DekaBank beteiligt sich an Scope – Signal für mehr europäische Unabhängigkeit im Ratingmarkt

Die DekaBank beteiligt sich über eine Kapitalerhöhung an der europäischen Ratingagentur Scope. Der Einstieg unterstreicht den wachsenden Wunsch nach mehr Unabhängigkeit von US-Ratinghäusern und stärkt ein europäisches Gegenmodell im Kapitalmarkt.

Harry Dörsam

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Harry Dörsam

Veröffentlicht am

16.12.25

um

17:30

Uhr

DekaBank beteiligt sich an Scope – Signal für mehr europäische Unabhängigkeit im Ratingmarkt

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Deka Bank

Die DekaBank steigt bei der europäischen Ratingagentur Scope ein und setzt damit ein strategisches Zeichen für mehr Autonomie im europäischen Kapitalmarkt. Die Sparkassen-Tochter erwarb im Zuge einer Kapitalerhöhung Anteile an dem Berliner Analysehaus. Der Anteil liege unter fünf Prozent, teilte das Institut am Dienstag mit.

Stärkung eines europäischen Gegenpols

Mit dem Einstieg unterstützt die DekaBank nach eigenen Angaben gezielt den Ausbau eines europäischen Alternativmodells zu den dominierenden angelsächsischen Ratingagenturen.

„Mit unserer Beteiligung unterstützen wir die Weiterentwicklung eines wichtigen europäischen Projekts“

So DekaBank-Vorstand Matthias Danne. Scope trage mit seinen Analysen und Bewertungen zu mehr Wettbewerb und zu einer größeren Vielfalt von Perspektiven in der Ratingbranche bei und stärke damit die Autonomie der europäischen Kapitalmärkte.

Der Schritt fügt sich in einen größeren politischen und wirtschaftlichen Kontext ein. In Europa nehmen die Bestrebungen zu, kritische Finanzinfrastruktur unabhängiger von US-Anbietern aufzustellen. Neben dem Ratingmarkt betrifft dies auch andere Bereiche wie den Zahlungsverkehr, wo zuletzt mit Wero eine europäische Bezahlmethode an den Start gegangen ist.

Scope positioniert sich als Alternative zu US-Ratingagenturen

Scope ist als Anbieter von Kreditratings, ESG-Analysen und Fondsresearch aktiv und versteht sich als bewusster Gegenentwurf zu den großen nordamerikanischen Ratinghäusern. Das Unternehmen wirbt damit, Risiken über verschiedene Anlageklassen hinweg aus einer „alternativen Sichtweise“ zu bewerten. Der europäische Ratingmarkt wird bislang klar von US-Agenturen dominiert, was Scope seit Jahren als strukturelle Schwäche der europäischen Kapitalmärkte kritisiert.

Mit dem Einstieg der DekaBank gewinnt Scope nun weitere institutionelle Rückendeckung. Nach Angaben des Unternehmens zählt auch die Vienna Insurance Group seit Kurzem zu den Anteilseignern.

Breite Eigentümerbasis aus Banken und Versicherungen

Größter Aktionär von Scope ist weiterhin Unternehmensgründer Florian Schoeller, neben ihm hält die Aqton Holding des Investors Stefan Quandt einen bedeutenden Anteil. Darüber hinaus verteilt sich das Kapital auf mehr als 80 weitere Aktionäre, darunter Versicherungen und Finanzhäuser wie Axa, Signal Iduna, Talanx/HDI, die SV Sparkassenversicherung sowie Crédit Agricole.

Die DekaBank war bereits in der Vergangenheit Kooperationspartner von Scope im Kapitalmarktumfeld. Mit der nun erfolgten Beteiligung wird diese Zusammenarbeit vertieft – und zugleich der Anspruch untermauert, europäische Finanzmarktinfrastruktur langfristig eigenständiger und resilienter aufzustellen.

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