N26 plant eine neue Finanzierungsrunde mit reduzierter Bewertung. Große Investoren wollen ihre Beteiligungen verkaufen, während die Digitalbank weiter auf Wachstum setzt.
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Die einst als Shootingstar gefeierte Digitalbank N26 steht erneut im Fokus der Finanzwelt. Doch diesmal weniger wegen schillernder Wachstumszahlen, sondern wegen einer Finanzierungsrunde, bei der offenbar nicht alle Investoren an Bord bleiben wollen – zumindest nicht ohne deutliche Zugeständnisse.
Nach Informationen aus Finanzkreisen verhandelt die Neobank derzeit über eine neue Finanzierungsrunde. Im Raum stehen frische Mittel von rund 400 Millionen Euro – allerdings verbunden mit einem kräftigen Dämpfer in der Unternehmensbewertung.
Laut Berichten könnten bestehende Investoren wie Coatue Management, Third Point und Dragoneer Investment ihre Anteile um bis zu 50 Prozent reduzieren und teilweise an neue Geldgeber abgeben. Das berichteten zunächst Bloomberg und das Handelsblatt unter Berufung auf Insider.
Brisant ist, dass diese drei Schwergewichte auf eine ursprünglich vereinbarte, garantierte Rendite von 25 Prozent beim Exit verzichten müssten. Die sogenannte „Liquidation Preference“, eine gängige Praxis bei Start-up-Finanzierungen, würde ihnen eigentlich Vorrang bei einer Auszahlung sichern. Doch offenbar wiegt der Wunsch nach einer schnellen Realisierung der Investments schwerer als die Aussicht auf langfristig höhere Gewinne.
Organisiert wird der gesamte Vorgang angeblich von Goldman Sachs – doch die Investmentbank wollte sich zu diesen Spekulationen bisher nicht äußern.
Dabei bemüht sich N26 selbst betont entspannt um eine positive Außenwirkung. Ein Unternehmenssprecher wies darauf hin, dass die Bank erst im vergangenen Jahr erstmals profitabel gewesen sei und keinen akuten Kapitalbedarf habe. Der Dialog mit bestehenden und möglichen neuen Investoren sei jedoch kontinuierlich.
Allerdings stehen die Zeichen auf Anpassung. Nachdem die deutsche Finanzaufsicht Bafin im Jahr 2021 eine Wachstumsobergrenze wegen unzureichender Maßnahmen zur Geldwäscheprävention verhängt hatte, musste die Bank kräftig investieren – und verbuchte 2023 immerhin 213 Millionen Euro Verlust. Erst seit einem Jahr ist N26 von dieser Einschränkung befreit.
Dass die Finanzierungsrunde nun mit einer reduzierten Bewertung durchgeführt werden könnte, ist ein deutliches Indiz dafür, dass der einstige Fintech-Hype seinen Zenit überschritten hat. In ihrer letzten Finanzierungsrunde 2021 erreichte N26 eine stolze Bewertung von rund neun Milliarden Dollar. Damals garantierte man den späten Investoren noch eine Mindestrendite von 25 Prozent – doch diese goldenen Zeiten scheinen vorerst vorbei.
N26-Mitgründer und Co-Chef Valentin Stalf bleibt dennoch zuversichtlich. Er hält einen Börsengang zwischen 2027 und 2029 für realistisch, wenngleich abhängig von der Entwicklung der Märkte und den Fortschritten im eigenen Haus.
Die jetzige Situation der Berliner Vorzeige-Neobank offenbart einen Wendepunkt: Die Phase reiner Expansion ist wohlmöglich endgültig vorbei, der harte Wettbewerb zwingt zu rationaler Bewertung und klaren strategischen Entscheidungen. Ob N26 diesen Übergang erfolgreich meistern wird, hängt auch davon ab, wie schnell und überzeugend das Management diese neue Realität annimmt. Die kommenden Monate dürften jedenfalls spannend bleiben.
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