Ein neuer Riese für Europas Zahlungsverkehr: Mollie kauft GoCardless und formt "Powerhouse"

Paukenschlag im europäischen Fintech-Sektor: Mollie übernimmt den britischen Bankzahlungsspezialisten GoCardless. Durch den Zusammenschluss entsteht eine Plattform mit über 350.000 Kunden, die Karten- und Bankzahlungen integriert, um Abonnement-Modelle zu stärken und das internationale Wachstum von Händlern zu beschleunigen.

Harry Dörsam

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Harry Dörsam

Veröffentlicht am

12.12.25

um

11:36

Uhr

Ein neuer Riese für Europas Zahlungsverkehr: Mollie kauft GoCardless und formt "Powerhouse"

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Mollie

Der europäische Fintech-Markt steht vor einer gewichtigen Konsolidierung: Mollie, einer der am schnellsten wachsenden Finanzdienstleister des Kontinents, hat eine Vereinbarung zur Übernahme von GoCardless unterzeichnet. Damit verschmelzen zwei spezialisierte Anbieter zu einem umfassenden Zahlungs-Giganten.

Das strategische Ziel ist eindeutig: Die Schaffung der „vollständigsten Zahlungsplattform Europas“. Durch die Kombination der Kräfte entsteht ein Anbieter, der auf einen Schlag über 350.000 Unternehmen bedient. Der Deal zielt darauf ab, die bislang oft getrennten Welten von klassischen Kartenzahlungen (Mollie) und direkten Bankzahlungen (GoCardless) in einer einzigen Lösung zu integrieren.

Angriff auf die Fragmentierung

Für Händler, insbesondere solche mit internationalen Ambitionen, war die Fragmentierung der Zahlungsinfrastruktur bislang ein Kostentreiber und Komplexitätsfaktor. Mollie und GoCardless wollen dieses Problem nun aus einer Hand lösen. Das neue „Powerhouse“ verspricht ein Werkzeugset, das vom ambitionierten KMU bis zum Großkonzern skaliert.

Der Zusammenschluss folgt einer industriellen Logik:

  • Hyperlokale Relevanz: Die Plattform bietet tiefe Integrationen in lokale Märkte, inklusive spezifischer Zahlungsmethoden wie iDEAL (Niederlande), Satispay (Italien) oder Twint (Schweiz).
  • One-Stop-Shop: Große Unternehmen können ihre europäische Zahlungsstruktur konsolidieren, während kleinere Firmen Zugang zu Enterprise-Tools erhalten, ohne technologisch überfordert zu werden.
  • Zusatzdienste: Das Angebot wird um Finanzierungslösungen (Mollie Capital), Betrugsmonitoring und Analytik erweitert.

Fokus auf die "Subscription Economy"

Ein zentraler Treiber der Übernahme ist das Geschäft mit wiederkehrenden Einnahmen (Recurring Revenue). Hier spielte GoCardless bisher seine Stärke aus. Bankzahlungen gelten bei Abonnements als zuverlässiger als Kreditkarten, die ablaufen oder gesperrt werden können, was zu ungewollten Kündigungen (Churn) führt.

Mollie-CEO Koen Köppen betont genau diesen Aspekt:

„Ein rein kartenbasierter Ansatz hat seine Grenzen, was zu hohen Kosten durch fehlgeschlagene Zahlungen und Kundenabwanderung führt. GoCardless hat die endgültige Lösung entwickelt, um diesen Prozess mit seinem globalen Bankzahlungsnetzwerk zu optimieren.“

SaaS-Plattformen und Softwareanbieter sollen künftig über Mollie Connect wählen können, das Bankzahlungsnetzwerk von GoCardless direkt zu integrieren. Dies ermöglicht eine nahtlose Einbettung beider Zahlungsarten.

Abschluss für Mitte 2026 geplant

Auch Hiroki Takeuchi, Mitbegründer und CEO von GoCardless, sieht in dem Deal einen Gewinn für die gesamte Branche:

„Indem wir unser Fachwissen in Karten-, Bank- und hyperlokalen Zahlungen in einen Anbieter integrieren, können wir unsere Kunden besser bedienen, das Wachstum beschleunigen und die Messlatte für die Branche höher legen.“

Die Integration der Produkte soll stufenweise erfolgen, wobei die Servicekontinuität oberste Priorität hat. Bis der neue Riese operativ voll durchstarten kann, wird es jedoch noch etwas dauern: Die Transaktion steht unter dem Vorbehalt behördlicher Genehmigungen und soll voraussichtlich Mitte 2026 abgeschlossen sein.

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