JP Morgan setzt in der Schweiz zum nächsten großen Sprung an: Nach einem Rekordjahr 2025 plant die US-Großbank, ihr Geschäft mit superreichen Privatkunden bis 2030 erneut zu verdoppeln. Mit massiven Investitionen in Technologie und einer personellen Offensive positioniert sich das Institut als stabiler „Safe Haven“ und Alternative zu den etablierten Platzhirschen.

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JP Morgan
Die US-Großbank JP Morgan bläst im prestigeträchtigen Schweizer Private Banking zum Angriff. Während sich die heimische Bankenlandschaft nach der historischen Fusion von UBS und Credit Suisse noch immer neu sortiert, nutzen die Amerikaner die Gunst der Stunde für eine aggressive Wachstumsstrategie. Die Bilanz der letzten Jahre liest sich bereits beeindruckend: Zwischen 2020 und 2024 konnte das Institut sein Geschäft in der Alpenrepublik verdoppeln. Doch das soll erst der Anfang gewesen sein.
Wie Matteo Gianini, Leiter des Private Bankings für die Schweiz, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters erklärte, hat sich die Bank ein ehrgeiziges Ziel gesetzt:
Bis 2030 soll sich das Geschäftsvolumen erneut verdoppeln. Im Fadenkreuz der Strategen stehen dabei vor allem die sogenannten Ultra-High-Net-Worth Individuals (UHNWI) – jene Klientel, die über investierbare Vermögen von mindestens zehn Millionen Franken verfügt. „Unser Ziel als Unternehmen ist es, die führende ausländische Bank in der Schweiz zu sein, mit einem Schwerpunkt auf dem Ultra-High-Net-Worth-Geschäft“, formulierte Gianini den Anspruch der US-Amerikaner unmissverständlich.
Die aktuellen Zahlen untermauern diesen Optimismus. Das gesamte Schweizer Private Banking der Bank verwaltete Ende 2024 bereits Vermögen von 55,6 Milliarden Dollar. Doch die Dynamik nahm zuletzt noch einmal deutlich zu. Allein im laufenden Jahr 2025 wuchsen die Kundenvermögen um fast 20 Prozent – getrieben von den haussierenden Finanzmärkten, aber zu mehr als der Hälfte auch durch frisches Nettoneugeld.
„2025 war sowohl beim Wachstum als auch bei den Nettoneugeldern unser bislang bestes Jahr“, bilanzierte Gianini zufrieden. Damit koppelt sich JP Morgan deutlich vom breiten Markt ab. Zum Vergleich: Strategieberater wie die Boston Consulting Group (BCG) prognostizieren für das Schweizer Vermögensgeschäft im Top-Segment bis 2029 lediglich jährliche Zuwachsraten von rund 3,9 Prozent. JP Morgan wächst derzeit also um ein Vielfaches schneller als der Markt.
Ein wesentlicher Treiber für diesen Zustrom ist die veränderte Tektonik des Schweizer Finanzplatzes. Die Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS im Jahr 2023 hat bei vielen vermögenden Kunden zu einer Reflexion über Klumpenrisiken geführt. Diversifikation ist das Gebot der Stunde. „Wir sind eine Ergänzung für viele lokale Schweizer Banken, weil wir den Kunden Zugang zu globalen Märkten wie den USA verschaffen“, so Gianini.
Dabei spielt JP Morgan zwei Trümpfe aus: Die schiere Größe der Bilanz, die als „sicherer Hafen“ wahrgenommen wird, und die technologische Feuerkraft. In Zeiten steigender Cyberkriminalität wird IT-Sicherheit zum Wettbewerbsvorteil. „JP Morgan als Konzern investiert jährlich mehr als 18 Milliarden Dollar in Technologie“, betont Diane Debiais, Investmentchefin für die Schweiz. Diese Summen, die primär in Cybersicherheit und Datenschutz fließen, können nur wenige europäische Wettbewerber aufbringen.
Um die ambitionierten Wachstumsziele bis 2030 operativ stemmen zu können, investiert die Bank nicht nur in IT, sondern auch massiv in "Human Capital". Die Standorte Zürich und Genf werden personell aufgestockt. „Allein in diesem Jahr haben wir an den beiden Standorten mehr als zehn Berater eingestellt und die Mitarbeiterzahl so um mehr als 30 Prozent erhöht“, erklärte Gianini.
Der Plan sieht vor, die Belegschaft bis zum Ende des Jahrzehnts mehr als zu verdoppeln. Dies ist ein klares Signal an den Arbeitsmarkt und den Wettbewerb: JP Morgan ist gekommen, um zu bleiben – und um den Anteil am Kuchen der Superreichen signifikant zu vergrößern.

Laut aktueller zeb-Studie wächst das Private Banking in Deutschland kräftig auf 6,5 Billionen Euro. Treiber sind nun Provisionen statt Zinsen – doch bei Immobilien liegen Milliarden brach.

Die Commerzbank plant mit der „Commerz Re“ eine eigene Rückversicherungstochter. Der strategische Schritt zielt darauf ab, interne Risiken effizienter zu steuern und Versicherungsmargen künftig im eigenen Konzern zu halten.

Ein Paukenschlag im US-Transaktionsgeschäft: Die Deutsche Bank zieht einen Großauftrag des Zahlungsdienstleisters Paypal an Land. Das Mandat umfasst ein geschätztes Volumen von über 600 Milliarden Euro jährlich und markiert einen seltenen Sieg eines europäischen Instituts gegen die US-Konkurrenz – ein wichtiger Impuls für die zuletzt schwächelnde Unternehmensbank.