Scalable Capital erhält die Banklizenz, startet Konsumentenkredite bis 100.000 Euro und zahlt 2 % Zinsen. Der Neobroker zielt damit direkt auf Marktanteile von Banken und Fintechs – mitten in einer Phase wachsender Konkurrenz im deutschen Retailbanking.

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Scalable Capital
Aus dem Neobroker wird eine Vollbank mit Ambitionen: Scalable Capital hat von der EZB die Erlaubnis für Einlagen- und Kreditgeschäft erhalten und kündigt Konsumentendarlehen zwischen 1.000 und 100.000 Euro an. Ab Oktober sollen Kundeneinlagen wahlweise bei Scalable selbst oder bei mehreren Partnerbanken liegen; die Zinszusage von 2 % pro Jahr bleibt bestehen – faktisch eine direkte Spiegelung des EZB-Einlagenzinses. Für einen Markt, der sich gerade neu sortiert, ist das ein Paukenschlag.
Bislang stand Scalable für Brokerage, ETF-Sparen, Krypto-Angebote und verzinste Geldpark-Lösungen über Geldmarktfonds und Partnerbanken. Mit der Banklizenz rückt das Unternehmen näher an das Modell einer integrierten Plattformbank heran – nur ohne Girokonto. Während Rivalen wie Trade Republic seit der Vollbanklizenz 2023 auf Konto, Karte und Zahlungsverkehr setzen, wählt Scalable eine andere Reihenfolge: erst Einlagenbilanz, dann Kreditbuch. Strategisch ist das schlüssig: Margen entstehen dort, wo Fristentransformation und Pricing-Power greifen – nicht zwingend in der kostspieligen Zahlungsverkehrs-Industrialisierung.
Gleichzeitig wächst der Wettbewerbsdruck. JP Morgan will 2026 mit Chase in Deutschland starten, BBVA ist bereits live, und die großen Onlinebanken sowie Direktbroker professionalisieren ihr Angebot. Scalable positioniert sich dazwischen: weniger Bankfiliale im Smartphone, mehr Kapitalmarkt- und Vermögensplattform mit ergänzender Finanzierung.
Der Schritt in Konsumentenkredite verspricht Ertrag – birgt aber Zyklusrisiken. Das zeigt die aktuelle Nachrichtenlage: Die TeamBank als großer Konsumentenfinanzierer im genossenschaftlichen Verbund musste im ersten Halbjahr eine deutlich höhere Risikovorsorge schultern und rutschte ins Minus. Wer jetzt in Ratenkredite geht, braucht belastbare Underwriting-Modelle, robuste Score-Partnerschaften und einen disziplinierten Ansatz bei Preis und Laufzeit. Scalable verzichtet auf Girokonto-Umsatz, kann aber über das Brokerage-Ökosystem Verhalten, Liquidität und Vermögenslage seiner Kundschaft datengetrieben einschätzen – ein potenzieller Vorteil beim Risikomanagement, sofern Governance und Modelle greifen.
Die Signale sind eindeutig:
Provokant formuliert: Wer 2026/27 im deutschen Retailbanking Relevanz beansprucht, muss entweder Transaktionsökonomie perfekt beherrschen – oder Zins- und Kreditökonomie. Scalable wählt die zweite Route. Gelingt der Spagat aus schlanker Bilanz, smarter Risikosteuerung und wettbewerbsfähigen Preisen, wird aus dem Broker endgültig ein ernstzunehmender Bankplayer. Gelingt er nicht, sind höhere Risikokosten und Druck auf die Marge programmiert.
Eines ist sicher: Der Markteintritt von Chase, das Deutschland-Comeback von BBVA und die Banklizenz-Strategie von Trade Republic machen 2026 zum Stresstest für alle Anbieter. Scalable setzt früh auf den Kredithebel – und zwingt etablierte Institute wie Fintechs, ihre Ertragsarchitekturen neu zu justieren.

Die Nassauische Sparkasse verlängert die Verträge mit ihren Vorständen Michael Baumann und Frank Diefenbach. Der Verwaltungsrat setzt damit auf Kontinuität und Stabilität bei den strategischen Projekten des Hauses.

Die EZB senkt die Kapitalanforderungen für die Commerzbank leicht. Vorstandschefin Bettina Orlopp spricht von einem Vertrauensbeweis – und kündigt an, den zusätzlichen Spielraum für Dividenden und Aktienrückkäufe zu nutzen.

Unicredit erhöht ihre Beteiligung an der griechischen Alpha Bank auf 29,5 Prozent und sendet neue Signale im Commerzbank-Poker. Während Griechenland den Ausbau begrüßt, bleibt Deutschland skeptisch – CEO Andrea Orcel agiert strategisch vorsichtiger als bisher.