FTSE-Aufstieg: Vietnam rückt zum Schwellenland auf – Milliarden-Zuflüsse in Sicht, Zwischenprüfung im März 2026

FTSE Russell stuft Vietnam zum 21. September 2026 zum Schwellenland hoch – vorbehaltlich einer Zwischenprüfung im März 2026. Das Upgrade kann Milliarden-Zuflüsse auslösen; parallel steigt Griechenland zum „Developed Market“ auf, während Ägypten und Nigeria auf Watchlists rücken.

Anja Amend

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Anja Amend

Veröffentlicht am

8.10.25

um

16:17

Uhr

FTSE-Aufstieg: Vietnam rückt zum Schwellenland auf – Milliarden-Zuflüsse in Sicht, Zwischenprüfung im März 2026

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Der Indexanbieter FTSE Russell hebt Vietnam aus der Frontier-Liga in den Kreis der Schwellenländer – formal zum 21. September 2026, flankiert von einer Zwischenprüfung im März 2026. Erst wenn bis dahin der Zugang über globale Broker hinreichend verbessert ist, greift die neue Einstufung.

Für den erfolgreichsten Aktienmarkt Südostasiens des Jahres 2025 ist das ein Meilenstein, der nach Schätzungen potenziell Milliarden in passives und aktives Kapital freisetzen kann und die bereits kräftige Rally stützt. Allein in diesem Jahr legte der Leitindex um rund ein Drittel zu; auf die Nachricht hin markierte der Markt neue Hochs. Zugleich soll das Upgrade Reformen belohnen, die zentrale Hürde für Ausländer – die Pflicht zur vollständigen Vorausfinanzierung – fiel im Vorjahr. Damit nähert sich Vietnam internationalen Standards bei Abwicklung und Gegenparteirisiko an.

Kapitalströme zwischen Euphorie und Realität

Für institutionelle Investoren ist die Re-Klassifizierung mehr als Etikett: Viele globale Mandate dürfen Schwellenländer deutlich höher gewichten als Frontier-Märkte; entsprechend könnten allein aus indexnahen Produkten Milliarden fließen. Diese Perspektive trifft auf eine Gegenbewegung der vergangenen Monate: Ausländer hatten im August und September in größerem Stil Kasse gemacht, was die Nettoposition spürbar reduzierte.

Ein offizieller Statuswechsel kann diese Dynamik drehen – vorausgesetzt, die Marktinfrastruktur bleibt belastbar, Handelszugänge funktionieren reibungslos und Limitierungen wie ausgereizte Foreign-Ownership-Quoten werden adressiert. Dass FTSE die Entscheidung an eine Zwischenprüfung knüpft, ist folgerichtig: Erst der Nachweis stabiler Broker-Anbindung und durchgängiger Prozesse macht die Einstufung tragfähig – und verhindert, dass Zuflüsse an technischen Hürden scheitern.

Europa-Blick: Griechenland steigt auf, Watchlists in beide Richtungen

Parallel wertet FTSE Russell Griechenland zum „Developed Market“ auf – ein Schritt, der ebenfalls zum 21. September 2026 wirksam wird. Für Athen ist das die Rückkehr in die oberste Liga und potenziell ein Türöffner für breitere Kapitalbasis.

Auf der Beobachtungsliste stehen dagegen Ägypten mit Blick auf eine mögliche Herabstufung sowie Nigeria mit Chancen auf eine Anhebung in den Frontier-Status. Diese Weichenstellungen unterstreichen, dass Marktklassifizierungen ein bewegliches Ziel bleiben – mit realen Folgen für Gewichtungen, Kapitalkosten und Emissionsfenster.

Einordnung: Hausaufgaben bis 2026 – und darüber hinaus

Das Zeitfenster bis zur Zwischenprüfung ist kurz, die To-do-Liste klar: robuste Anbindung an internationale Broker, reibungslose Settlement-Prozesse, verlässliche Daten- und Corporate-Governance-Standards. Gelingt das, verankert Vietnam seinen Status in der FTSE-Systematik dauerhaft – und verschafft sich Rückenwind auf dem längeren Weg in der MSCI-Logik, wo das Land weiterhin aufsteigen will. Für Emittenten wächst damit die Chance auf tiefere Orderbücher und breitere Investorenbasis, für Investoren das Universum attraktiver Large- und Mid-Caps in einer dynamischen Volkswirtschaft. Die Messlatte liegt hoch – aber die Richtung stimmt.

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