Die Erste Group expandiert nach Polen und übernimmt 49 Prozent der Santander Bank Polska – inklusive Fondsgeschäft und Private Banking. Damit verfolgt die österreichische Großbank ein strategisches Ziel mit Milliardenvolumen.
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Erste Group
Die österreichische Erste Group schlägt ein neues Kapitel in ihrer Osteuropastrategie auf: Für rund sieben Milliarden Euro sichert sich das Institut knapp die Hälfte – und de facto die Kontrolle – an der Santander Bank Polska. Damit erhält die Erste Group nicht nur Zugang zum drittgrößten Kreditinstitut des Landes, sondern auch zu einem der dynamischsten Bankenmärkte Europas.
Das Paket umfasst 49 Prozent der Santander Bank Polska sowie die Hälfte der Anteile am polnischen Fondsanbieter Santander TFI, der rund sechs Milliarden Euro verwaltet. Ebenfalls enthalten: das etablierte Private-Banking-Geschäft mit 26 Standorten im ganzen Land. Ein klares Upgrade für die Präsenz der Erste Group im gehobenen Kundensegment.
Dass Polen ein weißer Fleck auf der Landkarte der Erste Group war, verwunderte Beobachter seit Jahren. Immerhin ist die österreichische Bankengruppe mit starker Marktstellung bereits in Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Rumänien und Kroatien präsent. Die Expansion nach Polen folgt also einer logischen Linie – und soll das Geschäft auf ein neues Level heben.
Peter Bosek, CEO der Erste Group, spricht von einem „langgehegten strategischen Ziel“ und betont das Potenzial des polnischen Markts: „Zentral- und Osteuropa ist unsere DNA – mit dieser Transaktion stärken wir unsere Position in einem der wachstumsstärksten Finanzmärkte Europas.“
Nach eigenen Angaben würde die Erste Group durch den Einstieg ihr Kreditvolumen von aktuell 94 auf rund 131 Milliarden Euro erhöhen. Die Kundenbasis würde von etwa 17 auf rund 23 Millionen Menschen wachsen – ein Zuwachs von satten 36 Prozent.
Bemerkenswert: Die Erste Group sichert sich mit nur 49 Prozent der Anteile umfassende Kontrolle. Als größte Einzelaktionärin wird sie Sitze im Aufsichtsrat beanspruchen und damit maßgeblich Einfluss auf das operative Geschäft nehmen können. Die Transaktion erfolgt in bar und wird vollständig aus eigenen Mitteln finanziert. Dafür werden jedoch das laufende Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 700 Millionen Euro gestoppt und die Ausschüttungsquote für 2025 temporär gesenkt.
Vor dem Vollzug muss die Santander Group noch die vollständige Kontrolle über die Santander Consumer Bank übernehmen, an der bislang auch die Santander Bank Polska beteiligt ist. Ist das erledigt, steht der Konsolidierung des polnischen Bankhauses in der Erste-Group-Bilanz nichts mehr im Wege.
Zusätzlich zur Übernahme planen beide Häuser eine strategische Partnerschaft im Corporate- und Investmentbanking – ein weiterer Schritt, der das Wachstumspotenzial auf dem institutionellen Markt deutlich erhöhen könnte.
Die Transaktion markiert den größten Einzeldeal der Erste Group seit Jahren – und ist mehr als eine bloße Beteiligung: Sie ist ein klares Machtstatement. Mit der Expansion nach Polen holt sich die Bank einen dynamischen Markt, ein etabliertes Retailgeschäft und Zugang zu vermögenden Kunden. Der Einstieg in das Fonds- und Private-Banking-Geschäft zeigt zudem: Die Erste Group denkt nicht nur regional, sondern auch in Vermögensdimensionen.
Bleibt abzuwarten, ob der Milliarden-Deal Schule macht – und wie lange die 49 Prozent wirklich genügen, um in Warschau das Sagen zu haben.
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