Vietnam präsentiert sich als wachstumsstarker Drehpunkt Asiens: junge Demografie, steigende Löhne bei rasantem Produktivitätszuwachs, massive Direktinvestitionen und die Verlagerung globaler Lieferketten befeuern Industrie, Binnenkonsum und eine sich modernisierende Kapitalmarktinfrastruktur. Mario Timpanaro erläutert, wie AQUIS Capital diese strukturellen Wachstumstreiber mit Vor-Ort-Research und einem konsequent aktiven Ansatz in fokussierte Beteiligungen übersetzt.
Vietnam rückt spürbar ins Rampenlicht: Die Wirtschaft wächst kräftig, internationale Konzerne bauen ihre Produktion vor Ort aus – und mit dem neuen Börsensystem (KRX) seit dem 05. Mai 2025 wirkt der Markt moderner und flüssiger als zuvor. Gleichzeitig schauen Indexanbieter wie FTSE und MSCI genauer hin, was zusätzlichen Rückenwind verspricht. In diesem Kontext sprechen wir mit Mario Timpanaro von AQUIS Capital über Chancen, Bewertungen und die nächsten Wachstumstreiber.
AQUIS Capital, eine unabhängige Vermögensverwaltung aus Zürich, setzt dabei seit Jahren auf einen sehr nahen Marktzugang in Ho-Chi-Minh-City, verbindet harte Fundamentaldaten mit einem disziplinierten Einstiegs- und Ausstiegsmanagement und investiert in Vietnams zentrale Themen wie Industrialisierung, Urbanisierung, Binnenkonsum und Finanzsektor. Der hauseigene Lumen Vietnam Fund ist als UCITS aufgelegt und zeigt seit Start eine beeindruckende Performance. Kurz: ein aktiver Ansatz mit klarer Vor-Ort-Kompetenz für ein Land, das gerade den nächsten Entwicklungssprung macht.
Mario Timpanaro:
Südostasien ist derzeit die wachstumsstärkste Region der Welt. Und Vietnam ragt dabei besonders hervor: Das BIP-Wachstum lag im ersten Halbjahr 2025 bei 7,6 %. Die Verlagerung globaler Lieferketten aus China heraus ist in vollem Gange – die Pandemie hat diesen Prozess beschleunigt, und die beiden Amtszeiten von Donald Trump haben ihn zusätzlich befeuert.
Nahezu alle großen multinationalen Unternehmen verfügen heute über eine Produktionsstätte in Vietnam oder haben konkrete Pläne, Kapazitäten dorthin zu verlagern. Das zeigt sich auch in den ausländischen Direktinvestitionen, die in den ersten acht Monaten dieses Jahres ein neues Allzeithoch erreicht haben.
Für Aktieninvestoren ist das Bewertungsniveau (KGV) nach wie vor attraktiv, weil sich Fundamentaldaten und Markttechnik in die gleiche Richtung bewegen.
Auf der Makroseite sprechen solide Wachstumsprognosen dafür, dass die Erträge in den Bankensektor, Konsumgüter und Immobilien weiter steigen können.
Gleichzeitig hat die Marktinfrastruktur in den vergangenen Jahren Quantensprünge gemacht. Seit dem 05. Mai 2025 ist das neue KRX-Handelssystem in Betrieb – mit spürbaren Effekten auf Abwicklung, Effizienz und Erweiterbarkeit des Marktes. Für aktive Manager ist dies die Kombination, die die Investierbarkeit messbar verbessert – nicht als Erzählung, sondern sichtbar in höherer Liquidität, größerem Turnover und verlässlicheren Prozessen.
Das neue Handelssystem verfügt über eine Kapazität von 5 Mrd. USD Handelsvolumen pro Tag; derzeit liegt der tägliche Umsatz bei rund 1,5 Mrd. USD. Diese Entwicklung ist entscheidend für die geplante Hochstufung durch MSCI, von der ein beträchtlicher Kapitalzufluss erwartet wird.
Kurzum: Die Kombination aus makroökonomischem Wachstum und mikrostruktureller Verbesserung schafft ein außergewöhnlich günstiges Umfeld für aktive Investoren.
Mario Timpanaro:
Wir sehen zwei voneinander unabhängige, aber komplementäre Ertragsquellen – genau das macht Vietnam derzeit so spannend. Sie verlaufen entlang zweier Linien:
Von außen nach innen:
Die anhaltende Verlagerung globaler Lieferketten zieht immer mehr Technologie- und Industriebranchen nach Vietnam. Das Land steigt rasant in der Wertschöpfungskette auf und entwickelt sich zum bevorzugten Standort für Produkte mit höherer Fertigungstiefe. Dadurch wächst der lokale Produktivitätsanteil, was die Attraktivität des Standorts weiter erhöht und einen signifikanten Beitrag zum BIP-Wachstum leistet.
Von innen nach außen:
Eine wachsende Mittelschicht stützt den Binnenkonsum – er macht bereits rund 55 % des BIP aus, einen der höchsten Werte in Südostasien. Gleichzeitig gewinnt die Digitalisierung im privaten Sektor an Dynamik: So können etwa Kauforders an der Börse inzwischen bequem per Smartphone platziert werden. Der Staat hat die Digitalisierung als wichtige Effizienzquelle erkannt und plant, diesen Prozess konsequent auf Verwaltungsebene auszuweiten. Die geplante Reduktion der Provinzen von 63 auf 34 ist dabei ein bedeutender Schritt und ein klares Signal, wohin die Reise geht.
Mario Timpanaro:
Dabei muss man FTSE und MSCI auseinanderhalten. Bei FTSE Russell steht Vietnam seit 2018 auf der Watchlist für einen Wechsel von Frontier zu zum Emerging. Wir erwarten die Bekanntmachung im Oktober und die Implementierung frühestens im ersten Quartal des nächsten Jahr 2026, spätestens jedoch im September 2026.
MSCI bleibt methodisch bekanntermaßen strenger - hier geht es in erster Linie um die Gleichbehandlung der Ausländischen Investoren wie die Einheimischen, hier muss die Regierung den Weg ebnen, zum Beispiel mit der Einführung sogenannter „Non Voting Shares“, oder ähnlichen Systematiken. Wir gehen davon aus, dass dieser in den nächsten 2-3 Jahren soweit sein wird. Daher war es umso wichtiger das neue Handelssystem an der Börse bereits erfolgreich eingeführt zu haben.
Mario Timpanaro:
Unsere Unabhängigkeit und die Konsequenz im Investitionsprozess. Dabei stützen wir uns in der Fundamentanalyse auf unser hoch qualifiziertes Analystenteam vor Ort in Ho Chi Minh City. Es ist ein Mix zwischen der Fundamental- und Chartanalyse, welche wir für das perfekte Timing für den Einstieg sowie dem Ausstieg der Position im Lumen Vietnam Fund nutzen.
Wir waren auch die ersten, welche die Nachhaltigkeit im Anlageprozess (2013) eingeführt haben und somit den Art. 8 der EU Verordnung erfüllen. Darüber hinaus haben wir als einer der ersten Fondsmanager das UCITS Label erhalten, was einen weiteren Meilenstein für uns darstellt.
Mit diesen beiden Kriterien ist es umso aufwendiger, aber auch auf längere Zeit gewinnbringend das Portfolio zu gestalten. Dabei steht für uns immer die richtige Balance zwischen „Risk and Reward“ im Vordergrund, was uns in den letzten Jahren ausgesprochen gut gelungen ist.
In Zeiten der hohen Volatilität ist es ein MUSS das Portfolio aktiv zu managen, nur so lässt sich signifikanter Mehrwert für unsere Anleger erwirtschaften.
Mario Timpanaro:
Da wir keine Benchmark haben, sieht unsere Allokation im Portfolio anders aus als der Index. Unsere Investment-Themen sind kurz gesagt die Industrialisierung, Urbanisierung, der Binnenkonsum sowie die Finanzbranche.
Konkret sind wir in nach folgenden Kriterien in den Sektoren engagiert:
Wir investieren in Retailbanken und Versicherungen, die vom wachsenden Kredit- und Vorsorgemarkt profitieren. Im Bereich Industrie und Infrastruktur liegt unser Fokus auf Energie, Transport, Logistik und Bauwesen – den Grundpfeilern der industriellen Expansion in Vietnam.
Der Megatrend Urbanisierung spiegelt sich in Engagements in bezahlbarem Wohnraum, Shopping-Centern und Dienstleistungssektoren wider, die direkt vom steigenden Einkommen der Mittelschicht getragen werden.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Industrieparks, die stark von ausländischen Direktinvestitionen profitieren und ein wesentlicher Bestandteil der globalen Lieferkettenverlagerung nach Vietnam sind. Im Technologiesektor konzentrieren wir uns auf Unternehmen, die Effizienz und Produktivität steigern – etwa in den Bereichen Digitalisierung, Automatisierung und Finanztechnologie.
Mario Timpanaro:
Hier möchte ich die starke Leistung der Regierung in Hanoi hervorheben. Das Haushaltbudget der Regierung ist sehr gesund und die Verschuldung zum BIP beträgt lediglich 35%.
Somit hat sie (die Regierung) genug Flexibilität in die Moderierung des Landes zu investieren. Das kommt nicht nur der Bevölkerung zugute, sondern auch der Wirtschaft und dem stark wachsenden Tourismussektor, der aktuell etwa 8-9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmacht.
Das Wachstumsziel der Regierung von Vietnam ist mit 8-10 Prozent bis 2030 sicher sehr ambitioniert, aber durchaus machbar.
Darüber hinaus hat die Regierung mit ihrer sogenannten „Bamboo-Strategie“ in den vergangenen Jahren erfolgreich neue und bedeutende Handelsabkommen mit zahlreichen Ländern geschlossen. Parallel dazu erleben wir eine Wiederbelebung des Binnenkonsums, die der Wirtschaft zusätzlichen Rückenwind verleiht.
Mario Timpanaro:
Insbesondere für Investoren, welche auch aus Diversifikationsgründen neue Investmentchancen suchen, bietet Vietnam eine hervorragend Gelegenheit – das bestätigt beispielsweise die Korrelation zum Euro-Stoxx, die gerade einmal 0,28 % beträgt.
Ferner sind auch die Bewertungen im Lumen Vietnam Fund für 2026 bei einem Faktor von etwa 11,8-Fach mit einem EPS von circa 17 % moderat.
Der Fonds hat eine tägliche Liquidität und ist in verschiedenen Währungstranchen zu zeichnen. Dabei ist die Euro-Tranche jeweils in einem 3-Monats Swap gegenüber dem US-Dollar abgesichert. Der aktive gemangte Fonds hat seit Auflage in 2012 einen durchschnittlichen Ertrag von 10.26 % (USD Retail Tranche per 30.9.2025) erwirtschaftet. Und wir sind überzeugt davon, diesen Erfolg weiter ausbauen zu können.
Mario Timpanaro ist seit Juli 2020 bei AQUIS Capital tätig und verantwortet dort den Bereich Emerging Markets. Zuvor arbeitete er für die Vogt Asset Management AG und die CBR Investment AG, wo er maßgeblich an der Einführung des Lumen Vietnam Fund beteiligt war – jenes Fonds, den er bis heute mit großem Erfolg als verantwortlicher Portfoliomanager betreut. Unter seiner Leitung erhielt der Lumen Vietnam Fund 2013 als weltweit erster Vietnam-Aktienfonds mit Long-Only-Strategie das UCITS-Label und investiert seither konsequent nach ESG-Kriterien.
Seine Karriere begann Timpanaro bereits 1987 bei der Bank Julius Bär in Zürich als Market Maker für japanische Wandelanleihen und Optionsscheine. 1992 wurde er vom Verwaltungsrat mit dem Aufbau der Derivateabteilung betraut. Zwischenzeitlich war er 2006 bei Würth Finance tätig, wo er als Portfoliomanager im Treasury- und Risikomanagement arbeitete. Nach seiner kaufmännischen Ausbildung an der KV Zürich Business School absolvierte er ein Weiterbildungsprogramm an der INSEAD Business School in Fontainebleau (Paris), um sein Wissen im Bereich Derivate zu vertiefen. Mario Timpanaro ist ein ausgebildeter und leidenschaftlicher Charttechniker, der bedeutende Trends an den internationalen Finanzmärkten frühzeitig erkennt.