N26 tauscht Risikochefin aus – Santander-Mann soll für Stabilität sorgen

Bei N26 bahnt sich der nächste Risikowechsel an: Risikochefin Carina Kozole verlässt das Unternehmen nach nur acht Monaten. Neuer Mann wird ein Santander-Veteran – während die Bafin erneut genauer hinsieht.

Dominik Amend

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Dominik Amend

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1.7.25

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9:08

Uhr

N26 tauscht Risikochefin aus – Santander-Mann soll für Stabilität sorgen

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N26

Die Berliner Smartphonebank N26 trennt sich überraschend von ihrer erst vor wenigen Monaten berufenen Risikochefin. Carina Kozole, seit November 2023 im Amt, verlässt das Unternehmen zum 31. Juli. Ihr Nachfolger steht bereits fest: Jochen Klöpper, bislang Risikochef der Santander Consumer Bank, wird zum 1. Dezember in die Berliner Führungsetage einziehen. Bis dahin soll das bestehende Vorstandsteam Kozoles Aufgaben kommissarisch übernehmen.

Carina Kozole N26
Verlässt N26 in Kürze: Carina Kozole

Dass der Wechsel mitten im Jahr erfolgt und in der offiziellen Mitteilung lediglich ein knapper Dank formuliert wird, dürfte kein Zufall sein. Wie das Handelsblatt berichtet, steht N26 einmal mehr im Fokus der Bafin. Die Finanzaufsicht nimmt nach Informationen der Zeitung derzeit das Risikomonitoring, die genutzten Modelle und grundsätzliche Beurteilung im Risikomanagement des Fintechs unter die Lupe. Auch die niederländische Hypothekentochter Neo, über die N26 seit 2023 Baufinanzierungen anbietet, ist Teil der Prüfung.

Altlasten im Risikomanagement – und neue Baustellen

Die neue Prüfung reiht sich in eine Serie regulatorischer Interventionen ein. Schon 2021 hatte die Bafin strenge Auflagen gegen N26 verhängt, darunter ein Neukundenlimit von 50.000 pro Monat. Hintergrund waren erhebliche Mängel im Risikomanagement – insbesondere im Bereich IT und Auslagerungsmanagement. Erst im Juni 2024 wurde diese Obergrenze wieder aufgehoben, was man intern als Etappensieg feiern konnte.

Doch die neuen Signale aus Bonn dürften den Vorstand um CEO Valentin Stalf daran erinnern, dass die regulatorische Geduld nicht unbegrenzt ist – und dass auch unternehmerischer Erfolg ein belastbares Kontrollumfeld voraussetzt. In der Vergangenheit hatte N26 zwar stark bei der Kundengewinnung zugelegt, blieb aber im Risikobereich hinter den Erwartungen der Aufsicht zurück.

Neuzugang mit Großbank-Karriere

Mit dem Eintritt von Jochen Klöpper setzt N26 nun offenbar auf ein robusteres Risikoprofil. Klöpper bringt nicht nur zehn Jahre Erfahrung als Risikovorstand bei Santander mit, sondern war zuvor mehr als zwei Jahrzehnte im Deutsche-Bank-Konzern tätig, unter anderem als Chief Credit Officer in Italien.

Ein Mann mit Erfahrung also – und mit Stallgeruch aus der klassischen Bankenwelt. Für N26 dürfte dies ein bewusster Schritt sein, um der Aufsicht zu signalisieren: Wir meinen es ernst mit der Governance. Aufsichtsratschef Marcus Mosen formuliert es so: Klöpper werde „wesentlich dazu beitragen, unser Risikomanagement weiter zu stärken und zukunftssicher aufzustellen“.

Governance braucht mehr als gute Presse

Der Fall zeigt einmal mehr, wie fragil das Verhältnis zwischen Fintech-Wachstum und regulatorischer Akzeptanz sein kann. Während N26 sich als europäischer Digitalbank-Pionier positioniert und zuletzt auch profitables Wachstum in Aussicht stellte, bleibt das Thema Governance ein neuralgischer Punkt.

Mit dem Wechsel an der Risikospitze schlägt das Unternehmen nun eine neue Seite auf – nicht aus freien Stücken, sondern weil der Druck von außen nicht nachgelassen hat. Ob Klöpper das Ruder herumreißen kann, wird sich zeigen. Die Aufsicht jedenfalls dürfte weiter genau hinsehen.

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