Trade Republic knackt zehn Millionen Kunden – und öffnet Private Markets für die Masse

Trade Republic meldet mehr als zehn Millionen Kunden und 150 Mrd. € Assets – und öffnet Private Markets ab 1 € in Partnerschaft mit Apollo und EQT. Zwei weitere Anlageklassen folgen; parallel expandiert die Vollbank in 18 europäischen Märkten und schärft den Wettbewerb mit ING, DKB und Scalable.

Anja Amend

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Anja Amend

Veröffentlicht am

15.9.25

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8:51

Uhr

Trade Republic knackt zehn Millionen Kunden – und öffnet Private Markets für die Masse

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Trade Republic

Der Berliner Neobroker meldet den nächsten Meilenstein: Mehr als zehn Millionen Kundinnen und Kunden vertrauen inzwischen auf Trade Republic; das verwaltete Vermögen liegt bei rund 150 Milliarden Euro. Der Schritt hebt die 2019 gestartete App endgültig in die Liga der größten Direktbanken des Landes. Auch im europäischen Vergleich wächst die Plattform dynamisch: Laut aktueller Mitteilung erreicht Trade Republic inzwischen 18 Märkte. Parallel stellt das Fintech sein Geschäftsmodell breiter auf – weg vom reinen Brokerage, hin zum Wealth Management mit zusätzlichen Anlageklassen.

Der Wettbewerbsdruck im Heimatmarkt bestätigt die Relevanz des erreichten Niveaus: Die ING Deutschland überschritt im März die Marke von zehn Millionen Privatkundinnen und -kunden, die DKB zählt etwa 5,9 Millionen und modernisiert ihre Wertpapier-Infrastruktur in einer neuen Partnerschaft mit Upvest. Gleichzeitig professionalisieren die Neobroker ihr Bankangebot: Scalable Capital erhielt am 10. September die Erlaubnis für das Einlagen- und Kreditgeschäft; Trade Republic selbst ist seit Dezember 2023 Vollbank. Die Branche konsolidiert sich damit weiter – mit Spar- und Investmentfunktionen als Kern des digitalen Bankings.

Private Markets ab 1 Euro: Apollo und EQT als Türöffner

Mit der heute angekündigten Öffnung zu Private Markets schlägt Trade Republic inhaltlich ein neues Kapitel auf. Über strategische Partnerschaften mit Apollo und EQT erhalten Privatanleger Zugang zu einer Anlageklasse, die bislang überwiegend vermögenden und institutionellen Investoren vorbehalten war. Die Bank betont drei Punkte: Einstiegssummen bereits ab einem Euro mittels Bruchteil-Investments, ein internes monatliches Liquiditätsfenster für Anteilsverkäufe sowie einen Einführungsbonus von 1 % auf jedes Private-Markets-Investment in den ersten 30 Tagen – ohne Limit. In den kommenden Monaten sollen zwei weitere Anlageklassen im Abstand von jeweils 30 Tagen folgen.

Die Botschaft ist programmatisch: „Langfristiger Vermögensaufbau ist mehr als nur ein ETF-Sparplan“, sagt Mitgründer Christian Hecker.

„Jeder in Europa soll die Möglichkeit haben, so zu investieren, wie es die sehr Vermögenden tun — einfach, sicher und zu geringstmöglichen Kosten.“

Auch die Partner formulieren den breiten Anspruch: EQT spricht von einem „globalen und diversifizierten Private-Markets-Portfolio“, Apollo von einem „entscheidenden Schritt für die Demokratisierung“ der Anlageklasse. Für Trade Republic ist der Schritt nach Karte und Girokonto der „bedeutendste Meilenstein seit der Gründung“.

Die Öffnung zu Private Markets ist zugleich ein Signal in Richtung Ertragsmix. Während Zinsprodukte im Laufe des Jahres durch sinkende Notenbankzinsen an Attraktivität verloren, wuchs das investierte Vermögen spürbar. Das neue Angebot adressiert den Trend vieler Sparer, stärker in breit gestreute, langfristige Lösungen zu wechseln – und verschiebt die Wahrnehmung von der Broker-App zu einer Vermögensplattform mit Banklizenz.

Wettbewerb, Regulierung und Europa-Expansion

Für etablierte Onlinebanken wie DKB und ING ist die Dynamik ein Weckruf. Die DKB will ihr Depotgeschäft technologisch beschleunigen und Kosten senken, indem sie die Abwicklung an Upvest auslagert; Ziel ist laut Management ein klarer Leistungssprung gegenüber Neobrokern. Scalable wiederum nutzt die neue Banklizenz, um Einlagen künftig auch selbst zu verwahren und Kredite anzubieten – ein Schritt, der die Ertragsbasis erweitert. Für Trade Republic bestätigt dies die strategische Richtung: Die App will die „Home-Screen-Bank“ für Sparen und Investieren werden, von ETF-Sparplänen über Brokerage bis hin zu alternativen Anlageklassen.

International setzt Trade Republic seine Expansion fort. Nach dem Start in Polen – dem ersten Markt außerhalb der Eurozone – ist das Unternehmen in 18 europäischen Ländern aktiv und kündigt weitere Märkte an. Damit erhöht sich Reichweite und Skalierungspotenzial, zugleich steigen die regulatorischen Anforderungen. Als Vollbank unterliegt Trade Republic der Aufsicht von BaFin, Bundesbank und – im Rahmen der Lizenz – der EZB. Für Kundengelder verweist die Bank auf die EU-weite Einlagensicherung von bis zu 100.000 Euro je Kunde und Partnerbank; darüber hinaus diversifiziert sie größere Guthaben in Geldmarktfonds, die als Sondervermögen gelten. Für Nutzer ist damit entscheidend, die Verwahrart ihres Cash-Bestands zu kennen.

Operativ bleibt die Messlatte hoch. Der starke Zustrom der vergangenen Jahre – von vier auf acht Millionen Kundinnen und Kunden im Jahr 2024, nun erstmals zweistellig – trifft auf einen Markt, in dem Kundenerlebnis, Gebührenstruktur und Produktbreite über Loyalität entscheiden. Mit Private Markets, Girokonto, Karte und Zinsangebot will Trade Republic jetzt die nächste Wachstumsstufe zünden und die Lücke zwischen Neo-App und klassischer Vermögensverwaltung schließen. Die adressierte Zielgruppe ist klar: Millionen Sparer, die den Vermögensaufbau systematisch angehen – künftig auch über alternative Anlagebausteine, die es bislang kaum unter die 10.000-Euro-Schwelle geschafft haben.

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