Trade Republic startet Kinderdepots – Angriff auf den Vorsorgemarkt beginnt

Trade Republic startet Kinderdepots mit ETF-Kostenvorteilen und Zinsgutschrift. Eltern können nun steuerlich optimiert für den Nachwuchs investieren – ein Angriff auf etablierte Anbieter wie Comdirect, ING und Scalable.

Anja Amend

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Anja Amend

Veröffentlicht am

27.5.25

Trade Republic startet Kinderdepots – Angriff auf den Vorsorgemarkt beginnt

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Trade Republic

Der Neobroker Trade Republic bringt ein neues Produkt auf den Markt – und hat damit einen Nerv getroffen: Ab sofort können Eltern für ihre Kinder ein Depot eröffnen und langfristig Vermögen in ETFs, Aktien oder Anleihen aufbauen. Ein Schritt, der nicht nur strategisch klug gewählt ist, sondern auch den Wettbewerb im lukrativen Vorsorge-Segment deutlich anheizt.

Kinderdepots mit Extras: ETF-Kindergeld inklusive

Was auf den ersten Blick wie ein einfaches Familienfeature wirkt, ist in Wahrheit eine gezielte Erweiterung des Geschäftsmodells: Mit dem neuen Kinderdepot können Eltern für ihren Nachwuchs gezielt Sparpläne einrichten – auf Aktien, Anleihen oder ETFs. Auch Bruchstücke von Wertpapieren lassen sich wie gewohnt handeln.

Der Clou: Bei drei ausgewählten Vanguard-ETFs übernimmt Trade Republic gemeinsam mit dem Fondsanbieter die laufenden Verwaltungsgebühren. Diese werden monatlich gutgeschrieben und automatisch reinvestiert – das Feature trägt den charmanten Namen „Trade Republic Kindergeld“. Voraussetzung: Die Fonds liegen im Kinderdepot, nicht im elterlichen.

Damit wird der klassische ETF-Sparplan nicht nur gebührenfrei, sondern auch leicht steueroptimiert: Kinder haben einen eigenen Sparer-Pauschbetrag von 1.000 Euro, den Eltern durch ein separates Depot sinnvoll nutzen können. Allerdings gilt: Mit dem 18. Geburtstag gehört das Depot uneingeschränkt dem Kind.

Timing und Botschaft: Klar kalkuliert

Die Einführung kommt zu einem taktisch cleveren Zeitpunkt. Zum einen wächst der Druck auf die private Vorsorge – vor allem für Jüngere –, zum anderen diskutiert die Bundesregierung derzeit über die sogenannte Frühstart-Rente. Sie sieht vor, dass Kinder monatlich zehn Euro vom Staat als „Startkapital“ erhalten, investierbar beispielsweise in ETF-Sparpläne.

Ein gefundenes Fressen für Anbieter wie Trade Republic. CEO Christian Hecker nutzt das Momentum offensiv:

„Unseren Kindern werden eine marode Altersvorsorge und hohe Staatsschulden hinterlassen.“

Dass das Unternehmen davon profitieren will, ist offensichtlich. Doch die Botschaft ist strategisch geschickt – denn sie verknüpft gesellschaftliche Verantwortung mit Wachstumspotenzial.

Konkurrenz schläft nicht

Mit der Einführung der Kinderdepots betritt Trade Republic einen hart umkämpften Markt. Neben Scalable Capital, das ebenfalls Kinderdepots für den Sommer ankündigte, bieten auch klassische Direktbanken wie Comdirect, ING oder Consorsbank entsprechende Produkte an. Dort sind Kinderdepots allerdings nicht immer kostenfrei – oder nur unter Bedingungen wie regelmäßigen Sparplan-Ausführungen.

Einige Anbieter machen es Eltern zudem schwer: So verlangt Scalable, dass alle Erziehungsberechtigten selbst ein Depot beim Anbieter führen, bevor sie eines für das Kind eröffnen können.

Trade Republic setzt hingegen auf Einfachheit und Volumen: Rund 2,25 Prozent Zinsen auf das nicht investierte Kapital, kombinierbar mit kostenfreien ETF-Sparplänen, dürften viele Eltern ansprechen.

Fazit: Mehr als ein PR-Stunt

Mit dem Kinderdepot betritt Trade Republic nicht nur ein neues Marktsegment, sondern verknüpft es gekonnt mit gesellschaftlich relevanten Themen. Die Strategie ist klar: Früh Kunden binden – und deren Vertrauen über Jahre sichern. Die Konkurrenz muss reagieren, denn Trade Republic macht vor, wie moderne Vorsorgeprodukte aussehen könnten – einfach, günstig und digital. Der Kampf um die nächste Generation der Anleger hat begonnen.

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