Prozent der Stimmrechte; in einem nächsten Schritt soll die Beteiligung nun auf etwa 29 Prozent anwachsen.
Das ist ein kräftiger Griff nach Einfluss – und zugleich eine Lektion in europäischer M&A-Realpolitik. Wer in Deutschland knapp unter 30 Prozent bleibt, signalisiert Gewicht, ohne die Mechanik eines Pflichtangebots auszulösen. Dass UniCredit „derzeit“ keinen Aufsichtsratssitz anstreben will, nimmt dem Schritt die Schärfe nur bedingt: Kontrolle misst sich an Stimmrechten, nicht an Stühlen.
Der Vorstoß hat einen klar bezifferten Preis. Für die Zielgröße von rund 29 Prozent veranschlagt UniCredit eine CET1-Belastung von etwa 145 Basispunkten – spürbar mehr als die zuvor kommunizierten 110 Basispunkte, begründet mit gestiegenem Commerzbank-Kurs und einer restrukturierten Collar-Absicherung, die die Ergebnisschwankungen dämpfen soll.
Die avisierte Rendite von rund 20 Prozent bleibt zwar offiziell intakt. Doch in einem Sektor, der regulatorisch auf solide Kapitalpuffer verpflichtet ist, ist jeder Prozentpunkt CET1 eine strategische Ressource. UniCredit tauscht also bewusst Flexibilität gegen Stimmgewicht – ein Deal, der nur aufgeht, wenn die Commerzbank ihre Ertrags- und Ausschüttungsstory zuverlässig liefert.
Für die Commerzbank verschiebt sich mit dem Ankeraktionär die Machtarithmetik. Ein Anteilseigner, der knapp unter der Angebotsgrenze operiert und zugleich auf formale Gremienpräsenz verzichtet, ist ein Signal an das Management: Ergebnisse vor Symbolik.
Das erhöht den Druck, beim operativen Hebel – Kosten, Risiko, Kapitalallokation – sichtbar zu liefern, ohne die Minderheitsaktionäre an den Rand zu drängen. Die Bank steht damit nicht nur vor einem Profitabilitätstest, sondern auch vor einem Governance-Test: Transparenz in der Strategiekommunikation und eine klare Dividendenpolitik werden zur Pflicht, wenn der größte Einzelaktionär seine Renditeziele im Blick behält und die öffentliche Hand als Stakeholder sensibel bleibt.
Strategisch ist das Vorgehen sauber orchestriert: maximale Optionstreue, minimaler juristischer Ballast. Wer bei rund 29 Prozent anhält, behält sich Spielräume für spätere Schritte vor – je nachdem, wie sich Markt, Politik und Commerzbank-Kennzahlen entwickeln.
Dass UniCredit ihre Rolle als größter Aktionär offensiv betont und zugleich vermeidet, die formale Schwelle zu reißen, ist kein Widerspruch, sondern Kalkül. Aus Sicht der Italiener zählt am Ende, ob sich die Kombination aus Stimmgewicht, ökonomischer Absicherung und gebundenem Kapital auszahlt. Für die Commerzbank bleibt die Botschaft doppeldeutig: Rückenwind gibt es – aber nicht zum Nulltarif.
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