Quintet schärft den Aufsichtsrat – Tech, Plattform, Praxisnähe

Quintet Private Bank holt mit Mitchel Lenson, Antonio Lorenzo und Carolina Minio-Paluello drei profilierte Köpfe in den Verwaltungsrat. Der Mix aus IT-, Versicherungs- und Plattform-Expertise signalisiert: Private Banking rüstet sich für eine Ära, in der Technologie-Governance, Skalierung und Resilienz ebenso wichtig sind wie Anlagekompetenz.

Anja Amend

Ein Beitrag von

Anja Amend

Veröffentlicht am

9.9.25

um

15:44

Uhr

Quintet schärft den Aufsichtsrat – Tech, Plattform, Praxisnähe

Bildnachweis:

Quintet Bank

Quintet Private Bank stellt ihren Verwaltungsrat breiter auf: Mit dem früheren Group-CIO der Deutschen Bank Mitchel Lenson, dem langjährigen Lloyds-Topmanager und Scottish-Widows-Chef Antonio Lorenzo sowie der Tech-Unternehmerin und Vitruvya-Gründerin Carolina Minio-Paluello ziehen drei Profile ein, die für das nächste Kapitel im europäischen Wealth Management stehen.

Unter dem Vorsitz von Hugo Bänziger – ehemaliges Geschäftsleitungsmitglied der Deutschen Bank, Ex-Partner von Lombard Odier und früherer Eurex-Aufsichtsratschef – markiert die Personalie einen Kurs, der Governance nicht als Pflichtübung, sondern als Wettbewerbsvorteil versteht.

“I am delighted to welcome our new Board members, each of whom brings unique perspective and deep insight into areas critical to the future of Quintet and the broader industry,” Bänziger said. “The Board and I look forward to continuing to work together – in close collaboration with the Authorized Management Committee – to further strengthen Quintet’s foundation and drive sustained growth.”

Warum diese drei? Weil die Spielregeln sich verschoben haben

Die Auswahl ist kein Zufall. Lenson steht für tiefes Technologie- und Transformationshandwerk – gefragt in Zeiten, in denen Cyber-Resilienz, Datenqualität und API-Fähigkeit über Kundenerlebnis und Kostenquote entscheiden. Lorenzo bringt das, was vielen Privatbanken fehlt: die Erfahrung, komplexe Retail- und Versicherungseinheiten zu skalieren, Margen zu verteidigen und dennoch Produktinnovation zu liefern. Minio-Paluello schließlich verkörpert die Plattform-Denke: europäische Technologie-Infrastruktur, die aus Inseln vernetzte Ökosysteme macht.

Die aktuelle Nachrichtenlage zeigt, warum diese Mischung zählt: wiederholte Störungen im Zahlungsverkehr, der Vormarsch tokenisierter Assets und KI-gestützter Anlageprozesse, neue Regulierungs-Layer von DORA bis zu Pilotregimen für digitale Marktinfrastrukturen – all das verlangt Aufsichtsräte, die Technologie und Risiko nicht nur beaufsichtigen, sondern strategisch verankern.

Private Banking wird Plattformgeschäft

Für Quintet – mit Wurzeln seit 1949 und Präsenz in Europa und UK – ist der Schritt ein Signal an drei Adressaten:

  • Kunden: Mehr Innovations- und Umsetzungsstärke bei gleichbleibender Vertrauensbasis.
  • Mitarbeitende: Rückenwind für datengetriebene Beratung, effizientere Prozesse und schnellere Produkteinführungen.
  • Aufsicht & Märkte: Ein klarer Plan, wie man Governance, Tech und Wachstum miteinander verzahnt.

Die Botschaft zwischen den Zeilen: Private Banking bleibt nicht beim Feinschliff der Frontends stehen. Entscheidend wird der Maschinenraum – Datenhaushalt, Integrationen, Betriebsstabilität. Wer hier den Takt vorgibt, setzt die Standards für Reporting, Personalisierung und Risikosteuerung.

Was jetzt auf die Agenda gehört

Mit den drei Neuzugängen dürfte der Fokus auf drei Arbeitsstränge fallen:

  1. Technologie-Governance: klare KPIs für Stabilität, Sicherheit und Time-to-Market, Priorisierung von Kernsystem-Modernisierung statt kosmetischer IT-Projekte.
  2. Skalierbare Produktlogik: modulare, wiederverwendbare Bausteine für Mandate, Vorsorge- und Vermögenslösungen – kompatibel mit Partnerschaften und White-Label-Setups.
  3. Daten & KI verantwortungsvoll nutzen: messbarer Kundennutzen, robuste Kontrollrahmen, nahtlose Verzahnung mit Beratung – ohne den Kompass aus Compliance und Risikokultur zu verlieren.

Quintet setzt damit ein Zeichen: Aufsichtsräte werden zu Taktgebern für die Plattformökonomie im Wealth Management. Wer hier früh die richtigen Weichen stellt, prägt nicht nur die eigene Kosten- und Innovationskurve – sondern die Referenz für eine Branche, die in die digitale Reifephase eintritt.

Ähnliche Beiträge