INTERVIEW

Qualität skaliert: Wie HRK Lunis mit Private Equity, Family Office & M&A Marktanteile gewinnt

Wie HRK Lunis zur Wealth-Plattform wird: Qualität, PE, Family Office, M&A und KI. CEO Andreas Brandt über neue Eigentümer, Internationalisierung und den Sprung über 10 Mrd. AUM.

Dominik Amend

Ein Beitrag von

Dominik Amend

Veröffentlicht am

9.9.25

HRK LUNIS zählt zu den dynamischsten Unternehmerhäusern im deutschsprachigen Wealth-Management. Das Haus verbindet individuelle Vermögensverwaltung und -beratung, Family-Office-Leistungen sowie einen ausgeprägten Zugang zu Private-Equity-Investments zu einer skalierbaren Plattform – und wächst seit Jahren gegen den Markttrend. Zwei strategische Meilensteine markieren jetzt den nächsten Entwicklungssprung: Zum einen vollzieht HRK LUNIS aktuell den Wechsel des Mehrheitseigentümers von J.C. Flowers zu Seven2 – mit Rückenwind für Digitalisierung, Internationalisierung und weiteren M&A-Schritten. Zum anderen bereitet das Unternehmen den Zusammenschluss mit Grossbötzl, Schmitz & Partner vor. Der Merger mit der Düsseldorfer Vermögensverwaltung erfolgt im ersten Quartal 2026. HRK LUNIS wird dadurch die Beratungsbreite sowie die Präsenz in Nordrhein-Westfalen weiter stärken. 

Im Gespräch mit die-Privatbank.de erläutert CEO Andreas Brandt, wie HRK LUNIS die beiden Transaktionen strategisch nutzt, wo er für die Plattform die größten Synergien sieht und warum Qualität, Unternehmerkultur und selektive Konsolidierung die zentralen Treiber der nächsten Wachstumsphase bleiben. 

HRK LUNIS ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Was sind die Erfolgsfaktoren aus Ihrer Sicht, Herr Brandt?

Andreas Brandt:

Zunächst einmal sei gesagt: Wachstum ist bei uns kein Ein-Faktor-Thema. Es beginnt mit einem breit und qualitativ aufgestellten Angebotskatalog. Dazu gehören individuelle Strategien in der Vermögensverwaltung, Dienstleistungen unseres Multi-Family Office WERTIQ, exklusive Angebote im Bereich Private Equity sowie eine regulatorisch anspruchsvolle Anlageberatung. Diese Vielfalt ist im Markt selten, viele Wettbewerber bieten nur Ausschnitte. Und auf diesen Leistungsanspruch sind wir bei HRK LUNIS stolz. 

Die zweite Säule ist Reputation. Auszeichnungen und Rankings sehen uns regelmäßig an der Spitze unter den bankenunabhängigen Vermögensverwaltungen in Deutschland. Das öffnet Türen – für das wichtige Empfehlungsgeschäft, für die Gewinnung neuer Talente und für Gespräche im Rahmen von M&A.  

Darüber hinaus ist auch die dritte Säule unseres Wachstums nicht zu vernachlässigen: Disziplinierte Konsolidierung. Seit vier Jahren setzen wir konsequent anorganische Schritte um, jedes Jahr mindestens eine Transaktion. In Summe hat uns das auf rund 6,6 Milliarden Euro, die wir aktuell verwalten, gebracht. Nach dem Zusammenschluss mit Grossbötzl, Schmitz & Partner werden die Assets under Management (AuM) bei ca. 7,5 Milliarden Euro liegen, Tendenz weiter steigend. 

Wachstum im Bereich der Vermögensverwaltung erfordert einen breiten und gleichzeitig qualitativ aufgestellten Angebotskatalog. Mehr denn je ist Expertise in allen Assetklassen bei anspruchsvollen Kunden gefragt.

Eine neue Eigentümerstruktur, mögliche Zukäufe womöglich auch außerhalb Deutschlands und die Zehn-Milliarden-Euro-Marke bei den AuM im Blick – wohin steuert HRK LUNIS in den nächsten Quartalen? 

Andreas Brandt:

Zur Eigentümerstruktur ist zunächst festzuhalten, dass wir aktuell im Inhaberkontrollverfahren kurz vor dem Closing stehen, das voraussichtlich noch im September erfolgen wird. Mit dem künftigen Hauptaktionär Seven2 haben wir dabei eine klare Route vereinbart: Qualität weiter heben, die Plattform außerhalb Deutschlands erweitern und das Tempo insgesamt dynamisieren. Unser Anspruch bleibt also hoch und unsere Wachstumsambitionen sind stärker denn je. 

Eine „harte“ Zielzahl ist dabei für mich persönlich immer nur ein Etappenschritt. Das nächste sichtbare Ziel ist das Überschreiten von zehn Milliarden Euro an verwaltetem Vermögen. Historisch sind wir jedes Jahr um etwa eine Milliarde Euro und mehr gewachsen, daran wollen wir anknüpfen, künftig breiter und internationaler. 

Und welche Kandidaten sind dabei im Hinblick auf das anorganische Wachstum besonders interessant für HRK Lunis?

Andreas Brandt:

Grundsätzlich sind Gesellschaften ab einem verwalteten Vermögen von etwa 500 Millionen Euro interessant für uns. Die Größe ist aber nicht der Hauptfilter für potenzielle Akquisitionen. Entscheidend – vor allem für den langfristigen Erfolg einer Übernahme – ist das Mindset der Unternehmer. Wir suchen Unternehmer, die mehr wollen als reine Vermögensverwaltung. Es sollte also eine Bereitschaft zu Family-Office-Leistungen oder Alternativen Investments wie Private Equity vorhanden sein. Wer Leistungen ausschließt, passt selten zu unserer Philosophie. Wir suchen unternehmerische Persönlichkeiten, die mit uns den nächsten Wachstumsschritt gehen und von unserer exzellenten Reputation profitieren wollen. 

Wichtig ist zudem die Integration. Wir diskutieren zum Beispiel keine Markennamen. Zugekaufte Einheiten werden unter der HRK-LUNIS-Marke geführt. Für die Evaluierung haben wir klare, erprobte Prozesse.

Bei diesen Wachstumsambitionen sind höhere Kaufpreise ein Thema: sind Sie durch den neuen Eigentümer dazu in der Lage?

Andreas Brandt:

Kurz und knapp: definitiv

Wir verfügen über angemessen viel Kapital, um die strategischen Züge zu realisieren, die wir uns vorstellen – bis hin zu größeren und besonderen Marktsituationen im deutschen Wealth-/Private-Banking-Segment. Wir treffen unsere Entscheidungen unternehmerisch und situationsspezifisch. So haben wir ausreichend Spielraum, auch größere Chancen bestmöglich für HRK LUNIS zu nutzen. 

Praktisch bedeutet das: Wir binden Kapital dort, wo Qualität, Kultur und Renditeprofil zusammenpassen und lassen es sein, wo der inhaltliche Fit fehlt. Diese Flexibilität hat uns zuletzt mehrere Transaktionen ermöglicht, ohne dabei die Disziplin zu verlieren. 

Im Bereich Private Equity zählen Sie zu den führenden deutschen Marktteilnehmern – welche Rolle spielt die Assetklasse für Ihre (erfolgreiche) Zukunft?

Andreas Brandt:

Eine tragende. Seit 1999 setze ich mich dafür ein, Private Equity für deutsche Anleger zugänglich zu machen. Heute ermöglichen wir unseren Kundinnen und Kunden über ausgewählte Partnerships den direkten Zugang zu Private-Equity-Investments – und zwar nicht nur über Dachfonds, wie es bei vielen Wettbewerbern üblich ist. Unser Ansatz ist breit diversifiziert: nach Regionen, Sektoren und Strategien – von Venture Capital über Buy-out und Late Stage bis hin zu Secondaries. So können wir für unsere Kunden über Jahre hinweg individuelle PE-Portfolios aufbauen, die sich aus Renditeperspektive bisher als äußerst erfolgreich erwiesen haben.

Private Equity lebt von Kontinuität. Der Zugang zu exklusiven Partnerships beruht vor allem auf persönlichen Beziehungen. Daher beziehen wir schon jetzt die nächste Generation ein. Beispielsweise arbeitet mein Sohn seit eineinhalb Jahren im Produktbereich mit und trägt dazu bei, Zugang und Netzwerk nachhaltig zu sichern – ein Mehrwert, den der Markt nicht selbstverständlich bietet.

Und wie sehen Sie Private Debt in diesem Kontext? Kurzfristiger Hype oder wertvolle Portfolio-Ergänzung?

Andreas Brandt:

Private Debt ist definitiv kein Modetrend, sondern eine sinnvolle Ergänzung mit einem anderen Risikoprofil als Private Equity. 

Wir sind in der finalen Meinungsbildung und werden zeitnah Private-Debt-Lösungen ins Offering aufnehmen. Das Motiv ist klar: Für geeignete Mandate erhöht Private Debt die Streuung und kann Ertrags-/Risikoprofile abrunden.

Wir gehen diesen Schritt genauso bewusst und qualitätsorientiert an wie bei Private Equity. Denn nur bei qualitativ hochwertigen Angeboten kann der langfristige Erfolg sichergestellt werden. Mit der neuen Eigentümerstruktur lässt sich das auch sauber verankern. 

Neben Private Equity führen Sie mit WERTIQ seit knapp zwei Jahren auch ein eigenes Family Office.  Hat sich diese Investition ausgezahlt? Wo stehen Sie mit WERTIQ aktuell?

Andreas Brandt:

Unser Multi-Family-Office wächst seit Start erfreulich stark und hat sich als fester Bestandteil unserer Leistungspalette wunderbar etabliert. WERTIQ ist zwar erst rund zwei Jahre am Markt, betreut aber schon nennenswerte Mandate und erhebliche Volumina, mit eigenen Immobilien-Experten und Systemen, die komplexe Familienvermögen analysieren, steuern und kontrollieren. Die Nachfrage steigt spürbar.  

Im Zusammenspiel mit unserem einzigartigen Private-Equity-Zugang, der Anlageberatung und einem Investment-Office mit 19 Experten ist unsere Breite und Tiefe im Markt nahezu einzigartig – ein echter USP gegenüber reinen Vermögensverwaltungen und großen Privatbanken ohne eigenes Family-Office-Setup.  

Neben Wachstum und Produktpalette hält auch die künstliche Intelligenz immer weiter Einzug in die Anlagebranche: wo steht HRK Lunis im Bereich der Technologie als Schlüsselfaktor für die Zukunft?

Andreas Brandt:

Erste Schritte haben wir bereits umgesetzt. Alle Mitarbeitenden haben beispielsweise Zugang zu einem lizenzierten KI-Agenten. Mit dem neuen Hauptaktionär Seven2 werden wir weiter substanziell investieren, um KI entlang der Wertschöpfung sinnvoll zu integrieren, mit Fokus auf Qualität und Effizienz. 

Gleichzeitig gilt: KI wird die individuelle Beratung vermögender Kunden auf absehbare Zeit nicht ersetzen. Sie bereitet vor, prüft, beschleunigt – aber Menschen erklären, verhandeln und verantworten. Das sehen wir, das sehen unsere US-Partner, und das zeigt auch die mäßige Erfolgsbilanz reiner Robo-Advisor-Modelle in Deutschland.

Denn anders als im Retail-Geschäft betreuen wir Kundinnen und Kunden mit hoch komplexen Vermögensfragen. Diese werden weder heute noch in Zukunft von der KI individualisiert bedient werden können. Wir sind überzeugt davon, dass Qualität über exzellente Beraterinnen und Berater weiterhin essenziell bleibt. 

Andreas Brandt, CEO von HRK LUNIS

Bevor Andreas Brandt die LUNIS Vermögensmanagement AG gründete, die 2023 mit der Huber, Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung GmbH zur HRK LUNIS AG fusionierte, zeichnete er von 2011 bis 2017 als Generalbevollmächtigter der Bank J. Safra Sarasin AG in Deutschland verantwortlich. Von 1998 bis 2011 war er in verschiedenen Positionen für die Credit Suisse (Deutschland) AG tätig. In seiner Funktion als Ressortleiter Private Bankingwurde er dort 2003 in den Vorstand berufen, 2006 folgte die Berufung zum Vorstandsvorsitzenden.