Die EZB senkt den Leitzins auf 2,0 Prozent – ein Signal an die schwächelnde Wirtschaft im Euroraum. Die Inflation scheint unter Kontrolle, doch geopolitische Risiken bleiben.
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Die Europäische Zentralbank setzt ein deutliches Signal: billigere Kredite sollen die Konjunktur ankurbeln. Doch wie lange bleibt die Inflation so niedrig – und welchen Preis zahlt Europa für lockere Geldpolitik?
Die Europäische Zentralbank (EZB) bleibt ihrer Linie treu und senkt den Einlagesatz erneut – diesmal von 2,25 auf 2,0 Prozent. Es ist die achte Zinssenkung binnen eines Jahres. Der Refinanzierungssatz für Banken fällt ebenfalls, von 2,4 auf 2,15 Prozent. Die Geldpolitik wird damit ein weiteres Mal gelockert, um die Konjunktur in einem wirtschaftlich angeschlagenen Euroraum zu stabilisieren.
Im Fokus der Maßnahme: eine Wirtschaft, die nach monatelangem Stillstand endlich Impulse braucht. Insbesondere Unternehmen dürften sich freuen: Kredite werden günstiger, Investitionen damit attraktiver. Für Sparerinnen und Sparer jedoch ist die Entscheidung ein Rückschritt – Tages- und Festgeldzinsen dürften weiter sinken.
Ein entscheidender Beweggrund für den Schritt der Notenbank: die rückläufige Inflation. Im Mai lag die Teuerungsrate mit 1,9 Prozent unter dem selbst gesteckten Zielwert von 2,0 Prozent. Noch vor einem Jahr waren es teils über 7 Prozent – ausgelöst durch Lieferkettenprobleme, Energiepreisexplosionen und geopolitische Krisen. Der starke Rückgang gibt der EZB nun Handlungsspielraum – doch der ist trügerisch.
Denn: Die niedrige Inflation ist nicht das Ergebnis eines gesunden Aufschwungs, sondern Ausdruck wirtschaftlicher Schwäche. Die Eurozone wächst laut aktueller EU-Kommission-Prognose 2025 nur um magere 0,9 Prozent. Im Herbst war man noch von 1,3 Prozent ausgegangen. Vor allem Deutschland, das Zugpferd der EU, lahmt. Die Industrie- und Handelskammer erwartet das dritte Rezessionsjahr in Folge.
„Der EZB-Rat legt sich nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad fest“ – die Botschaft aus Frankfurt ist klar: In unsicheren Zeiten wird datengetrieben entschieden. Und das ist auch nötig. Denn die geopolitischen Risiken, allen voran der durch Donald Trump erneut befeuerte Handelskonflikt mit China, könnten mittel- bis langfristig erneut für steigende Preise sorgen. Unterbrochene Lieferketten und Zollschranken wirken wie Brandbeschleuniger auf die Inflation.
Damit steckt die EZB in einem klassischen Dilemma: Senkt sie die Zinsen zu früh und zu stark, riskiert sie ein späteres Aufflammen der Teuerung. Wartet sie zu lange, erstickt sie womöglich die Konjunktur. In diesem Spannungsfeld muss die Zentralbank agieren – zwischen wachsendem Reformdruck und begrenztem geldpolitischem Spielraum.
Die Zinssenkung auf 2,0 Prozent ist ein kraftvolles Signal – aber keine Garantie für eine Trendwende. Die EZB spielt auf Zeit und hofft auf wirtschaftliche Erholung, bevor die nächste Inflationswelle naht. Für Banken, Unternehmen und Verbraucher heißt das: Die Ära der Unsicherheit ist längst nicht vorbei.
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