Europäische Großbanken planen eurobasierten Stablecoin – Antwort auf US-Führung

Neun Großbanken bauen einen MiCA-konformen Euro-Stablecoin (Start H2/2026). AllUnitys BaFin-lizenzierter EURAU ist bereits live – zwei Pfade zum 24/7-Euro on-chain.

Anja Amend

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Anja Amend

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25.9.25

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10:04

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Europäische Großbanken planen eurobasierten Stablecoin – Antwort auf US-Führung

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Neun europäische Institute – DekaBank, ING, KBC, Danske Bank, UniCredit, SEB, CaixaBank, Banca Sella und RBI – entwickeln gemeinsam einen eurobasierten Stablecoin. Der Token soll MiCA-konform sein, rund um die Uhr Zahlungen ermöglichen und als verlässliches On-Chain-Abwicklungsmedium im EU-Finanzökosystem dienen.

Für die Emission wurde in den Niederlanden eine Gesellschaft gegründet, die als E-Geld-Institut unter Aufsicht der niederländischen Notenbank agieren soll; der Start ist für die zweite Jahreshälfte 2026 avisiert. Das Konsortium bleibt für weitere Banken offen und bereitet die Geschäftsführung vor. Ziel ist eine europäische Alternative zu den bislang US-dominierten Stablecoin-Märkten – inklusive Use-Cases von Echtzeit-Payments über programmierbare Zahlungen bis zur Abwicklung tokenisierter Assets.

„Die Märkte für digitale Vermögenswerte entwickeln sich rasant vom Nischenmarkt zum Mainstream … [ein] digitales On-Chain-Abwicklungsmedium [ist] unverzichtbar“, heißt es aus der Deka. Ein branchenweiter Ansatz verspreche erhebliche Skaleneffekte.

AllUnity als Blaupause: BaFin-lizenzierter Euro-Stablecoin bereits live

Während das Banken-Konsortium die Produktphase vorbereitet, zeigt AllUnity, wie ein MiCA-fähiger Euro-Stablecoin in der Praxis aussehen kann. Das von DWS (Deutsche Bank), Galaxy und Flow Traders getragene E-Geld-Institut erhielt im Juli 2025 die BaFin-Erlaubnis und hat mit EURAU einen vollständig reservierten Euro-Stablecoin gestartet (ERC-20; geplant ist die Ausweitung auf weitere Chains).

Der Coin ist 1:1 gedeckt, jederzeit einlösbar und zielt ausdrücklich auf regulierte Finanzinstitute, Corporates und Marktinfrastrukturen (u. a. für Cross-Border-Settlements, On-Chain-Collateral und Börsen-/Broker-Integration). AllUnity veröffentlicht Reserve- und Audit-Informationen und hat erste Anbindungen an Handels- und Verwahrpartner sowie Listings angekündigt bzw. umgesetzt.

Die Parallele liegt auf der Hand: Beide Vorhaben setzen auf das E-Geld-Modell unter MiCA, institutionelle Governance und Bank-/Marktinfrastruktur-Einbindung. Der Unterschied: Das Neun-Banken-Projekt adressiert die Breite des europäischen Bankensektors als Emittenten- und Distributionsplattform; AllUnity operiert als eigenständiger, bereits lizenzierter Emittent mit Multi-Bank-Reserveansatz und gelebter Produkttraktion. Für den Markt erhöht diese Koexistenz die Chance auf echte Interoperabilität – und Wettbewerb um Transparenz, Kosten und Integrationstiefe.

Einordnung: 24/7-Settlement als Missing Link der Token-Ökonomie

MiCA schafft den regulatorischen Rahmen für E-Geld-Token (EMT) in Euro. Mit dem Banken-Stablecoin (Startziel H2/2026) und dem schon aktiven EURAU zeichnen sich zwei komplementäre Pfade ab, um die „fehlende Zahlungskomponente“ bei tokenisierten Wertpapieren, Cash-Management und grenzüberschreitenden Transaktionen zu schließen.

Gelingt die breite Bank-Distribution, könnten Programmierbarkeit (z. B. Meilenstein- oder Lieferketten-Payments), T+0-Abwicklung in Kapitalmarktprozessen sowie nahtlose On-/Off-Ramps zur Norm werden – und Europas digitale Souveränität gegenüber US-Anbietern gestärkt werden. Dass institutionelle Nachfrage vorhanden ist, zeigen die jüngsten Lizenzen, Produktstarts und Partnerintegrationen ebenso wie die klare Positionierung der beteiligten Häuser.

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