Die Schweiz will mit verschärften Kapitalregeln die Stabilität ihrer letzten verbliebenen Großbank UBS sichern. Das könnte jedoch teuer werden und stößt auf heftige Kritik.
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Die Schweizer Regierung will die Lehren aus dem Credit-Suisse-Drama gezogen haben: Um einen zweiten milliardenschweren Rettungseinsatz zu verhindern, soll die UBS künftig noch deutlich mehr Eigenkapital vorhalten. Eine Maßnahme, die im Zürcher Bankenturm für massiven Widerstand sorgt.
Die nun von der Schweizer Regierung präsentierten verschärften Kapitalvorschriften haben es in sich. Künftig sollen sämtliche Auslandstöchter der UBS vollständig mit hartem Eigenkapital auf Ebene der Schweizer Konzernmutter hinterlegt werden – und nicht mehr nur zu 60 Prozent wie bisher. In Zahlen übersetzt bedeutet dies einen zusätzlichen Eigenkapitalbedarf von bis zu 26 Milliarden Dollar.
Die UBS soll so robust aufgestellt sein, dass im Extremfall sämtliche ausländische Beteiligungen wertlos abgeschrieben werden könnten, ohne den heimischen Bankbetrieb zu gefährden. Ein radikaler Ansatz, mit dem der Bundesrat demonstrieren möchte, dass sich ein staatliches Rettungspaket wie bei der Credit Suisse auf keinen Fall wiederholen darf.
Unterstützung findet der Vorschlag bei der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma. Man begrüßt, dass endlich gehandelt werde, um die Stabilität des Finanzsystems zu stärken.
In der UBS-Zentrale hingegen sieht man die Pläne deutlich weniger wohlwollend. Konzernchef Sergio Ermotti bezeichnete die Vorschläge in einer internen Mitteilung als „extrem“ und warnte, dass deren vollständige Umsetzung nicht nur die globale Wettbewerbsfähigkeit der UBS untergraben, sondern letztlich auch dem gesamten Schweizer Finanzsektor schaden würde.
Harte Worte, die eine intensive Lobbyarbeit der Bank gegen das geplante Gesetz erwarten lassen. Tatsächlich ist zu befürchten, dass der Entwurf auf dem parlamentarischen Weg noch deutlich verwässert werden könnte – schließlich dürfte der Einfluss der UBS in den Schweizer Parlamentskammern nicht zu unterschätzen sein.
Bemerkenswert ist, dass trotz – oder gerade wegen – der harschen Kritik der UBS die Anleger zunächst erleichtert auf die Nachricht reagierten. Der Aktienkurs der UBS sprang kurz nach Veröffentlichung der Nachricht um sieben Prozent nach oben. Die Spekulation über mögliche Belastungen durch neue Vorschriften hatte den Kurs zuvor monatelang belastet. Analysten von Jefferies sehen darin sogar einen „möglichen Wendepunkt“ für die Aktie.
Doch langfristig bleibt die Unsicherheit groß. Schließlich könnte ein deutlich höherer Eigenkapitalbedarf die Renditeerwartungen nachhaltig drücken. Morningstar-Analyst Johann Scholtz bringt die Sorgen auf den Punkt: Zwar könnten durch die Integration der Credit Suisse zunächst Kapital freigesetzt und Kosten reduziert werden. Doch wenn dieses Kapital durch schärfere Vorschriften gebunden werde, wäre der Vorteil schnell dahin.
Die UBS ist nach der Zwangsübernahme der Credit Suisse inzwischen fast doppelt so groß wie die gesamte Schweizer Volkswirtschaft. Dass die Regierung unter diesen Umständen die regulatorischen Daumenschrauben anzieht, ist nachvollziehbar. Ob sie sich im parlamentarischen Prozess jedoch durchsetzen kann – gegen den zu erwartenden Druck der UBS und ihrer Lobbyisten – bleibt abzuwarten.
Bis dahin dürften Investoren, Analysten und Politiker in Bern und Zürich noch manche schlaflose Nacht verbringen. Denn klar ist: Ein zweites Debakel à la Credit Suisse kann sich die Schweiz nicht leisten. Ein Wettbewerbsnachteil der letzten verbliebenen Großbank aber auch nicht.
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