Klarna wagt das Comeback – mit 15-Milliarden-Bewertung und neuem Selbstverständnis

Klarna preist seinen New-York-Börsengang mit 40 Dollar je Aktie und rund 15 Mrd. Dollar Bewertung. Was der IPO für BNPL, Regulierung und Europas Fintechs signalisiert.

Anja Amend

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Anja Amend

Veröffentlicht am

10.9.25

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9:25

Uhr

Klarna wagt das Comeback – mit 15-Milliarden-Bewertung und neuem Selbstverständnis

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Klarna

Klarna ist zurück auf der großen Bühne – aber ohne das Übermaß an Glanz früherer Jahre. Der schwedische „Buy now, pay later“-Pionier hat seinen Börsengang in New York zu 40 US-Dollar je Aktie platziert und nimmt damit knapp 1,4 Mrd. US-Dollar ein; die Erstbewertung liegt bei gut 15 Mrd. US-Dollar. Das Pricing lag über der zuvor kommunizierten Spanne – ein Indiz für solide Nachfrage in einem selektiv wiederbelebten IPO-Fenster. Die ersten Notierungen sind für Mittwoch angesetzt.

Zurück aufs Parkett – mit Realitätscheck

Der Schritt beendet eine lange Hängepartie: Nach der Hochphase 2021 mit einer Bewertung um 45 Mrd. US-Dollar folgte 2022 der harte Dämpfer – eine Down-Round auf etwa 6–7 Mrd. US-Dollar. Dass Klarna heute wieder im zweistelligen Milliardenbereich taxiert wird, markiert eine beachtliche Re-Rating-Kurve, ohne die alten Höhen zu erreichen. Für Altinvestoren ist das ein versöhnlicher, aber kein triumphaler Moment.

Die Marktumgebung hilft: Tech-Listings kommen langsam zurück, Investoren bezahlen wieder für klare Pfade zu Profitabilität. Zugleich hat sich das BNPL-Narrativ gewandelt – weg von grenzenlosem Wachstum, hin zu robustem Risikomanagement, unit economics und Cross-Sell in Plattformen.

BNPL unter Aufsicht: Rückenwind und Reibung

Der regulatorische Korridor wird enger. In Großbritannien drängt die Finanzaufsicht auf schärfere Regeln für unbesicherte Kredite inklusive BNPL, was Offenlegung und Eignungsprüfung stärkt – und schwächere Anbieter herausfiltern könnte. In der EU werden „Pay-later“-Produkte über die neue Verbraucherkreditrichtlinie (CCD) breiter erfasst; die Umsetzung in nationales Recht läuft bis 2026. Anbieter mit gewachsener Compliance-Tiefe haben in diesem Setting einen relativen Vorteil – doch höhere Kosten sind eingepreist.

Gleichzeitig verschieben sich die Kräfte im Ökosystem: Apple hat „Pay Later“ im Sommer 2024 wieder eingestampft und setzt stattdessen auf Kooperationen mit Kreditkarten-Netzwerken – ein bemerkenswertes Signal, dass BNPL ohne tiefes Risikohandwerk nicht im Vorbeigehen skaliert. In den USA meldete Wettbewerber Affirm zuletzt Fortschritte bei Wachstum und Marge; Investor:innen schauen nun genauer auf Ausfallraten, Kosten des Kapitals und die Fähigkeit, jenseits des Checkout-Moments Kundenbeziehungen zu monetarisieren.

Signalwirkung für Europas Fintech-Szene

Klarna bleibt eines der prägendsten europäischen Fintech-Assets. Der Börsengang ist mehr als eine Einzelfallstory: Er testet die Zahlungsbereitschaft globaler Investoren für reifere europäische Consumer-Fintechs – nach Jahren, in denen viele Champions privat gehalten oder in der Bewertung zurechtgestutzt wurden. Gelingt es Klarna, nach dem Listing Stabilität und kontrolliertes Wachstum zu zeigen, könnten weitere Kandidaten den Schritt wagen.

Dass das IPO über der Preisspanne gepreist wurde, ist ein psychologischer Pluspunkt. Entscheidend wird, ob Klarnas Kennziffern – vom Deckungsbeitrag über die Kreditkosten bis zum Cross-Sell in Banking-ähnliche Services – im Quartalstakt überzeugen. Genau hier haben Investoren die Messlatte inzwischen deutlich höher gelegt.

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