Neuer Aufbruch beim Genoverband: Bankchef Michael Hoeck übernimmt Führung

Der von Governance-Vorwürfen gebeutelte Genoverband bekommt mit Michael Hoeck erstmals einen erfahrenen Bankchef als neuen Vorstandsvorsitzenden – und blickt optimistisch in die Zukunft.

Dominik Amend

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Dominik Amend

Veröffentlicht am

18.6.25

Neuer Aufbruch beim Genoverband: Bankchef Michael Hoeck übernimmt Führung

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Genoverband

Erstmals ein Banker an der Spitze des Verbandes

Beim größten deutschen Genossenschaftsverband stehen die Zeichen auf Neustart: Michael Hoeck wird ab dem 1. September neuer Vorstandschef. Diese Personalentscheidung markiert eine Premiere, denn erstmals rückt ein aktiver Bankchef an die Spitze des mächtigen Verbandes. Hoeck, bislang Co-Chef der Vereinigten Volksbank Raiffeisenbank Simmern im Hunsrück, löst Interimschef Marco Schulz ab, der fortan als stellvertretender Vorstandsvorsitzender fungiert.

Hoecks Berufung ist mehr als eine Personalie: Sie steht symbolisch für eine Rückkehr zu vertrauten Genossenschaftswerten und einer Praxisnähe, die der Verband nach den Turbulenzen der letzten Monate dringend benötigt. Schließlich kennt Hoeck das Genossenschaftswesen aus unterschiedlichen Perspektiven bestens. Bereits bis 2009 hatte er mehrere Jahre für den Verband gearbeitet, bevor er zur Vereinigten Volksbank Raiffeisenbank Wittlich wechselte und dort zuletzt maßgeblich an deren Fusion mit der Bank in Simmern beteiligt war.

Aufarbeitung abgeschlossen – Entlastung für frühere Verantwortliche

Die Ernennung Hoecks erfolgt nach turbulenten Monaten, in denen Vorwürfe gegen die Compliance- und Governance-Strukturen den Verband erschüttert hatten. Sowohl der frühere Vorstandschef Ingmar Rega als auch der langjährige Vorsitzende des Verbandsrats, Peter Hanker, hatten ihre Ämter vorzeitig niedergelegt.

Jetzt präsentiert der Genoverband die Ergebnisse zweier unabhängiger Untersuchungen, durchgeführt von den Kanzleien Flick, Gocke, Schaumburg und Grüter. Laut Verband wurde bei den Untersuchungen „ausnahmslos kein schuldhaftes Verhalten von Funktionsträgern festgestellt“. Diese entlastende Aussage gilt ausdrücklich auch für Rega und Hanker, womit der Verband nun offiziell einen Schlussstrich unter die Affäre ziehen kann. Christoph Ochs, neuer Vorsitzender des Verbandsrats und Vorstandschef der VR Bank Südpfalz, betonte dabei die Sorgfalt und Unabhängigkeit bei der Aufarbeitung.

Herausforderungen der Branche bleiben – klare Führungsstruktur gibt Hoffnung

Dass mit Hoeck nun ein erfahrener Bankmanager an die Spitze rückt, dürfte dem Genoverband Rückenwind verschaffen. Denn neben den internen Turbulenzen sieht sich der Genossenschaftssektor derzeit mit mehreren Stützungsfällen konfrontiert, die insgesamt über eine Milliarde Euro an Sicherungsmitteln beanspruchen. Gleich drei der betroffenen Banken wurden durch den Genoverband geprüft.

Umso wichtiger erscheint nun, dass mit Hoeck jemand an die Spitze tritt, der sowohl das operative Bankgeschäft als auch die Herausforderungen auf Verbandsebene kennt und glaubwürdig adressieren kann. Damit eröffnet sich für den Genoverband die Chance, nach einer Phase der Unsicherheit wieder Vertrauen und Stabilität zu schaffen.

Insgesamt blickt der Verband mit seiner personellen Neuausrichtung optimistisch in die Zukunft. Die Kombination aus Praxiserfahrung, bewährter Führungskraft und einer klaren Positionierung könnte genau der Impuls sein, den der Verband braucht, um sich sowohl intern zu konsolidieren als auch nach außen wieder klar aufzustellen. Der Neustart ist eingeläutet – jetzt muss der Genoverband zeigen, dass er die richtigen Lehren aus den vergangenen Monaten gezogen hat.

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