Deutsche Unternehmen kämpfen auch 2025 mit zunehmenden Zahlungsverzögerungen – insbesondere im Transport- und Bausektor. Trotz steigender Risiken bleiben Zahlungsziele beliebt.
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Coface
Die Zahlungsmoral deutscher Unternehmen lässt auch im Jahr 2025 zu wünschen übrig. Aktuellen Zahlen der jährlichen Studie des Kreditversicherers Coface zufolge verzeichnen inzwischen über 80 Prozent der befragten Unternehmen Verzögerungen beim Eingang fälliger Zahlungen. Damit setzt sich ein seit Jahren anhaltender Negativtrend fort. 2021 waren erst 59 Prozent der Firmen betroffen – mittlerweile sind es 81 Prozent.
Die einzelnen Branchen sind unterschiedlich stark betroffen: Besonders kritisch ist die Situation in der Transport- und Logistikbranche. Dort klagten zuletzt 90 Prozent der Firmen über Zahlungsverzögerungen – ein massiver Zuwachs von mehr als 20 Prozentpunkten innerhalb eines Jahres. Christiane von Berg, Volkswirtin bei Coface, sieht hier einen klaren Zusammenhang:
„Die Transportbranche leidet unter der Rezession des Verarbeitenden Gewerbes und den schwachen Handelsdaten. Weniger Aufträge für die Industrie bedeuten auch eine schlechtere Situation der Logistikkunden.“
Ein Lichtblick hingegen kommt aus dem Automobilsektor. Hier sank der Anteil verspäteter Zahlungen auf 76 Prozent – ein deutliches Plus an Zuverlässigkeit gegenüber dem Vorjahr (88 Prozent). Als Ursache vermutet Coface, dass sich die Branche nach einer Phase zahlreicher Insolvenzen nun stabilisiert und bereinigt habe.
Ein weiterer kritischer Faktor für deutsche Unternehmen ist die zunehmende Länge der Verzögerungen. Im Durchschnitt stiegen diese zuletzt auf knapp 32 Tage – wobei gerade in der Baubranche mit rund 40 Tagen besonders lange Wartezeiten auftreten. Aber auch die Metallbranche leidet, wenn auch weniger drastisch, mit durchschnittlich 25 Tagen Wartezeit.
Besonders gefährlich sind extrem lang ausstehende Forderungen. Rechnungen, die länger als sechs Monate unbeglichen bleiben, bedrohen oft unmittelbar die Liquidität der betroffenen Firmen. Laut Coface haben 12 Prozent der befragten Unternehmen offene Forderungen, die seit über einem halben Jahr nicht beglichen wurden – und die mindestens zwei Prozent des Jahresumsatzes ausmachen. Volkswirtin Christiane von Berg warnt daher:
„Das Problem ist, dass unserer Erfahrung nach rund 80 Prozent solcher Rechnungen nie bezahlt werden. Sie können die Liquidität gefährden, zum Geschäftsrisiko werden und letztlich zur Insolvenz führen.“
Immerhin verbessert hat sich der Maschinenbausektor. Hier ging der Anteil der Unternehmen mit extrem langen Zahlungsausfällen von 30 Prozent im Vorjahr auf 15 Prozent zurück. Dagegen verharrt die Baubranche auf einem gefährlich hohen Niveau: Rund ein Viertel aller Unternehmen klagt über solche kritischen Verzögerungen.
Trotz der schwierigen Lage verzichten die wenigsten deutschen Unternehmen auf Zahlungsziele für ihre Kunden. 84 Prozent der Firmen bieten 2025 nach wie vor Lieferantenkredite an – ein Spitzenwert, der zuletzt 2016 erreicht wurde. Mit durchschnittlich 32 Tagen Zahlungsfrist bleibt die deutsche Wirtschaft jedoch vergleichsweise konservativ. Zum Vergleich: Polnische Firmen gewähren im Schnitt 46 Tage, französische sogar 51 Tage und chinesische 76 Tage.
Innerhalb Deutschlands gibt es erhebliche Unterschiede: Die Baubranche fordert mit durchschnittlich 23 Tagen die schnellste Begleichung der Rechnungen, während die Automobilbranche mit 44 Tagen den großzügigsten Zahlungsaufschub gewährt.
Die Coface-Studie unterstreicht erneut, dass besonders die deutsche Baubranche ein strukturelles Zahlungsproblem hat. Obwohl Verzögerungen und Forderungsausfälle in der gesamten Wirtschaft zunehmen, ist die Situation im Bauwesen besonders besorgniserregend. Der Sektor befindet sich bereits seit Jahren in einer schwierigen Lage – hier braucht es dringend gezielte Maßnahmen, um Liquiditätsengpässe zu vermeiden und die Stabilität der Unternehmen langfristig zu sichern. Trotz der Herausforderungen ist die Zahlungsmoral in anderen Branchen nicht hoffnungslos: Gerade die jüngste Erholung der Automobilbranche lässt Raum für vorsichtigen Optimismus.
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