Angriff auf das Apple-Monopol: Volksbanken starten eigene iPhone-Bezahllösung

Genossenschaftsbanken nutzen die Apple-Öffnung: Ab sofort ist das Bezahlen per iPhone direkt über die Banking-App möglich – ganz ohne den Umweg über Apple Pay.

Anja Amend

Ein Beitrag von

Anja Amend

Veröffentlicht am

11.12.25

um

9:29

Uhr

Angriff auf das Apple-Monopol: Volksbanken starten eigene iPhone-Bezahllösung

Bildnachweis:

Depositphotos | 426641990

Es ist ein kleiner Dammbruch im Mobile Payment: Die deutschen Genossenschaftsbanken lösen sich aus der Umklammerung des Tech-Giganten Apple und starten ihre eigene Bezahllösung für das iPhone. Wie der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) auf Nachfrage des Handelsblatts bestätigte, beginnt am heutigen Donnerstag die breite Markteinführung der neuen Funktion. Damit setzen die Volks- und Raiffeisenbanken ein Vorhaben um, das noch vor wenigen Jahren technisch unmöglich schien.

Kern der Neuerung ist, dass Kunden ihre Girocard nun direkt in der hauseigenen Banking-App der Genobanken digitalisieren und zum Bezahlen an der Ladenkasse nutzen können – völlig unabhängig von „Apple Pay“. Die Funktion wird nun schrittweise bei den einzelnen Instituten freigeschaltet.

Das Ende des „Walled Garden“

Möglich wurde dieser Alleingang erst durch den massiven Druck der europäischen Wettbewerbshüter. Jahrelang hatte Apple den Zugriff auf den NFC-Chip (Near Field Communication) im iPhone für Drittanbieter blockiert und ausschließlich für den eigenen Dienst Apple Pay reserviert. Banken waren gezwungen, mit dem US-Konzern zu kooperieren und Gebühren abzuführen, wenn sie auf dem iPhone präsent sein wollten.

Nachdem Apple die Schnittstelle auf Geheiß der Regulierungsbehörden für den Wettbewerb öffnen musste, gehören die deutschen Genossenschaftsbanken nun zu den ersten Akteuren weltweit, die diese neue Freiheit nutzen. Bereits im April hatten sie einen wichtigen Meilenstein erreicht und die erste Girocard-Transaktion auf einem iPhone ohne Apple Pay erfolgreich getestet. Dass der ursprünglich für September geplante Marktstart verschoben werden musste, tut der strategischen Bedeutung des jetzigen Rollouts keinen Abbruch.

Europäische Souveränität an der Ladenkasse

Der Schritt hat über die technische Dimension hinaus eine politische Komponente. Die Einführung erfolgt in einer Phase, in der die transatlantischen Handelsbeziehungen angespannt sind und der Ruf nach einer größeren Unabhängigkeit Europas von US-Technologie lauter wird. Mit der eigenen Lösung machen sich die Banken ein Stück weit unabhängiger von der Infrastruktur aus Cupertino.

Was für iPhone-Nutzer eine Premiere ist, kennen Kunden mit Android-Geräten bereits seit Längerem. Da das Google-Betriebssystem offener gestaltet ist, bieten die Genobanken dort schon seit Jahren eine eigene, Apple-Pay-unabhängige Bezahllösung an. Nun herrscht Waffengleichheit auf beiden großen Smartphone-Plattformen.

Ähnliche Beiträge