Unicredit hält nun 20 % an der Commerzbank – ohne Absprache mit der Bank oder der Bundesregierung. Der Einstieg des italienischen Geldhauses bringt politische Spannungen und Spekulationen über eine mögliche Fusion mit der HVB ins Spiel.
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Commerzbank AG
Die italienische Großbank Unicredit erhöht den Druck auf die Commerzbank – und die deutsche Politik. Mit der Umwandlung zuvor gehaltener Derivate in Stammaktien hat Unicredit am Dienstagabend ihren Anteil auf rund 20 % verdoppelt und sich damit zum größten Aktionär der Commerzbank aufgeschwungen. Über zusätzliche Derivate sichert sich das Institut bereits jetzt Zugriff auf ein weiteres Paket in Höhe von neun Prozent. Die Wandlung in Aktien sei „zu gegebener Zeit“ geplant, teilte Unicredit mit.
Die Nachricht kommt nicht nur für die Commerzbank überraschend. Auch die Bundesregierung wurde von dem Schritt erneut überrumpelt – dabei hatte sie bereits im vergangenen Jahr deutlich gemacht, dass sie eine Übernahme des Instituts durch Unicredit ablehnt. Der Bund, bislang mit zwölf Prozent größter Anteilseigner, ist damit erstmals in der Defensive.
Im Kanzleramt und im Finanzministerium stößt das Vorgehen auf entschiedene Ablehnung. Kanzler Friedrich Merz bezeichnete die Aktion als „nicht akzeptabel“. Die Bundesregierung stehe zu ihrer Linie, den Finanzplatz Deutschland mit eigenständigen, unabhängigen Instituten zu stärken. Auch bei der Commerzbank selbst zeigt man sich wenig erfreut. „Dieser Schritt ist erneut nicht mit der Commerzbank abgestimmt“, hieß es gegenüber der FAZ.
Die Bank betont, dass die Erhöhung des Unicredit-Anteils keinen Einfluss auf Strategie oder Ambitionen habe. Man setze weiterhin auf die eigene „Momentum“-Strategie, die auf profitables Wachstum ausgerichtet sei – und verweist dabei auf starke Ergebnisse: ein Rekordjahr 2024 und das beste erste Quartal seit 14 Jahren.
Hinter dem Angriff aus Italien steht Andrea Orcel, der umtriebige CEO der Unicredit-Gruppe. Sein Ziel: eine Verbindung der Commerzbank mit der Münchener Tochter HypoVereinsbank (HVB). In Briefen an Kanzler Merz und Finanzminister Klingbeil hatte Orcel jüngst versucht, die Bundesregierung umzustimmen – ohne Erfolg.
Dabei gibt sich Orcel betont kompromissbereit: Das Filialnetz solle bestehen bleiben, die Entscheidung über den Standort der Deutschland-Zentrale überlasse man der deutschen Politik. Dennoch: Die Wortwahl und das Tempo der Unicredit deuten auf eine klare Strategie hin – eine, die auf politische Rückendeckung verzichtet und auf Fakten an der Börse setzt.
Die Übernahmeambitionen erinnern an klassische „Bear Hug“-Taktiken: Man kauft sich ein, erhöht öffentlichkeitswirksam den Anteil und übt dadurch Druck auf Management und Eigentümer aus – in der Hoffnung, früher oder später das Ruder zu übernehmen. Ob Orcel damit durchkommt, bleibt offen. Der Rückhalt aus Brüssel – unter anderem durch Genehmigungen der EZB, der Fed und des Bundeskartellamts – dürfte ihm Mut machen.
Zugleich lässt Orcel durchblicken, dass er das Paket auch als reine Finanzbeteiligung halten oder wieder veräußern könnte. Eine Drohung? Vielleicht. Sicher ist: Die Unruhe um die Commerzbank nimmt zu – und ein einfaches „Weiter so“ wird es in Frankfurt so schnell nicht mehr geben.
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