Trade Republic vor möglichem Milliarden-Upgrade – Investoren prüfen Secondary Deal

Trade Republic könnte durch einen geplanten Secondary Deal auf über zwölf Milliarden Euro bewertet werden. Während Investoren über Anteilsverkäufe verhandeln, wächst das Produktportfolio – zugleich steigt die Zahl der Kundenbeschwerden.

Harry Dörsam

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Harry Dörsam

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19.11.25

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13:06

Uhr

Trade Republic vor möglichem Milliarden-Upgrade – Investoren prüfen Secondary Deal

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Trade Republic

Der Berliner Neobroker Trade Republic könnte in Kürze eine deutlich höhere Bewertung erreichen. Laut einem Bericht des „Manager Magazins“ bereiten bestehende Investoren den Verkauf von Anteilen in Höhe von rund einer Milliarde Euro vor. Ein solcher Secondary Deal würde keinen frischen Kapitaleingang bringen, könnte aber den Marktwert des Unternehmens auf mehr als zwölf Milliarden Euro heben. Eine Stellungnahme des Unternehmens gegenüber dem Handelsblatt blieb aus. Auch Bloomberg hatte zuvor über entsprechende Überlegungen berichtet.

Bewertung könnte sich mehr als verdoppeln

Der mögliche Deal würde eine starke Neubewertung bedeuten: Bei der letzten Finanzierungsrunde im Sommer 2022 lag der Unternehmenswert von Trade Republic noch bei fünf Milliarden Euro. Der rasche Anstieg spiegelt die veränderte Rolle des Unternehmens wider, das sich in den vergangenen Jahren von einem reinen Neobroker zu einer umfassenden Digitalbank entwickelt hat.

Zu den Kennzahlen des Unternehmens: Trade Republic betreut inzwischen über zehn Millionen Kunden in 18 Ländern und verwaltet ein Vermögen von mehr als 150 Milliarden Euro. Diese Größenordnung macht das Fintech zu einem der sichtbarsten Akteure der deutschen und europäischen Finanzszene.

Ausbau zur Digitalbank – und eine Reihe neuer Produkte

Seit dem Erhalt der Vollbanklizenz Ende 2023 kann das Unternehmen zentrale Bankdienstleistungen eigenständig anbieten. Schritt für Schritt wurde das Produktportfolio erweitert: Anfang 2024 startete die hauseigene Bezahlkarte, Ende 2024 folgte die schrittweise Einführung eines Girokontos. Zuvor hatten Kunden lediglich Verrechnungskonten für Depots nutzen können.

In der vergangenen Woche ging Trade Republic erneut in die Offensive und verkündete die Erweiterung seines Kryptogeschäfts – bereits die dritte Produkteinführung innerhalb weniger Monate. Vorher hatte das Fintech Private Markets und neue Zinsprodukte vorgestellt. Allerdings sorgte ein Private-Equity-Fonds zuletzt für Irritationen, da die absoluten Kosten höher ausfielen als zunächst kommuniziert.

Wachsende Kritik am Kundenservice

Trotz der Wachstumsdynamik sieht sich Trade Republic zunehmender Kritik ausgesetzt. Aktuelle Zahlen des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV) zeigen einen deutlichen Anstieg der Beschwerden: Zwischen Januar und September stiegen die gemeldeten Fälle gegenüber dem Vorjahreszeitraum um rund 133 Prozent. Insgesamt gingen bei den 16 Verbraucherzentralen mehr als 300 Beschwerden ein.

Die Hauptgründe, so der VZBV, seien 2025 „ein schwer oder nicht erreichbarer Kundenservice“ sowie Probleme bei der Leistungserbringung. Mit zunehmend komplexen Produkten und wachsender Kundenbasis steigt damit der Druck auf das Unternehmen, Serviceprozesse zu verbessern und die Kundenzufriedenheit zu stabilisieren.

Während Investoren über neue Bewertungen verhandeln, steht Trade Republic somit vor der Herausforderung, sein stark wachsendes Geschäftsmodell operativ weiter zu festigen – insbesondere in einem europäischen Markt, der höhere Standards an Transparenz, Stabilität und Kundenbetreuung stellt.

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