Die ABN AMRO hat die Übernahme von Hauck Aufhäuser Lampe abgeschlossen – und formiert mit der neuen Marke „Bethmann HAL“ einen gewichtigen Player im deutschen Private Banking. Mit 2.000 Mitarbeitenden, ehrgeizigen Wachstumszielen und einer klaren Markenstrategie will die Bank nun den Markt neu sortieren.
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Bethmann HAL
Es ist vollbracht: Mit dem rechtlichen Closing zum 30. Juni 2025 hat die niederländische Großbank ABN AMRO die traditionsreiche Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG (HAL) vollständig übernommen. Was im Mai 2024 angekündigt wurde, wird nun Realität – und markiert den Beginn eines neuen Kapitels im deutschen Bankensektor. Mit rund 2.000 Mitarbeitenden an 18 Standorten entsteht unter dem Dach der ABN AMRO ein neues Schwergewicht, das den Anspruch erhebt, im Bereich Wealth Management und Corporate Banking künftig eine führende Rolle einzunehmen.
Die Übernahme ist nicht nur ein weiterer Konsolidierungsschritt im fragmentierten deutschen Privatbankenmarkt – sie ist Ausdruck einer langfristig angelegten Strategie: ABN AMRO will Deutschland, nach den Niederlanden, zum zweitwichtigsten Markt des Konzerns machen.
Während es in der Vergangenheit oft üblich war, übernommene Häuser stillschweigend in den Konzern zu integrieren, geht ABN AMRO dieses Mal einen anderen Weg: Das Wealth-Management-Geschäft beider Institute wird künftig unter dem neuen Markennamen „Bethmann HAL“ auftreten. Die Marke vereint zwei Namen mit langer Geschichte und hohem Renommee – und bringt die Stärken beider Seiten zum Ausdruck: die internationale Einbettung und Finanzkraft von ABN AMRO auf der einen, das Unternehmerbanking-Erbe und die tiefe regionale Verankerung von HAL auf der anderen.
Der Schritt ist auch ein Signal an Kunden, Mitarbeitende und den Markt: Hier wird nicht ausradiert, sondern zusammengeführt – mit dem Ziel, das Beste aus beiden Welten zu kombinieren. Die übrigen Geschäftsfelder – insbesondere das Firmenkundengeschäft, Kapitalmarktgeschäft sowie das Asset Management – laufen künftig weiterhin unter der Kernmarke ABN AMRO.
Mit dem Zusammenschluss bringt Bethmann HAL ein verwaltetes Vermögen (AuM) von rund 70 Milliarden Euro mit – und will diesen Wert in den nächsten fünf Jahren auf 100 Milliarden Euro steigern. Gelingen soll das durch gezieltes Wachstum im deutschen Markt, vor allem in den Bereichen Private Banking, Vermögensstrukturierung, Unternehmerbetreuung sowie nachhaltiger Kapitalanlage.
Zudem bleibt ein zentraler Erfolgsfaktor erhalten: Die Verzahnung von Privat- und Firmenkundenbetreuung – insbesondere für Unternehmerfamilien – bleibt ein Alleinstellungsmerkmal, das HAL unter der Initiative „Entrepreneurs“ in den vergangenen Jahren stark ausgebaut hatte. ABN AMRO will dieses Modell nun unter der gemeinsamen Marke Bethmann HAL weiterentwickeln und deutschlandweit ausrollen.
Ein besonders sensibler, aber zukunftsweisender Teil der HAL-Organisation wird nicht in den ABN-AMRO-Konzern eingegliedert: Das Asset-Servicing-Geschäft bleibt in der HAL AG, die als eigenständige Tochter fortbesteht. Der Grund: Die regulatorischen Anforderungen – etwa als Verwahrstelle für Fonds oder in der Abwicklung von Real Assets – erfordern spezialisierte Lizenzen und Strukturen, die ABN AMRO in Deutschland bislang nicht vorhält.
Das Segment, das unter dem Vorstand Dr. Holger Sepp in den vergangenen Jahren zu einem der am schnellsten wachsenden Geschäftsbereiche von HAL zählte, soll künftig konzernweit Kunden angeboten werden. Durch die Anbindung an das internationale Netzwerk und die Clearing-Infrastruktur der ABN AMRO erhofft sich die Bank weiteres Potenzial – insbesondere auch im Bereich Digital Assets.
Die neue Einheit wird von einem siebenköpfigen Managementteam geführt – mit Hans Hanegraaf an der Spitze als Country Executive. Er bleibt das operative Gesicht von ABN AMRO in Deutschland. Die Verantwortung für das Wealth Management teilen sich Stefan Meine und Oliver Plaack, ein bisheriger HAL-Vorstand. Ebenfalls aus der bisherigen HAL-Spitze rücken Madeleine Sander als CFO und Dr. Holger Sepp als CMO für Asset Servicing in zentrale Führungsfunktionen auf.
Bemerkenswert: Die gesamte bisherige HAL-Führungsriege bleibt zunächst an Bord – inklusive Michael Bentlage als CEO der weiterhin bestehenden HAL AG. Auch das ist ein Signal der Kontinuität – und ein Vertrauensbeweis in die Aufbauarbeit, die HAL in den vergangenen Jahren unter dem Eigentümer Fosun geleistet hat.
Mit der Übernahme von HAL und dem Launch von Bethmann HAL stellt sich ABN AMRO im deutschen Bankenmarkt neu auf – ambitionierter, größer und profilierter als je zuvor. Die Strategie: Wachstum über Qualität, Präsenz über Prestige und Integration statt Uniformität. In einer Branche, in der viele Häuser entweder auf Effizienzprogramme setzen oder im Wettbewerb um Talente und Kundenzugänge ins Hintertreffen geraten, wirkt diese Doppelstrategie fast wie ein europäisches Gegenmodell zum üblichen Rückbau.
Eines ist jedenfalls sicher: Der deutsche Private-Banking-Markt hat einen neuen Maßstab bekommen. Und die etablierten Wettbewerber – von der Deutschen Bank bis zu kleineren Privatbanken – werden sich neu justieren müssen. Denn Bethmann HAL kommt nicht leise. Sondern mit Plan.
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