DKB lagert Wertpapier-Abwicklung an Fintech aus – Bruch mit DWP Bank

Die DKB bricht mit der DWP Bank und lässt ihre Wertpapierabwicklung künftig vom Berliner Fintech Upvest erledigen. Der Schritt markiert einen Wendepunkt im Infrastrukturgeschäft – mit Signalwirkung für Kosten, Technologie und den Wettbewerb mit Neo­brokern.

Anja Amend

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Anja Amend

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8.9.25

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22:38

Uhr

DKB lagert Wertpapier-Abwicklung an Fintech aus – Bruch mit DWP Bank

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DKB

Die Deutsche Kreditbank (DKB) ordnet den Maschinenraum ihres Depotgeschäfts neu und überträgt die Wertpapierabwicklung an das Berliner Fintech Upvest. Das berichtete zuerst das Handelsblatt (E-Paper).

Für die öffentlich-rechtliche DWPBank, die seit über zwei Jahrzehnten als Marktführer rund 5,3 Millionen Depots verwaltet, bedeutet dieser Verlust einen Tabubruch – verlässt doch eine öffentlich mitgetragene Bank die Reihen eines eigenen Verbund-Dienstleisters. Die Umstellung erfolgt dabei gestaffelt: Ab dem kommenden Jahr sollen zunächst Neukunden über Upvest laufen, ab 2027 wird der Bestand migriert.

Kosten, Technik und Konkurrenzdruck als Auslöser

Der Hintergrund für den radikalen Wechsel liegt in handfesten Problemen mit dem bisherigen Abwickler. Schon im Sommer hatte BayernLB-Chef Stephan Winkelmeier die Konditionen der DWPBank gerügt. Die DKB dürfte sich bei der Nutzung von DWP als Dienstleister nicht mehr im Stande gesehen haben, dem steigenden Wettbewerbsdruck mitzuhalten.

Mit dem Wechsel zu Upvest will die DKB nun technisch wie preislich aufholen. „Unser Anspruch ist es, zur Spitze des Marktes zu gehören. Dafür müssen wir im Depotgeschäft wettbewerbsfähig sein, mit Blick auf Technik und Preise“, begründet Vorstand Hacke im Handelsblatt den Schritt, wie auch das Branchenmedium Finanz-Szene anmerkt.

Moderne Smartphone-Broker bieten günstige Konditionen und agile Technik, denen die DKB mit der bisherigen Infrastruktur der DWP Bank kaum etwas entgegensetzen konnte. Indem die DKB auf die White-Label-Investmentplattform von Upvest setzt, hofft sie möglicherweise, ihr Angebot für Wertpapier-Sparer zu modernisieren und verlorene Marktanteile zurückzuholen. Schließlich hatten zuletzt selbst Sparkassen und Volksbanken überraschend hohe Trading-Zahlen vorgelegt, während Spezialanbieter wie Flatex oder Neobroker wie Trade Republic schwächelten – die DKB will hier nicht ins Hintertreffen geraten.

Fintech Upvest: Vom Dienstleister der Fintechs zum Partner großer Banken

Für Upvest ist der DKB-Deal ein gewaltiger Erfolg und ein weiterer Schritt vom Start-up zum etablierten Infrastrukturanbieter. Das 2017 gegründete Berliner Fintech hat sich auf API-basierte Wertpapier-Abwicklung als White-Label-Service spezialisiert und bereits zahlreiche digitale Player als Kunden gewonnen.

Fintech-Größen wie Bunq, N26, Raisin, Revolut oder Vivid setzen längst auf Upvests Handelsplattform, die damit indirekt circa 50 Millionen Endkunden erreicht. Allein 2024 verarbeitete Upvest rund 20 Millionen Wertpapier-Orders – inzwischen etwa eine Million Transaktionen pro Woche. Diese Referenzen dürften der DKB die Entscheidung erleichtert haben, dass Upvest auch das Volumen einer großen Direktbank stemmen kann.

Die Zusammenarbeit von Upvest mit etablierten Banken ist ebenfalls nicht ganz neu. Erst im August verkündete Santanders Digitalsparte Openbank, dass sie ihr Investmentgeschäft in Deutschland komplett auf Upvest migriert hat. Openbank bietet seinen zwei Millionen Kunden nun dank Upvest Bruchteilaktien-Handel ab 1 Euro und sparplanfähige ETFs mit geringen Gebühren.

Dieser Erfolg zeigt: Auch Großbanken vertrauen inzwischen der Fintech-Infrastruktur, um schnell und kostengünstig moderne Investmentangebote einzuführen. Upvest selbst hat in den vergangenen Monaten kräftig in seine Plattform investiert – unter anderem durch eine Finanzierungsrunde von 100 Mio. € Ende 2024 und Partnerschaften mit Branchengrößen wie Deutsche Bank (Cash-Management) und Clearstream (Fondsabwicklung). Mit der DKB als neuem Kunden steigt Upvest nun endgültig in die Liga der Großbanken-Dienstleister auf. Das dürfte Signalwirkung haben: Fintechs wie Upvest beweisen, dass sie den strengen Anforderungen großer Institute gewachsen sind, und machen etablierten Abwicklungsbanken ihr angestammtes Geschäft streitig. Zumindest dürften sie diese Abwicklungsbanken dazu zwingen, das eigene Konditionsmodell zu überdenken.

Folgen für die DWP Bank und den Markt der Wertpapier-Abwicklung

Der Bruch der DKB mit der DWP Bank wirft Fragen für die gesamte Branche auf. Wie viel Volumen die DWP Bank durch den Weggang verliert, ist beträchtlich – genaue Zahlen sind zwar nicht öffentlich, doch die DKB zählt mit insgesamt rund 5 Millionen Privatkunden zu den größeren Depot-Anbietern Deutschlands. Selbst wenn nur ein Teil davon aktuell Wertpapierdepots hält, dürfte die DWP Bank einen zweistelligen Prozentsatz ihres Depotbestands und Transaktionsvolumens einbüßen.

Als größter Wertpapier-Abwickler hierzulande kam die DWP Bank 2024 insgesamt auf über 53 Millionen Transaktionen. Der Verlust eines solch großen Mandanten wird bei dem Frankfurter Institut nicht nur wirtschaftliche Spuren hinterlassen, sondern auch intern für Unruhe im öffentlich-rechtlichen Lager sorgen. Schließlich ist die DWP Bank ein Gemeinschaftsprojekt der Sparkassen und genossenschaftlichen Banken – dass ausgerechnet eine staatliche Bank wie die DKB jetzt ausschert und sich einem externen Fintech anvertraut, dürfte hinter den Kulissen für Verstimmung sorgen. Möglicherweise sehen Sparkassen-Manager den Schritt sogar als Warnsignal: Wenn die eigene Technik und Preisstruktur nicht wettbewerbsfähig bleiben, könnten in Zukunft weitere Institute über Abwanderung nachdenken – auch wenn sie vorerst aus Verbundtreue darauf verzichten.

Für die DKB selbst bietet der Wechsel Chancen, birgt aber auch operative Risiken. Eine IT-Migration dieser Größenordnung – Millionen von Datensätzen und laufende Sparpläne auf eine neue Plattform zu heben – ist komplex. Ausfälle oder Anlaufschwierigkeiten würden direkt die Kundschaft treffen. Daher hat sich die DKB einen mehrjährigen Übergang bis 2027 eingeplant, um schrittweise und getestet umzustellen, was aus dem Handelsblatt-Beitrag hervorgeht. Gelingt dies reibungslos, könnte die Bank im Depotgeschäft deutlich an Attraktivität gewinnen. Scheitert die Migration jedoch, stünde nicht nur der Ruf der DKB auf dem Spiel, sondern auch der des Fintech-Partners Upvest – beiden Seiten ist bewusst, dass dieser Deal ein Prüfstein wird.

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