Spanischer Bankenpoker: Santander schnappt sich britische TSB Bank

Santander kauft die britische TSB Bank von Sabadell für zunächst 2,65 Mrd. Pfund. Während Santander seine Marktposition in Großbritannien deutlich ausbaut, zieht sich Sabadell nach Spanien zurück – ein taktischer Schachzug gegen die Übernahme durch BBVA.

Anja Amend

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Veröffentlicht am

2.7.25

um

9:03

Uhr

Spanischer Bankenpoker: Santander schnappt sich britische TSB Bank

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TSB Bank

Es könnte ein wesentlicher Deal des Jahres im (knontinental-)europäischen Bankenmarkt werden: Die spanische Großbank Santander übernimmt für zunächst 2,65 Milliarden Pfund (etwa 3,1 Milliarden Euro) die britische TSB Bank von ihrem bisherigen Eigentümern Banco Sabadell. Ein strategischer Schachzug, der nicht nur die Gewichte im Vereinigten Königreich verschiebt, sondern zugleich den spanischen Bankenmarkt in Bewegung bringt.

Santander setzt auf Großbritannien

Die britische TSB wechselt damit erneut von einer spanischen Mutter zur nächsten. Bereits seit 2015 stand die Bank unter Kontrolle des spanischen Instituts Sabadell, das die TSB damals für 1,7 Milliarden Pfund erworben hatte. Santander hingegen ist in Großbritannien längst keine Unbekannte: Mit dem Zukauf der Nummer sieben im britischen Bankenmarkt rückt Santander auf Rang drei bei den Privatkundeneinlagen vor – hinter Lloyds und NatWest, aber klar vor Barclays und HSBC.

Vorstandschefin Ana Botín, zuletzt sogar mit einem möglichen Rückzug aus dem britischen Markt in Verbindung gebracht, sieht nun gute Gründe, auf der Insel Gas zu geben. Gegenüber Analysten betonte sie demonstrativ:

„Diese Transaktion ist Ausdruck unseres Vertrauens in unsere Strategie, aber auch in den britischen Markt.“

Sabadell: Rückzug oder taktisches Manöver?

Während Santander seine Marktposition auf der Insel ausbaut, verabschiedet sich Sabadell aus dem internationalen Abenteuer Großbritannien. Die Spanier sehen in ihrem Heimatmarkt offenbar mehr Potenzial – und ziehen sich auf die iberische Halbinsel zurück. Doch steckt möglicherweise mehr dahinter?

Der Verkauf der TSB ist für Sabadell nämlich keineswegs nur eine strategische Bereinigung, sondern Teil eines ausgeklügelten Plans zur Abwehr der feindlichen Übernahme durch die heimische Konkurrenzbank BBVA. Indem Sabadell sich nun auf das lukrative Inlandsgeschäft konzentriert, hofft das Institut, Aktionären überzeugende Argumente für die Unabhängigkeit zu liefern. Als zusätzlicher Köder winkt den Investoren eine saftige Sonderdividende in Höhe von 2,5 Milliarden Euro – zusätzlich zur bereits geplanten Ausschüttung von 1,3 Milliarden Euro für das Jahr 2025.

Sabadell-Chef César González-Bueno formulierte den Schritt deutlich:

„Wir werden uns nun auf Spanien konzentrieren, wo wir deutliches Wachstumspotenzial sehen.“

Ein klares Signal an die Aktionäre – und wohl auch an die Führungsetage von BBVA.

Kaufpreis könnte weiter steigen

Zunächst zahlt Santander 2,65 Milliarden Pfund. Doch Sabadell dürfte noch mehr Geld erhalten: Die bis Anfang 2026 erzielten Gewinne der TSB fließen zusätzlich in die Kasse. Der finale Kaufpreis könnte somit bei rund 2,9 Milliarden Pfund liegen.

Die Zustimmung der Sabadell-Aktionäre Anfang August dürfte angesichts der versprochenen Sonderdividende eine reine Formsache sein.

Gewinner und Verlierer im Banken-Poker

Mit der TSB-Übernahme stärkt Santander seine Position deutlich und setzt ein kräftiges Ausrufezeichen im umkämpften britischen Bankenmarkt. Sabadell wiederum verschafft sich Luft für den harten Abwehrkampf gegen BBVA – ein riskantes Spiel, das zeigen wird, ob der Rückzug aufs Heimatgeschäft tatsächlich als Stärke interpretiert wird oder doch als Eingeständnis einer strategischen Niederlage. Die spanische Bankenlandschaft bleibt jedenfalls spannend.

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