HSBC legt robuste Halbjahreszahlen vor: Operativ wachsen Erlöse und Ergebnis – trotz Sondereffekten aus Beteiligungen und Vorjahresverkäufen. Aktionäre profitieren von einer zweiten Zwischendividende und einem Aktienrückkauf über bis zu 3 Mrd. US‑Dollar.
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Auf den ersten Blick wirken die Zahlen gedämpft: Der Vorsteuergewinn sank im ersten Halbjahr 2025 auf 15,8 Mrd. US‑Dollar – belastet vor allem durch Bewertungs- und Verwässerungseffekte bei der chinesischen Bank of Communications (BoCom) sowie den Wegfall der im Vorjahr verbuchten Veräußerungsgewinne aus Kanada und Argentinien. Unter der Oberfläche zeigt sich jedoch ein anderes Bild: Auf konstanter Währung und ohne Sondereffekte legte der Vorsteuergewinn auf 18,9 Mrd. US‑Dollar zu, getragen von kräftiger Nachfrage im Wealth‑Geschäft (International Wealth & Premier Banking, Hongkong) sowie lebhafter Aktivität in FX, Zins‑ und Aktienmärkten.
Die Erträge sanken ausgewiesen um 9 % auf 34,1 Mrd. US‑Dollar – bereinigt stiegen sie dank höherer Gebühren und Markterträge hingegen spürbar (konstant: 35,4 Mrd. US‑Dollar). Die Nettozinsmarge lag bei 1,57 % (‑5 Bp gegenüber H1/24); Wechselkurseffekte sowie die Veräußerung des Argentinien‑Geschäfts dämpften, während das strukturelle Zinsmanagement gegenhielt. Die annualisierte RoTE beträgt ausgewiesen 14,7 %, bereinigt 18,2 % – ein Plus von 1,2 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr.
Die Risikovorsorge (ECL) erhöhte sich auf 1,9 Mrd. US‑Dollar. Haupttreiber waren Modell‑Updates und neue Ausfälle im kommerziellen Immobiliensektor in Hongkong, wo Überkapazitäten den Druck auf Mieten und Bewertungen erhöhen. Zugleich reflektieren zusätzliche Pauschalwertberichtigungen den unsicheren makroökonomischen Ausblick.
Auf der Kostenseite stiegen die Aufwendungen um 4 % auf 17,0 Mrd. US‑Dollar – vor allem durch Restrukturierungskosten (Organisationsvereinfachung) und gezielte Technologie‑Investitionen. Zielbasis‑Kosten (+3 %) bewegen sich im Rahmen der Guidance.
Die Bilanz bleibt kapitalstark: Die CET1‑Quote liegt bei 14,6 % (‑30 Bp seit Jahresende, primär durch RWAs), während Kundenkredite (+51 Mrd. US‑Dollar, berichtet) und Einlagen (+64 Mrd. US‑Dollar, berichtet) zulegten. Den Aktionären stellt der Verwaltungsrat 0,10 US‑Dollar zweite Zwischendividende je Aktie in Aussicht und kündigt einen Aktienrückkauf bis zu 3 Mrd. US‑Dollar an – Abschluss geplant bis zur Q3‑Publikation.
HSBC peilt weiterhin in den Jahren 2025 bis 2027 eine RoTE im mittleren Zehnerbereich (ex Sondereffekte) an. Für 2025 erwartet das Management Banking‑NII von rund 42 Mrd. US‑Dollar, wenngleich der Rückgang des HIBOR im zweiten Quartal bremst. Die ECL‑Quote wird für 2025 nun bei rund 40 Bp gesehen – als Reflex auf anhaltend anspruchsvolle Bedingungen im Hongkonger CRE‑Markt.
Auf der Kostenseite bleibt die Zielbasis‑Steigerung bei rund 3 %; die CET1‑Bandbreite soll mittelfristig 14–14,5 % betragen, mit 50 % Ausschüttungsquote (ex Sondereffekte). Das Kreditwachstum dürfte 2025 verhalten bleiben, mittelfristig rechnet HSBC jedoch mit mittleren einstelligen Zuwächsen bei den Kundenkrediten. Im Wealth‑Geschäft strebt der Konzern zweistellige durchschnittliche jährliche Wachstumsraten bei Gebühren- und sonstigen Erträgen an.
Fazit: Trotz belastender Sondereffekte bestätigt HSBC operatives Momentum, Kapitalkraft und Disziplin. Mit Dividende und neuem Rückkaufprogramm liefert der Konzern verlässlich an die Anteilseigner – und hält zugleich ausreichend Pulver trocken, um die Volatilität in Märkten und Regulierung manövrieren zu können.
Marc Bohling kehrt zur Bethmann Bank zurück und stärkt den Bereich External Asset Manager (EAM). Der geplante Zusammenschluss mit Hauck Aufhäuser Lampe verspricht attraktive Chancen für unabhängige Vermögensverwalter.