Die Allianz zeigt Interesse an der dänischen Private-Debt-Boutique Capital Four. Ein möglicher Milliarden-Deal könnte das Asset-Management des Versicherungsriesen deutlich stärken.
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Deutschlands Versicherungsgigant Allianz scheint den Hunger auf alternative Investments noch lange nicht gestillt zu haben. Laut Informationen von Bloomberg News könnte die dänische Investment-Boutique Capital Four das nächste Objekt der Begierde sein. Mit der Übernahme des aufstrebenden Private-Debt-Anbieters aus Kopenhagen könnte die Allianz ihre Position im begehrten Private-Credit-Markt weiter stärken.
Die Allianz verfolgt offenbar ambitionierte Wachstumsziele im Bereich alternativer Anlageformen – insbesondere im zunehmend populären Bereich Private Debt. Capital Four verwaltet derzeit rund 23 Milliarden Euro, davon rund acht Milliarden über die eigene Private-Debt-Plattform. Diese Anlageklasse ist seit Jahren besonders gefragt, denn sie verspricht institutionellen Investoren in Zeiten volatiler Kapitalmärkte stabile Renditen und überschaubare Risiken.
Für die Allianz wäre Capital Four eine ideale Ergänzung ihres bereits umfangreichen Asset-Management-Portfolios. Bisher zählen die global agierenden Fondsriesen Pimco und Allianz Global Investors (AGI) zur Familie. AGI allein verwaltete Ende 2024 bereits rund 98 Milliarden Euro im Private-Markets-Geschäft. Mit Capital Four kämen nicht nur zusätzliche Milliarden an verwaltetem Vermögen hinzu, sondern vor allem wertvolles Know-how und etablierte Strukturen im stark nachgefragten Segment Private Credit.
Der Zeitpunkt der möglichen Übernahmepläne dürfte nicht ganz zufällig sein. Nachdem die Gespräche mit dem französischen Fondsanbieter Amundi im vergangenen Jahr ins Leere liefen – man konnte sich schlichtweg nicht über die passende Struktur einer Fusion einigen – steht die Allianz weiterhin unter Druck, ihr Asset-Management-Geschäft durch strategische Zukäufe auszubauen.
AGI-Chef Tobias Pross machte zuletzt deutlich, dass anorganisches Wachstum im Private-Markets-Bereich ausdrücklich zum strategischen Kurs gehöre. Die mögliche Akquisition von Capital Four könnte somit nicht nur eine Lücke im Portfolio füllen, sondern auch ein wichtiges Signal an Investoren und Wettbewerber senden.
Weder die Allianz noch Capital Four haben die Verhandlungen bisher kommentiert. Doch selbst wenn beide Parteien grundsätzlich an einer Einigung interessiert sind, könnten die Gespräche noch scheitern oder sich deutlich verzögern. Wie immer bei Übernahmen dieser Größenordnung liegen die Schwierigkeiten oft im Detail. Nicht zuletzt dürfte der Kaufpreis für Capital Four angesichts der aktuellen Marktlage ein wesentlicher Streitpunkt sein.
Für die Allianz wäre ein Scheitern allerdings ein herber Rückschlag. Schließlich könnte Capital Four genau der strategische Hebel sein, um im hart umkämpften Markt der alternativen Anlageklassen weiter Boden gutzumachen. Ein erfolgreicher Abschluss wäre dagegen ein klarer Punktsieg für den Münchner Konzern – und ein deutliches Signal an Konkurrenten wie Amundi, BlackRock und Co.
Eins ist klar: Im Bereich Private Debt geht der Wettbewerb jetzt erst richtig los. Die Allianz will dabei nicht bloß zuschauen, sondern ganz vorne mitspielen. Ob Capital Four letztlich Teil dieser Strategie wird, dürfte bald feststehen. Die Branche schaut gespannt nach München und Kopenhagen.
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