LBBW-Chef Neske sorgt mit Forderung nach weniger Feiertagen für Diskussionen

LBBW-Chef Rainer Neske schlägt vor, bis zu zwei Feiertage zu streichen, um die Produktivität zu erhöhen. Ist das ernst gemeint oder reine Provokation?

Anja Amend

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Anja Amend

Veröffentlicht am

30.5.25

LBBW-Chef Neske sorgt mit Forderung nach weniger Feiertagen für Diskussionen

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Weniger Feiertage für mehr Produktivität?

Ausgerechnet in der Woche von Christi Himmelfahrt – die viele Arbeitnehmer dank Brückentag nutzen, um mal wieder richtig durchzuatmen – hat Rainer Neske, Vorstandschef der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), eine neue Debatte angestoßen. Er schlägt die Abschaffung von bis zu zwei Feiertagen in Deutschland vor, um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können. Gegenüber der Wirtschaftswoche erklärte Neske:

„Wir haben in Deutschland schon relativ viele freie Tage. Deshalb halte ich es für nicht ungebührlich, ein oder zwei Feiertage zu streichen.“

Ein provokanter Vorschlag, der mitten hineintrifft in die ohnehin schon hitzige Diskussion um Arbeitszeit und Produktivität in Deutschland.

Deutschland im „brutalen globalen Wettbewerb“

Neske verweist auf den zunehmenden globalen Wettbewerb und meint, dass Deutschland in Sachen Produktivität dringend aufholen müsse. Er sieht dabei verschiedene Hebel – und einer davon sei eben das Thema Arbeitszeit. Dass ausgerechnet Feiertage ins Visier geraten, dürfte bei vielen Arbeitnehmern nicht gerade Begeisterungsstürme auslösen.

Neske gibt jedoch zu: Zwei Feiertage weniger „retten nicht unser Land“. Trotzdem betont er den symbolischen Wert seiner Idee:

„Aber es wäre schon mal ein Beitrag. […] Es wäre auch ein psychologisches Signal, eine Art Weckruf, dass jetzt alle anpacken müssen. Das würde ich nicht unterschätzen.“

Damit reiht er sich in eine Reihe namhafter Manager ein, die zuletzt öffentlich über Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit gesprochen haben – darunter Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing und Helaba-Chef Thomas Groß.

Internationaler Vergleich: Arbeitet Deutschland zu wenig?

Unterstützung für Neskes Argumentation liefert unter anderem eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft, auf die auch Bloomberg verweist. Demnach arbeiteten Deutsche im Jahr 2023 durchschnittlich nur 1.036 Stunden – während Griechen auf 1.172, Polen sogar auf 1.304 und Spitzenreiter Neuseeland auf über 1.400 Stunden kamen.

Der Vergleich macht deutlich: Deutschland gehört weltweit zu den Ländern mit den niedrigsten Jahresarbeitszeiten pro Beschäftigtem. Doch ist es wirklich die Lösung, Feiertage zu streichen?

Debatte oder reine Provokation?

Natürlich löst ein solcher Vorschlag hitzige Diskussionen aus. Feiertage gelten vielen Beschäftigten als wichtige Verschnaufpausen, insbesondere in Zeiten zunehmender Arbeitsverdichtung. Kritiker könnten Neskes Vorstoß als reine Provokation betrachten – eine Debatte, die zwar öffentlichkeitswirksam, aber wenig realistisch erscheint.

Trotzdem verdeutlicht der Vorschlag, dass die Debatte über Arbeitszeit und Produktivität nicht nur akademisch geführt wird, sondern auch die Chefetagen deutscher Finanzhäuser erreicht hat. Die eigentliche Frage aber bleibt offen: Sind weniger freie Tage wirklich der richtige Weg, um die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu verbessern? Oder müssten vielleicht ganz andere Hebel bewegt werden – etwa bei Innovationen, Digitalisierung und Bildung?

Für eines hat der LBBW-Chef mit seiner Äußerung jedenfalls gesorgt: Die Aufmerksamkeit ist ihm gewiss. Ob daraus tatsächlich mehr Produktivität entsteht, steht freilich auf einem ganz anderen Blatt.

Ursprüngliche Quelle: Exklusivinterview zwischen Rainer Neske und der Wirtschaftswoche

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