Die Hamburger Privatbank M.M. Warburg streicht ein Viertel ihrer Stellen und beendet das volatile Kapitalmarktgeschäft, um sich stärker auf Private Banking und Unternehmensfinanzierungen zu konzentrieren.

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M.M.Warburg & CO (AG & Co.) | Fotograf: Aloys Kiefer
Das traditionsreiche Hamburger Bankhaus M.M. Warburg zieht die Reißleine: Bis 2027 sollen rund ein Viertel der derzeit 550 Stellen wegfallen. Damit reagiert das Institut auf die anhaltend schwierigen Rahmenbedingungen und strukturellen Herausforderungen – insbesondere auf die Folgen der langjährigen Verwicklung in den Cum-Ex-Steuerskandal. Zuvor wurde bereits über den Stellenabbau spekuliert, nun bestätigt sich der Verdacht, wie die Bank gegenüber Bloomberg bestätigt.
Im Zentrum der Neuausrichtung steht die vollständige Aufgabe des Kapitalmarktgeschäfts. Die Bank begründet diesen Schritt damit, dass die Erträge aus diesem Bereich in den vergangenen Jahren zu volatil und schwer planbar waren. Stattdessen will sich M.M. Warburg künftig verstärkt auf ihr Kerngeschäft fokussieren: das Private Banking sowie die Beratung und Finanzierung im Corporate Banking – vor allem in den Sektoren Shipping und Immobilien. Darüber hinaus soll die Rolle als Verwahrstelle für illiquide Vermögenswerte weiter ausgebaut werden.
„Wir gehen im Rahmen unserer Überlegungen davon aus, die Bank ab 2027 mit Mitarbeitenden in einer Kapazität von rund 400 Vollzeitstellen erfolgreich betreiben zu können“
Das erklärte eine Sprecherin der Bank gegenüber Bloomberg. Derzeit laufen Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern, und ein Sozialplan wird erarbeitet. Dementsprechend könnte es bei den konkreten Zahlen noch Anpassungen geben – klar ist jedoch, dass M.M. Warburg sich erheblich verschlanken wird.
Die Zahlen des vergangenen Jahres belegen, wie dringend nötig der Umbau für das Bankhaus geworden ist: Der Gewinn schrumpfte von zehn Millionen Euro im Jahr 2023 auf lediglich eine Million Euro. Besonders auffällig ist das Kosten-Ertrags-Verhältnis, das zuletzt bei alarmierenden 112,4 Prozent lag. Anders formuliert: Für jeden eingenommenen Euro gibt die Bank derzeit mehr als einen Euro aus – ein klares Indiz dafür, dass die Kostenseite dringend auf den Prüfstand gehört.
Dass es bei M.M. Warburg zuletzt nicht rund lief, überrascht Beobachter der Finanzbranche kaum. Das Bankhaus kämpft seit Jahren mit den Folgen seiner Beteiligung an umstrittenen Cum-Ex-Geschäften, was sowohl finanziell als auch reputationsseitig erhebliche Spuren hinterlassen hat. Die Neuausrichtung ist nun der Versuch, die Bank wieder auf solidere Füße zu stellen und ihr Image langfristig zu rehabilitieren.
Es bleibt offen, ob der radikale Schritt tatsächlich den gewünschten Turnaround bringen wird. Die angestrebte Konzentration auf Private Banking und Corporate Banking klingt zunächst vernünftig. Doch auch hier warten starke Wettbewerber, die den Markt in den vergangenen Jahren bereits unter sich aufgeteilt haben. Für M.M. Warburg gilt es nun, nicht nur Kosten zu senken, sondern auch ein klares Alleinstellungsmerkmal in diesen Geschäftsbereichen zu entwickeln.
Die drastische Stellenstreichung könnte zwar kurzfristig die Kostensituation verbessern, doch ob die Bank damit langfristig wieder an Ertragskraft gewinnen kann, wird die Zukunft zeigen. Der Umbau bei M.M. Warburg mag radikal erscheinen – notwendig war er zweifellos. Doch nur die kommenden Jahre werden zeigen, ob diese Rosskur am Ende den gewünschten Erfolg bringt oder lediglich die Schadensbegrenzung eines einst stolzen Hamburger Bankhauses darstellt.

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