Berenberg setzt auf frischen Markenauftritt – mehr als nur neue Farben?

Berenberg präsentiert einen modernen Markenauftritt: Frische Farben, überarbeitetes Wappen und der „Pulse of Progress“ zeigen, dass die Bank strategisch längst weiter ist als viele Konkurrenten. Ein bewusst provokanter Schritt nach vorne.

Anja Amend

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Anja Amend

Veröffentlicht am

26.5.25

Berenberg setzt auf frischen Markenauftritt – mehr als nur neue Farben?

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Berenberg

Die älteste Privatbank Deutschlands wagt einen bemerkenswert modernen Schritt: Berenberg präsentiert eine komplett überarbeitete Markenidentität. Was auf den ersten Blick nach einem kosmetischen Eingriff aussieht, offenbart beim genaueren Hinsehen eine tiefere strategische Neuausrichtung – und eine klare Botschaft an die Wettbewerber.

Sichtbare Evolution mit historischer DNA

Der neue visuelle Auftritt Berenbergs wurde in Zusammenarbeit mit der internationalen Agentur Design Bridge and Partners entwickelt und trägt nun nach außen, was intern längst gelebte Praxis ist. Neben einer auffällig frischen Farbwelt bleibt die traditionsreiche Firmenfarbe Orange bestehen – eine bewusste Reminiszenz an die Gründungsgeschichte des Hauses. Auch das klassische Wappen wurde sorgfältig modernisiert und an digitale und internationale Anforderungen angepasst.

Besonders auffällig ist das neue grafische Leitmotiv, genannt „Pulse of Progress“, das Bewegung, Vernetzung und Fortschritt symbolisieren soll. Martin Steinacker, Executive Creative Director bei Design Bridge and Partners, beschreibt die Idee dahinter treffend:

„Bei Berenberg geht alles von den Menschen aus. Es gibt viel Erfahrung und unternehmerisches Handeln im Team und eine starke partnerschaftliche Verbindung mit allen Kunden. So kam uns die Idee des Pulses, der Taktgeber des Lebens ist, der Kraft und Energie freisetzt und durch ihn Projekte initiiert und für die Zukunft realisiert werden.“

Klingt ambitioniert? Ist es auch. Berenberg möchte offenbar deutlich machen: Die Bank hat sich kulturell längst weiterentwickelt, nun folgt die visuelle Konsequenz.

Mehr als bloße Kosmetik – strategische Transformation im Fokus

Ein kritischer Blick zeigt: Das neue Branding kommt keinesfalls überraschend, sondern ist vielmehr die logische Konsequenz aus einer längst vollzogenen, inhaltlichen Neuorientierung des Hauses. Denn Berenberg hat sich vom klassischen Privatbanker für vermögende Privatkunden zu einer breit aufgestellten Finanzinstitution entwickelt.

So zählt das Haus heute neben (hoch-)vermögenden Privatkunden verstärkt auch Family Offices und institutionelle Investoren zu seiner Klientel. Klaus Naeve, Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung und verantwortlich für Wealth und Asset Management, betont diesen Wandel unmissverständlich:

„Wir sind ein Haus mit Geschichte, aber gleichzeitig strategisch agil. Unsere Teams arbeiten eng verzahnt und die Entscheidungswege sind kurz – das schafft Handlungsspielraum und Geschwindigkeit. Diese Kultur sichtbar zu machen, war ein zentrales Ziel des neuen Auftritts.“

Neben klassischen Vermögensverwaltungsmandaten spielt inzwischen auch das Private-Debt-Geschäft eine zentrale Rolle, insbesondere in den Assetklassen Corporates, Shipping, Green Energy und Digital Infrastructure. Damit positioniert sich Berenberg klar gegen Konkurrenten, die häufig an einem traditionellen Modell festhalten. Zudem hat sich das Haus im Bereich Investmentbanking gut aufgestellt, insbesondere bei Börsengängen und Kapitalmarkttransaktionen. Aktuell begleitet Berenberg zum Beispiel namhafte Börsengänge wie den des Kabelherstellers Pfisterer und des Technologieunternehmens Innoscripta.

Visueller Wandel als Schlussakkord einer kulturellen Neuausrichtung

Laura Otterndorf, Head of Marketing bei Berenberg, hebt hervor, dass die optische Neuausrichtung der Marke keineswegs die Initialzündung für Veränderungen sei, sondern vielmehr deren logischer Abschluss:

„Häufig signalisiert ein neues Design den Beginn einer strategischen Neuausrichtung. Bei uns war es umgekehrt: Der kulturelle und unternehmerische Wandel hat längst stattgefunden – jetzt machen wir ihn auch visuell erlebbar.“

Mit diesem bewusst sichtbaren Schritt sendet Berenberg ein starkes Signal an Kunden und Konkurrenten: Man versteht sich nicht mehr nur als traditionelle Privatbank, sondern als dynamisches, modernes Finanzinstitut mit vielfältigen Kompetenzen. Diese Transformation könnte durchaus den Druck auf Wettbewerber erhöhen, die sich nach wie vor hinter konservativer Zurückhaltung verstecken.

Es bleibt abzuwarten, wie der Markt diese Veränderung aufnehmen wird. Klar ist jedoch: Berenberg ist bereit, neue Akzente zu setzen – und unterstreicht das mit einem Markenauftritt, der dem Anspruch der Bank, sowohl traditionsreich als auch fortschrittlich zu sein, gerecht wird.

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