Kehrt die Commerzbank der Interhyp-Software den Rücken?

Die Commerzbank ersetzt Interhyps Baufinanzierungssoftware „eHyp“ durch „FinLink“ von Bilthouse. Der Schritt markiert einen Bruch mit dem bisherigen Oligopol im Baufi-Softwaremarkt und könnte die Kräfteverhältnisse neu ordnen.

Anja Amend

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Anja Amend

Veröffentlicht am

16.5.25

Kehrt die Commerzbank der Interhyp-Software den Rücken?

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Commerzbank AG

Ein strategischer Wechsel mit Signalwirkung: Die Commerzbank setzt künftig bei ihrer Baufinanzierungssoftware nicht mehr auf Marktführer Interhyp, sondern auf die Lösung des Hamburger Newcomers Bilthouse. Für die etablierte Branchenordnung ist das ein bemerkenswerter Einschnitt – und möglicherweise ein Vorbote größerer Verschiebungen im Vermittlermarkt.

FinLink statt eHyp: Commerzbank setzt auf den Herausforderer

Es ist ein Paukenschlag im bislang starren Gefüge des Baufinanzierungsmarkts. Wie das Branchenmedium Finanz-Szene exklusiv berichtet, hat sich die Commerzbank von Interhyps Softwarelösung „eHyp“ getrennt und setzt stattdessen auf „FinLink“ – ein Produkt der noch jungen Bilthouse-Gruppe. Damit gelang dem Hamburger Anbieter ein echter Achtungserfolg: Zum ersten Mal gewinnt er einen Großkunden aus dem Kreis der Top-Baufinanzierer.

Der Wechsel dürfte im Markt mit Aufmerksamkeit verfolgt werden, denn „eHyp“ gilt bislang als quasi-gesetzte Lösung bei vielen Banken und Vermittlern. Dass sich mit der Commerzbank nun ein DAX-notiertes Institut öffentlich für einen alternativen Anbieter entscheidet, zeigt: Das Oligopol der bisherigen Softwaremarktführer wackelt.

Bilthouse: Vom Vermittler zum Software-Angreifer

Die Bilthouse-Gruppe entstand 2022 aus dem Zusammenschluss der Vermittler Baufi24, Hüttig & Rompf sowie Creditweb. Im Jahr 2023 vermittelte das Unternehmen bereits ein Baufinanzierungsvolumen von rund 4,3 Milliarden Euro – was einem Marktanteil von 2,2 Prozent entspricht, basierend auf den Bundesbankdaten zum Gesamtmarktvolumen von 198 Milliarden Euro.

Zum Vergleich: Der unangefochtene Marktführer Interhyp brachte es im selben Zeitraum auf 22,4 Milliarden Euro vermitteltes Volumen (Marktanteil: 11,1 Prozent). Doch während Bilthouse im Vermittlungsgeschäft noch hinterherläuft, wächst die strategische Bedeutung der Gruppe im Softwarebereich. Mit „FinLink“ will man nicht nur eine moderne Alternative zu eHyp oder Hypoports EUROPACE bieten – sondern die technologische Plattform für das Baufinanzierungsgeschäft der Zukunft etablieren.

Was der Wechsel für den Markt bedeutet

Der Schritt der Commerzbank ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Zum einen zeigt er, dass etablierte Banken bereit sind, sich von bewährten Systemen zu lösen – sofern Alternativen funktional, effizient und modern genug sind. Zum anderen bringt er neuen Wettbewerb in einen Markt, der bislang von wenigen dominierenden Akteuren kontrolliert wurde. Interhyp und Hypoport standen nicht nur für hohe Volumina im Vermittlungsgeschäft, sondern auch für einen faktischen Duopol-Status im Softwarebereich.

Für Bilthouse ist der Zuschlag ein Prestige-Erfolg, für die Branche ein Weckruf: Die Digitalisierung im Baufi-Markt bleibt in Bewegung – und der technologische Vorsprung der Marktführer ist nicht mehr uneinholbar.

Dass die Commerzbank, immerhin mit 96 Milliarden Euro Bestand und allein im vierten Quartal 2024 neu zugesagten Baufinanzierungen über 2,7 Milliarden Euro, diesen Schritt wagt, hat damit mehr als nur symbolischen Charakter. Es ist ein Indiz für die Bereitschaft großer Institute, sich neuen Partnern zu öffnen – und für die Erosion alter Gewissheiten in einem Markt, der lange als träge galt.

Quellenhinweis: Die Informationen stammen aus einem exklusiven Bericht des Branchenmediums Finanz-Szene.de, das regelmäßig über relevante Entwicklungen im deutschen Banken- und FinTech-Sektor berichtet.

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