Julius Bär stellt sich neu auf – CEO Bollinger treibt Umbau voran

Julius Bär unterzieht sich unter CEO Stefan Bollinger einem tiefgreifenden Umbau: Neue Struktur, Stellenabbau und klarer Sparkurs sollen die Bank nach der Signa-Krise stabilisieren. Auch die Führung wird gestrafft.

Anja Amend

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Anja Amend

Veröffentlicht am

7.4.25

Julius Bär stellt sich neu auf – CEO Bollinger treibt Umbau voran

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Julius Bär | Zürich

Nach der Signa-Krise startet der neue CEO Stefan Bollinger tiefgreifende Strukturreformen bei der Schweizer Privatbank. Der Fokus liegt auf Effizienz, Kundenorientierung – und einem klaren Sparkurs.

Der neue CEO von Julius Bär, Stefan Bollinger, hat die nächste Phase des strategischen Umbaus des traditionsreichen Schweizer Vermögensverwalters eingeläutet. Mit einer Neustrukturierung der Organisation will Bollinger das Institut klarer, fokussierter und zukunftsfester aufstellen – ein notwendiger Schritt angesichts der jüngsten Krisenerfahrungen rund um den Zusammenbruch der Signa-Gruppe.

Neue Struktur, klare Zuständigkeiten

Kernstück des Umbaus ist die Zusammenlegung der bisherigen Geschäftseinheiten Markets und Wealth Management Solutions zu einer neuen Division: Global Products & Solutions. Damit will die Bank ihre Produkt- und Lösungsangebote bündeln und effizienter auf die Kundenbedürfnisse zuschneiden.

Auch regional denkt Julius Bär künftig in neuen Bahnen: Das Kundengeschäft wird auf drei Regionen verteilt – Asien, Emerging Markets sowie Western Markets & Switzerland. Ergänzend wurde Nicolas de Skowronski zum Head of Digital Business Transformation ernannt. In dieser neu geschaffenen Funktion soll er das digitale Angebot der Bank vereinheitlichen und ausbauen.

„Die neue, auf konsequente Kundenfokussierung ausgerichtete Struktur wird Verantwortlichkeit sowie diszipliniertes Unternehmertum fördern und gleichzeitig unsere Risikokultur stärken“, erklärte Bollinger am Montag in einer Mitteilung. Die Veränderungen seien Teil der Bestrebung, Julius Bär auf nachhaltiges Wachstum auszurichten – mit flacheren Hierarchien, klareren Entscheidungswegen und mehr Effizienz.

Stellenabbau und Sparkurs

Der Umbau bleibt nicht ohne personelle Konsequenzen. Bereits im Februar wurde bekannt, dass Julius Bär rund 400 Stellen abbauen will. Auch die Zahl der Geschäftsleitungsmitglieder wird drastisch reduziert – von bisher 15 auf künftig nur noch fünf. Ziel ist es, 110 Millionen Franken an jährlichen Kosten einzusparen.

Die Maßnahmen folgen auf ein verlustreiches Jahr 2023. Die vollständige Abschreibung von fast 600 Millionen Franken an Krediten an die mittlerweile insolvente Signa-Gruppe hatte das Vertrauen in die Risikosteuerung der Bank erschüttert. CEO Philipp Rickenbacher und Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher traten in der Folge zurück. Auf der Hauptversammlung am 10. April soll Noel Quinn, der ehemalige HSBC-Chef, die Nachfolge Lachers antreten.

Neue Führung mit internationaler Erfahrung

Mit Stefan Bollinger holte Julius Bär einen ausgewiesenen Strategen mit internationaler Erfahrung an die Spitze. Der frühere Co-Leiter des EMEA-Vermögensgeschäfts bei Goldman Sachs gilt als durchsetzungsstark und wachstumsorientiert – aber auch als jemand, der klare Kante zeigt, wenn es um Risikomanagement und Kostenkontrolle geht.

Die Richtung ist klar: Bollinger will Julius Bär nach den Turbulenzen der vergangenen Monate stabilisieren, modernisieren und profitabel machen. Die eingeleiteten Schritte markieren den Auftakt eines tiefgreifenden Wandels – ob sie gelingen, dürfte maßgeblich vom Vertrauen der Kunden und Märkte in die neue Führungsriege abhängen.

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