Die ING streicht weltweit 230 Führungspositionen im Wholesale Banking – und richtet den Blick zugleich auf Nachwuchs und Spezialisierung. Auch in Deutschland könnte das Auswirkungen haben.
Bildnachweis:
ING Deutschland
Die niederländische Großbank sortiert sich neu: 230 leitende Positionen im Wholesale Banking sollen dabei wegfallen – ein Signal für Kulturwandel und Ressourcenverschiebung.
Die ING trennt sich weltweit von 230 Führungskräften in ihrem Geschäft mit Großkunden. Die Entscheidung, die vor allem Directors und Managing Directors betrifft, ist das Ergebnis einer internen Analyse, die zu einem klaren Fazit kam: Die Bank habe zu viele Personen in leitender Funktion eingestellt – mehr, als es das Geschäftsmodell oder die aktuellen Wachstumsziele rechtfertigen. Das berichtet zuerst das Nachrichtenportal Bloomberg.
Wie viele Stellen in Deutschland wegfallen, ist aktuell noch offen. Rund 300 Mitarbeitende arbeiten hierzulande im Wholesale-Bereich der ING, der traditionell stark in Frankfurt verankert ist. Eine offizielle Stellungnahme zu den länderspezifischen Auswirkungen liegt bislang nicht vor.
Die Entscheidung kommt nicht zufällig – und nicht nur aus betriebswirtschaftlicher Vorsicht. Vielmehr markiert sie einen strategischen Schwenk. Die Bank will sich künftig verstärkt auf die Gewinnung spezialisierter Talente und den gezielten Ausbau ihres Nachwuchskräftepools konzentrieren. Statt Top-down-Führung dominiert künftig offenbar die Idee flacherer Hierarchien und agilerer Teams – ein Ansatz, der in der Wholesale-Sparte großer Banken bislang eher selten zu beobachten war.
Ein interner Strategiewechsel dieser Größenordnung kommt einem Paradigmenwechsel gleich. Denn während viele Institute noch an der tradierten Führungstreppe festhalten, scheint ING bewusst einen anderen Weg einzuschlagen: mehr Kompetenzverantwortung statt Titelinflation.
Die Nachricht vom Stellenabbau hat eine zweischneidige Botschaft: Einerseits spricht sie für einen klaren Blick auf die eigene Organisation und eine gewisse Ehrlichkeit im Umgang mit aufgeblähten Führungsstrukturen. Andererseits zeigt sie auch den zunehmenden Druck, unter dem europäische Banken stehen – vor allem im wettbewerbsstarken Corporate-Banking-Geschäft.
Dass ING zugleich auf junge, spezialisierte Kräfte setzt, dürfte nicht zuletzt eine Reaktion auf den zunehmenden Wettbewerb um technologische Kompetenz sein. Gerade in datengetriebenen Segmenten wie ESG-Risikoanalyse, Zahlungsverkehr oder Digital Lending steigen die Anforderungen rapide – und mit ihnen der Bedarf an frischen, digital denkenden Köpfen. Gleichzeitig dürfte der Strategie-Shift auch auf der Kostenseite zu Entspannung führen, da "Managing Director" Positionen entsprechend hoch dotiert sind.
Mit dem leichten Kahlschlag in der Führungsebene wagt ING einen Schritt, den viele Wettbewerber bislang scheuen: Sie stellt die eigene Managementarchitektur auf den Prüfstand – und zieht personelle Konsequenzen. Ganz nach dem Vorbild amerikanischer Tech-Konzerne soll die Arbeitsweise agiler - und dadurch auch bedeutend schneller - werden.
Im Hinblick auf die Kundenbedürfnisse, die sich rapide wandeln und immer stärker auch technologische Exzellenz von Banken erfordern, dürfte dieser Kurswechsel für den Ausbau der Marktposition unabdingbar sein. Ob weitere Banken den Kurs verfolgen bleibt abzuwarten.
Bei der Sparkasse Pforzheim Calw kommt es zum doppelten Vorstandswechsel: Sven Eisele wird Vorstandsvorsitzender, Vincenzo Giuliano übernimmt das Private Banking und die Vermögensverwaltung. Der personelle Umbau soll neue Akzente in der Kundenstrategie setzen.
Union Investment verliert mit Benjardin Gärtner den Geschäftsführer der Privatfonds an die DWS. Dort wird er künftig die globale Aktienplattform verantworten.
Trotz wachsender regulatorischer Auflagen hält UBS an ihrer Kapitalrückführung fest: Die Schweizer Großbank startet ein Aktienrückkaufprogramm im Volumen von bis zu zwei Milliarden US-Dollar – und sendet damit ein klares Signal an den Markt.