Banxware erhält eine zehn Millionen Euro Investition von UniCredit und stellt auf ein Forward-Flow-Modell um. Das Berliner Fintech verabschiedet sich vom eigenen Kreditbuch und positioniert sich als technologische Infrastruktur für Embedded Lending in Europa.
Bildnachweis:
Banxware CEO Jens Röhrborn | Banxware
Mit zehn Millionen Euro und einem Strategiewechsel geht Banxware in die Skalierungs-Offensive – und könnte zum europäischen Betriebssystem für Unternehmenskredite werden.
Das Berliner Fintech Banxware positioniert sich neu – und das gleich in doppelter Hinsicht. Mit frischem Kapital von zehn Millionen Euro durch UniCredit und der Einführung eines sogenannten „Forward-Flow-Modells“ macht das Unternehmen einen klaren Schnitt: Weg vom eigenen Kreditbuch, hin zur Rolle als technischer Orchestrator im Hintergrund. Eine Neupositionierung, die sowohl die eigene Bilanz entlastet als auch die Expansion beschleunigen soll.
Mit der Finanzspritze durch UniCredit verabschiedet sich Banxware faktisch vom klassischen Fintech-Modell, bei dem Startups selbst Risiken auf die Bücher nehmen. Stattdessen übernimmt künftig die Großbank das gesamte Kreditbuch. Banxware konzentriert sich auf die technologische Infrastruktur und das operative Know-how bei der Kreditvergabe – inklusive Scoring, Antragstrecke und Integration in Partnerplattformen.
Der Clou: UniCredit stellt Kapital, Banxware die Software. Das reduziert das Risiko für das Fintech erheblich, ermöglicht aber gleichzeitig Skalierung auf industriellem Niveau. Der neue Kapitalfluss erfolgt über Aion/Vodeno, eine BaaS-Plattform mit Banklizenz, die ebenfalls Teil der neuen Struktur ist.
„Wir skalieren nicht nur – wir formen eine neue Infrastrukturebene für Unternehmenskredite in Europa“
Das sagt Banxware-CEO Jens Röhrborn. Und UniCredit, vertreten durch Fiona Melrose (Group Strategy & ESG), gibt sich ebenfalls überzeugt:
„Banxware kombiniert Fintech-Agilität mit der Reichweite einer Großbank.“
Schon jetzt ist Banxware auf über 40 Plattformen integriert – von Marktplätzen bis hin zu digitalen Brokern. Mit dem neu ausgerollten Produkt „Banxware for Brokers“ öffnet das Fintech nun auch gezielt den Zugang zu UniCredit-Krediten für Vermittler. Die versprochene Effizienz: eine digitale Antragsstrecke mit schnellem Scoring, die auch größere Volumina abdeckt.
Ein deutlicher Schritt in Richtung Plattformökonomie – und ein Fingerzeig an klassische Banken: Kreditvergabe muss heute nicht mehr in der Filiale stattfinden, sondern da, wo die Kunden ohnehin schon sind – auf Plattformen, bei Brokern, im E-Commerce.
Das Kapital aus der neuen Finanzierungsrunde soll laut Banxware vor allem in drei Bereiche fließen:
Banxware verabschiedet sich damit ein Stück weit von der risikobehafteten Rolle als Mini-Kreditinstitut – und rückt in die strategische Rolle als Kredit-Infrastruktur-Anbieter. Wer also künftig über Plattformen Geschäftskredite vermittelt, wird hinter der Benutzeroberfläche womöglich Banxware-Logik finden – auch wenn es außen UniCredit heißt.
Was Stripe für Zahlungen ist, will Banxware offenbar für Kredite werden: eine unsichtbare, aber hochvernetzte Tech-Infrastruktur. Die UniCredit-Partnerschaft verschafft dem Unternehmen dabei nicht nur Kapital, sondern auch Legitimation – und Zugang zu Volumen, das sonst außerhalb der Reichweite klassischer Fintechs liegt.
Ob der Strategiewechsel aufgeht, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Klar ist aber schon jetzt: Banxware denkt das Thema Kreditvergabe neu – und hat dafür nun das passende Kapital, den richtigen Partner und einen europäisch skalierbaren Plan.
Infrastruktur wird zum großen Anlagethema. Inzwischen stehen auch für Privatanleger geeignete Investmentstrukturen zur Verfügung: Der europäische Eltif fasst seit seiner Neuauflage langsam Tritt, während es in Deutschland ja noch das Infrastruktur-Sondervermögen gibt. Wo sind die Unterschiede – und was ist besser?
Barclays will seinen IB-Marktanteil in Deutschland bis 2027 von 3,7 auf mindestens 5 % steigern. Deutschlandchefin Ingrid Hengster mahnt schnelle Reformen an – von ZuFinG über Wachstumschancengesetz bis zum EU-Listing-Act –, „denn es gibt keine Alternative zum Optimismus“.
Stefan Siebert (LBS Süd) wird zum 1. Oktober 2025 Vorsitzender der LBS-Bausparkassenkonferenz und folgt auf Jörg Münning (LBS NordWest). Der Wechsel fällt in eine Phase, in der die LBS-Gruppe ihren hohen Marktanteil festigt und vom sich stabilisierenden Wohnimmobilienmarkt profitiert.