Finanzwissen mit Lücken – aber der Notgroschen wächst

Eine neue Erhebung zeigt: Nur 36 % der Deutschen trauen sich bei Geldfragen „gut“ oder „sehr gut“ zu. Jüngere und Ältere liegen zurück, Frauen noch deutlicher. Positiv: Mehr Haushalte bauen Notgroschen auf – und Finanzierungen werden bewusster genutzt.

Anja Amend

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Anja Amend

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19.8.25

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10:19

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Finanzwissen mit Lücken – aber der Notgroschen wächst

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Teambank AG

Die finanzielle Alphabetisierung in Deutschland bleibt ausbaufähig. Laut dem aktuellen TeamBank-Liquiditätsbarometer bewerten lediglich 36 Prozent ihr Wissen zu Geldanlage, Krediten und Altersvorsorge als gut oder sehr gut. Besonders schwach schneiden die 18- bis 29-Jährigen (34 %) und die 50- bis 79-Jährigen (32 %) ab; in der Mitte liegt die Gruppe der 30- bis 49-Jährigen (41 %). Ein deutlicher Graben verläuft zwischen den Geschlechtern: 26 Prozent der Frauen attestieren sich solide Kompetenz, bei Männern sind es 46 Prozent. Und: Je höher das Einkommen, desto größer das Selbstvertrauen – von 19 Prozent bei Haushalten unter 1.000 € netto bis zu 58 Prozent ab 4.000 €.

Puffer für Unvorhergesehenes: oft zu klein, aber mit Aufwärtstrend

Fast die Hälfte der Befragten (47 %) kann bei plötzlichen Ausgaben wie Autoreparatur oder defekter Waschmaschine auf weniger als 2.000 € zurückgreifen; 22 Prozent haben unter 500 €, 6 Prozent gar keine Rücklagen. Gleichzeitig gibt es Fortschritte: 27 Prozent verfügen inzwischen über mindestens 5.000 € – fünf Prozentpunkte mehr als im Juli 2024. Der Trend zum größeren Notpolster ist ein Lichtblick in einem Umfeld, in dem Kaufkraft, Zinsen und Unsicherheit die private Liquiditätsplanung fordern.

Kreditpraxis: weit verbreitet – und bewusster

Finanzierungen sind Alltag: 78 Prozent haben mindestens eine Form schon genutzt. Besonders verbreitet ist der Kauf auf Rechnung (47 %; +9 Prozentpunkte gegenüber Juli 2024). Ratenkredit und Darlehen kommen jeweils auf 34 % (+6 Punkte). Ältere greifen häufiger zu (81 % in der Gruppe 50–79) als Jüngere (66 % in der Gruppe 18–29). Bemerkenswert ist der wachsende Pragmatismus: 63 Prozent nutzen Finanzierungen nur in wichtigen Ausnahmefällen (+7 Punkte), 47 Prozent nehmen Kredite ausschließlich bei ausreichender Absicherung auf (+4 Punkte). Das spricht für mehr Disziplin beim Schuldenmachen – ein Pluspunkt für Haushaltsstabilität.

Was die Branche daraus lesen kann

Für Banken und Finanzdienstleister liegt der Auftrag auf der Hand: zielgruppengerechte Aufklärung und einfache, transparente Produkte. Der Bedarf reicht von Basiswissen zur Budgetplanung bis zu verständlichen Erklärformaten für Anlage- und Absicherungsentscheidungen. Wo Kunden bereits vorsorgen und Finanzierung bewusster einsetzen, lassen sich Beziehungen vertiefen – vorausgesetzt, Beratung und Produktdesign bleiben klar, fair und alltagstauglich.

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