Comdirect plant Krypto-Handel für Privatkunden – Schaufler setzt auf „niedrigschwellige“ Angebote und Loyalitätsvorteile

Comdirect will spätestens 2026 ein Krypto-Angebot für Privatkunden starten – flankiert von günstigen Einstiegsdepots, Teilaktien und Loyalitätsvorteilen. Der späte Einstieg trifft auf intensiven Wettbewerb durch Trade Republic, Scalable und Openbank; regulatorisch stützt MiCA den Rollout, strategisch könnte Comdirects Wachstum im laufenden M&A-Umfeld an Bedeutung gewinnen.

Anja Amend

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Anja Amend

Veröffentlicht am

18.9.25

um

10:04

Uhr

Comdirect plant Krypto-Handel für Privatkunden – Schaufler setzt auf „niedrigschwellige“ Angebote und Loyalitätsvorteile

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Commerzbank AG

Die Commerzbank will ihre Onlinetochter Comdirect spätestens 2026 mit einem eigenständigen Krypto-Angebot für Privatkunden ausstatten. „Ich bin zuversichtlich, dass wir spätestens 2026 ein vernünftiges Kryptoangebot bei Comdirect für Privatkunden haben werden“, sagt Privatkundenvorstand Thomas Schaufler im Exklusivinterview mit dem Handelsblatt.

Parallel arbeitet das Institut an einer vereinfachten, günstigeren Produktlinie für junge Kundinnen und Kunden – inklusive schlanker App, reduziertem Funktionsumfang und günstigeren Orderkonditionen. Ziel ist, den Zugang zum digitalen Vermögensaufbau unkomplizierter zu machen und Wachstum stärker über das Einstiegssegment zu generieren.

Operativ denkt Comdirect das Produktportfolio breiter: Neben günstigen Depots und einfacheren Onboarding-Strecken stehen Teilaktien und Krypto oben auf der Roadmap. „Wir sind intensiv dabei, ein Angebot für Teilaktien und Kryptowährungen zu entwickeln. Damit bieten wir unseren Kunden künftig eine größere Bandbreite. Aktuell beobachten wir, dass Krypto für viele Menschen eine relevante Anlageklasse wird. Darauf werden wir reagieren“, so Schaufler. Der Schritt kommt spät – aber mit regulatorischem Rückenwind: Die Mutter Commerzbank erhielt bereits im November 2023 die deutsche Kryptoverwahrlizenz und hat damit die Grundlage gelegt, digitale Assets in regulierten Strukturen anzubieten.

Konkurrenzdruck durch Neoanbieter – und ein Markt, der sich schnell bewegt

Der Fahrplan fällt in eine Phase, in der die Wettbewerber das Tempo vorgeben. Trade Republic hat seine Nutzerbasis zuletzt auf über zehn Millionen gesteigert und das verwaltete Vermögen auf rund 150 Milliarden Euro erhöht – und erweitert parallel das Angebot in Richtung Vermögensverwaltung und Private Markets.

Auch neue Banklizenzen und Produktstarts verschieben die Zielpfosten: Scalable Capital erhielt im September die Erlaubnis für Einlagen- und Kreditgeschäft, während Santander-Tochter Openbank in Deutschland einen Krypto-Handel direkt in der Depotumgebung gestartet hat und in Kürze nach Spanien expandiert. Für Comdirect bedeutet das: Der Start 2026 darf kein Minimum Viable Product sein, sondern muss beim Nutzererlebnis, bei Gebühren und der Abdeckung der wichtigsten Coins marktfähig performen.

Segmentlogik: Selbstentscheider bei Comdirect, Beratung bei der Commerzbank

Schaufler zieht eine klare Trennlinie zwischen den Marken: „Kryptowährungen sind etwas für Selbstentscheider, also für Menschen, die selbstständig investieren. Die sind typischerweise Kunden von Comdirect. Bei der Commerzbank setzen wir stärker auf Beratung.“ Eine aktive Empfehlung für Bitcoin & Co. ist nicht geplant: „Ich kann mir aktuell aber nicht vorstellen, dass wir Kunden den Kauf oder Verkauf von Bitcoins empfehlen.“ Das ordnet sich in die MiCA-Ära ein, die europaweit Spielregeln und Anlegerschutz harmonisiert – zugleich aber die Verantwortung der Anbieter für eine verständliche Risikokommunikation erhöht.

Pricing, Loyalität, Plattformpartner – die offenen Flanken

Wettbewerb im Einstiegssegment entscheidet sich über Einfachheit, Preis und Reichweite. Comdirect testet seit Sommer ein „niedrigschwelliges Angebot“, das seltener handelnde Kundinnen und Kunden adressiert. Zusätzlich will Schaufler Loyalität gezielt belohnen: Wer mehrere Produkte bündelt, könnte „höhere Zinsen auf Tagesgeld“ oder „mehrere Gratis-Trades pro Monat“ erhalten. Das stärkt die Bindung – birgt aber das Risiko, dass Preisspreizungen schwer zu vergleichen werden. Technisch prüft die Bank, welche Teile der Krypto-Wertschöpfungskette sie selbst abbildet und wo Partner (Handelsplatz, Verwahrung, Brokerage-Infrastruktur) sinnvoll sind. Während Neoanbieter mit Einfachheit punkten, spielt Comdirect ihre Stärken in Stabilität und Börsenanbindung aus – ein Vorteil in volatilen Marktphasen, der aber nur wirkt, wenn UX und Preis mitziehen.

Urheberrechtehinweis: die Inhalte entstammen dem Exklusivinterview zwischen dem Handelsblatt und der Commerzbank AG. Das vollständige Interview finden Sie in der Rubrik des Handelsblatts (Link oben).

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