Trade Republic erweitert sein Kryptoangebot – trotz wachsender Kritik am Service

Trade Republic erweitert sein Kryptogeschäft um Wallets, Staking und Bezahlfunktionen – und treibt damit seine Entwicklung hin zum umfassenden Vermögensverwalter voran. Während das Produktportfolio wächst, häufen sich zugleich Beschwerden über den Kundenservice.

Anja Amend

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Anja Amend

Veröffentlicht am

14.11.25

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12:13

Uhr

Trade Republic erweitert sein Kryptoangebot – trotz wachsender Kritik am Service

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Trade Republic

Der Berliner Neobroker Trade Republic intensiviert seine Aktivitäten im Kryptosegment und führt eine eigene Wallet ein. Die Neuerung markiert das dritte Produkt, das das Unternehmen innerhalb von rund zwei Monaten vorgestellt hat. Damit setzt der Broker seinen strategischen Kurs fort, das Dienstleistungsangebot von einer klassischen Trading-App zu einer umfassenden Vermögensplattform auszubauen.

Wallet, Staking und Bezahlen per Coin

Mit der Einführung der Wallet ermöglicht Trade Republic seinen Nutzern erstmals, Kryptowährungen vollständig selbst zu verwahren, zu kaufen, zu verkaufen und zwischen verschiedenen Wallets zu transferieren. „Krypto sei die erste Anlageklasse, bei der nicht die Banken, sondern die Menschen selbst den Trend bestimmen“, sagt Christian Hecker, Mitgründer von Trade Republic. Die Anlageform habe sich „heute zu einem festen Bestandteil des Finanzsystems“ entwickelt.

Neben der Wallet integriert der Broker auch Staking-Funktionen. Anleger können etwa Ether hinterlegen, um zur Validierung des Netzwerks beizutragen und dafür feste Erträge – sogenannte Rewards – zu erhalten. Während des Stakings sind die entsprechenden Positionen allerdings gebunden und nicht handelbar.

Darüber hinaus führt Trade Republic eine neue Bezahloption ein: Kartenzahlungen können künftig direkt in Kryptowährungen abgewickelt werden. Nutzer erhalten dabei zwei Prozent ihrer Ausgaben als Gutschrift, die automatisch einem Sparplan zugeführt wird – begrenzt auf 1.500 Euro Karteneinsatz pro Monat. Zugleich weist das Unternehmen auf steuerliche Implikationen hin, da jede Zahlung den steuerlich relevanten Verkauf eines Kryptobestands darstellt.

Verwahrt werden die digitalen Assets laut Mitteilung ausschließlich in Cold Wallets des Custody-Anbieters BitGo Europe. Diese physischen Speichermedien gelten aufgrund ihrer Offline-Nutzung als besonders sicher.

Strategieoffensive in anspruchsvollem Marktumfeld

Die Ausweitung des Kryptoangebots ist Teil einer breiteren Produkteoffensive. Erst kürzlich hatte Trade Republic Zugang zu Private Markets sowie neue Zinsprodukte eingeführt. Ein Private-Equity-Fonds hatte zuletzt für Irritationen gesorgt, da ausgewiesene Kosten höher ausfielen als zunächst kommuniziert wurde.

Der Zeitpunkt der neuen Produktfeatures fällt in eine anspruchsvolle Marktphase: Bitcoin und Ether – die beiden wichtigsten Kryptowährungen – haben seit Jahresbeginn deutliche Verluste verzeichnet. Bitcoin liegt rund sieben Prozent im Minus, Ether hat etwa 15 Prozent eingebüßt. Dennoch erlebt der Kryptomarkt angesichts neuer regulatorischer Klarheit in Europa und wachsender institutioneller Beteiligung derzeit eine strukturelle Stabilisierung.

Wachsende Kundenbasis – und steigende Beschwerden

Mit mehr als zehn Millionen Kunden in 18 Ländern und einem verwalteten Vermögen von über 150 Milliarden Euro zählt Trade Republic weiterhin zu den größten Fintechs Europas. Doch der starke Kundenzuwachs bringt operative Herausforderungen mit sich.

Nach aktuellen Angaben des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV) haben sich die Beschwerden über Trade Republic bis September deutlich erhöht. Die Zahl der Meldungen stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 133 Prozent, wie ein Sprecher dem Handelsblatt sagte. Insgesamt verzeichneten die Verbraucherzentralen mehr als 300 Beschwerden. Im Vordergrund standen ein schwer oder nicht erreichbarer Kundenservice sowie Probleme bei der Erbringung von Leistungen.

Damit stehen die ambitionierte Produktstrategie und die Servicequalität in einem Spannungsfeld: Während Trade Republic sein Angebot konsequent erweitert, wächst parallel der Anspruch der Kunden an stabile Prozesse und verlässliche Unterstützung – insbesondere in einem Marktumfeld, das von Volatilität und regulatorischen Änderungen geprägt ist.

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