Die Grenke AG steigert das Leasingneugeschäft deutlich und profitiert von einem starken Wachstum in Deutschland und Frankreich. CEO Sebastian Hirsch verweist auf die strategische Stärke der geografischen Diversifikation – doch wie nachhaltig ist der Kurs?
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Grenke
Wenn Zahlen nicht lügen, dann hat Grenke aktuell einiges richtig gemacht. Der Finanzierer aus Baden-Baden meldet für das erste Halbjahr 2025 ein solides Neugeschäft in Höhe von 1,6 Mrd. Euro – und erfüllt damit eindrucksvoll seine eigenen Vorgaben. Doch wie stabil ist das Wachstum wirklich?
Im zweiten Quartal allein legte das Leasingneugeschäft um fast zehn Prozent auf 867,4 Mio. Euro zu. Besonders bemerkenswert: Die beiden größten Märkte Deutschland und Frankreich stehen wieder einmal an vorderster Front. CEO Sebastian Hirsch betont die Vorteile einer breiten geografischen Diversifikation, räumt aber gleichzeitig ein, dass diesmal nicht die kleinen Länder, sondern ausgerechnet die Kernmärkte für Schwung sorgten. Strategisch gut gespielt – oder schlicht Glück gehabt?
Die Profitabilität stimmt jedenfalls: Der Deckungsbeitrag 2 (DB2) stieg um satte 13,5 % auf 148,6 Mio. Euro. Die DB2-Marge kletterte damit auf 17,1 %, deutlich über der selbst gesteckten Zielmarke von 16,5 %. CFO Martin Paal spricht entsprechend optimistisch von einer „hohen Profitabilität“ des Neugeschäfts als Fundament für künftige Erträge.
Traditionell punktet Grenke mit einem breit gestreuten Objektportfolio. Dennoch zeichnen sich klare Favoriten ab: Rund ein Viertel aller neuen Leasingverträge betrifft IT-Equipment wie Laptops und Software. Dass Grenke im Direktkundengeschäft leicht aufholen konnte, dürfte besonders in der DACH-Region den Wettbewerbern zu denken geben. Mehr als 17 % des Neugeschäfts laufen inzwischen direkt über Grenke – keine schlechte Quote für eine Firma, die sich einst ausschließlich auf das Vermittlergeschäft stützte.
Die Anzahl der Leasingverträge bewegt sich dabei stabil bei rund 88.000, die Ticketgröße liegt im gewohnt überschaubaren Rahmen bei knapp unter 10.000 Euro. Das Modell „klein, aber fein“ scheint hier also aufzugehen.
Interessant ist ein Blick auf die regionalen Märkte: Südeuropa (insbesondere Italien) und Westeuropa (insbesondere Frankreich) führen beim absoluten Volumen. Doch während die DACH-Region mit einem zweistelligen Wachstum von 14,6 % auftrumpfen kann, schwächelt Nord-/Osteuropa leicht (-1,1 %). Wer hier die Warnlampen noch nicht aufleuchten sieht, könnte sich in den kommenden Quartalen womöglich wundern.
Die sogenannten „übrigen Regionen“ wie USA, Kanada und Australien zeigen mit 25,6 % Wachstum zwar erfreuliche Zuwächse – doch der absolute Beitrag bleibt überschaubar. Die Internationalisierung klingt also gut, ist aber noch längst keine belastbare Säule.
Im Schatten des Leasinggeschäfts schwächelt das Factoring. Hier sank das Neugeschäft um rund 9 % auf 208,3 Mio. Euro. Vielleicht nur ein kleiner Ausrutscher, doch zumindest ein Warnzeichen, dass nicht alle Geschäftsfelder gleichermaßen glänzen. Immerhin: Die Grenke Bank hält sich gut, steigert ihre Einlagen um respektable 6 % auf 2,36 Mrd. Euro und verzeichnet auch im Mikrokreditgeschäft Zuwächse.
Unterm Strich präsentiert sich Grenke im ersten Halbjahr 2025 stark und souverän. Die Strategie der Diversifikation zahlt sich aus – zumindest bislang. CEO Hirsch und CFO Paal können zu Recht optimistisch in die zweite Jahreshälfte blicken. Doch trotz aller Erfolge bleiben Fragen offen: Wie nachhaltig ist das Wachstum, wenn einzelne Regionen plötzlich schwächeln? Und kann Grenke das Niveau der Profitabilität halten, wenn der Wettbewerb im Direktgeschäft zulegt?
Noch ist Grenke klar auf Kurs. Doch ob das Schiff dauerhaft auf ruhigem Wasser segelt, wird erst die Zukunft zeigen.
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