Moody’s stuft die USA herab – mit Folgen für Anleihemärkte und Anlegerstimmung. Warum Investoren dennoch nicht in Panik verfallen und welche Rolle China und die Fed jetzt spielen.
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Die USA verlieren ihre letzte Bestnote bei den großen Ratingagenturen – Moody’s stuft herab. Die Folge: steigende Renditen, schwankende Märkte und ein wachsendes Unbehagen bei internationalen Investoren. Doch von echter Panik ist bisher keine Spur.
Es ist eine symbolträchtige Entscheidung mit realwirtschaftlicher Sprengkraft: Die Ratingagentur Moody’s hat am Freitagabend die Bonität der USA von „Aaa“ auf „Aa1“ gesenkt – und damit dem Land die letzte Top-Note unter den großen drei Agenturen entzogen. Der Grund: Die wachsende Staatsverschuldung und fehlende fiskalische Disziplin in Washington.
Als Auslöser nennt Moody’s vor allem die Risiken durch eine zunehmende Verschuldung ohne glaubwürdige Konsolidierungsstrategie. Der Entwurf eines Gesetzes von Donald Trump, das zu einer erheblichen Ausweitung der Schuldenlast führen würde, verschärfte den Befund. In Zahlen: Laut Moody’s könnte sich das US-Haushaltsdefizit bis 2035 auf bis zu neun Prozent des BIP ausweiten.
Die Märkte zeigten sich am Montag prompt nervös. Die Rendite der 30-jährigen US-Staatsanleihe stieg in der Spitze auf über fünf Prozent – ein klares Signal für einbrechende Kurse. Auch zehnjährige US-Papiere, britische Gilts und deutsche Bundesanleihen gaben nach. Der Verkaufsdruck war global spürbar.
Gleichzeitig verlor der S&P 500 rund ein Prozent, europäische Indizes wie der Euro Stoxx 50 oder der DAX reagierten moderater. Der japanische Nikkei-Index schloss 0,7 % schwächer. Ein massiver Ausverkauf blieb jedoch aus – was auf eine gewisse Gelassenheit der Marktteilnehmer hindeutet. Oder auf Ratlosigkeit.
Die Frage, ob US-Staatsanleihen noch als sicherer Hafen gelten dürfen, steht seit Langem im Raum – nun aber drängt sie mit Macht an die Oberfläche. Société-Générale-Expertin Subadra Rajappa warnt vor einer „Erosion des Vertrauens“ und möglichen Folgen für den gesamten US-Kapitalmarkt.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde bringt es im Interview mit La Tribune Dimanche auf den Punkt: „Ein Vertrauensverlust in die US-Politik macht sich in bestimmten Segmenten des Finanzmarkts bemerkbar.“ Hedgefonds-Legende Ray Dalio sieht bereits eine gefährliche Spirale aus steigenden Renditen und wachsenden Schulden.
Besonders brisant: Ausländische Investoren – lange ein stabilisierender Faktor – zeigen sich zusehends zurückhaltend. Der Anteil indirekter Gebote bei Auktionen 30-jähriger US-Staatsanleihen ist auf unter 60 % gefallen – ein Tiefstand seit über vier Jahren, wie Apollo-Ökonom Torsten Slok zeigt.
Was aus der Herabstufung wird, hängt auch an zwei Akteuren: China und der US-Notenbank. China hat in den letzten Monaten vermehrt langfristige US-Papiere abgestoßen. Sollte diese Entwicklung anhalten oder gar eskalieren, könnte sich der Druck auf die Renditen massiv verstärken.
Gleichzeitig zeigt die Fed bereits Präsenz: In der vergangenen Woche griff sie unterstützend in den Markt ein – mit gezielten Anleihekäufen. Ein klares Signal, dass sie zur Stabilisierung bereit ist, falls die Marktlage kippt.
Noch ist keine Kapitalflucht zu beobachten, noch funktionieren die Märkte. Doch die Moody’s-Abwertung ist ein Warnsignal – politisch, wirtschaftlich und psychologisch. Denn selbst wenn die fiskalischen Risiken längst bekannt sind: Das formale Urteil der Ratingagentur rückt sie schmerzhaft ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Wer den Dollar als globale Leitwährung sieht, muss nun auch über dessen Fundament nachdenken.
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