Aufatmen in Frankfurt: Der Finanzstabilitätsrat (FSB) stuft die Deutsche Bank in ihrer Systemrelevanz herab. Das Institut rutscht in die niedrigste Risikokategorie der weltweit wichtigsten Banken, wodurch die Kapitalanforderungen ab 2027 sinken. Während US-amerikanische und chinesische Konkurrenten höhere Puffer aufbauen müssen, gewinnt der deutsche Marktführer wertvollen finanziellen Spielraum.

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Für die Strategen in den Frankfurter Zwillingstürmen ist es eine Nachricht, die die Planung für die kommenden Jahre deutlich erleichtern dürfte. Der Finanzstabilitätsrat (FSB), jener globale Wächter, der im Auftrag der G20-Staaten die Risiken im weltweiten Finanzsystem überwacht, hat die Deutsche Bank neu bewertet – und ihr ein geringeres Gefahrenpotenzial für die Weltwirtschaft attestiert.
In der am Donnerstag in Basel veröffentlichten turnusmäßigen Rangliste der global systemrelevanten Banken (G-SIBs) rutscht das deutsche Institut in die unterste der fünf Kategorien. Was abstrakt klingt, ist in harter Währung bares Geld wert: Die Herabstufung bedeutet, dass die Bank künftig weniger Eigenkapital als Sicherheitspuffer vorhalten muss.
Konkret sinkt der geforderte zusätzliche Kapitalpuffer ab dem Jahr 2027 von bisher 1,5 Prozent auf nur noch 1,0 Prozent. Dieser "Rabatt" ist das Resultat jahrelanger Restrukturierung, Bilanzverkürzung und eines bewussten Risikoabbaus. Die Deutsche Bank wird im globalen Konzert der Finanzgiganten nun als weniger stark vernetzt und damit als weniger "ansteckend" für das System bewertet, sollte sie in Schieflage geraten.
Für das Management ist dies ein operativer Befreiungsschlag. Das frei werdende Kapital muss nicht mehr zwingend in der Bilanz gebunden werden, sondern steht potenziell für Dividendenzahlungen, Aktienrückkäufe oder Investitionen in das operative Geschäft zur Verfügung. Zwar haben nationale Aufseher wie die BaFin oder die EZB weiterhin das Recht, strengere individuelle Vorgaben zu machen, doch das Signal der globalen Regulierer ist eindeutig positiv: Das "Monster-Risiko" Deutsche Bank gehört der Vergangenheit an.
Während man in Frankfurt durchatmen kann, zieht der FSB die Zügel andernorts an. Die neue Rangliste spiegelt die verschobenen Machtverhältnisse im globalen Banking wider. Die Bank of America sowie die chinesische Großbank ICBC (Industrial and Commercial Bank of China) wurden aufgrund ihrer gewachsenen Bedeutung und Vernetzung hochgestuft. Sie müssen künftig einen Puffer von 2,0 Prozent (zuvor 1,5 Prozent) vorhalten.
Unangefochten an der Spitze der "Gefährlichkeit" – oder positiv formuliert: der Systemrelevanz – steht weiterhin JPMorgan. Die US-Bank bleibt als einziges Institut in der zweithöchsten Kategorie (Kategorie 4), was die strengsten Auflagen nach sich zieht. Die theoretisch höchste Kategorie 5, die einen Zuschlag von 3,5 Prozent erfordern würde, bleibt wie in den Vorjahren unbesetzt.
Der exklusive Zirkel der global systemrelevanten Banken umfasst weiterhin unverändert 29 Institute. Auch die Schweizer UBS, die nach der Übernahme der Credit Suisse unter besonderer Beobachtung steht, verbleibt vorerst in ihrer bisherigen Kategorie mit einem Puffer von 1,5 Prozent.
Die Einstufung durch den FSB folgt einer komplexen Matrix. Größe allein ist nicht entscheidend. Vielmehr bewerten die Regulierer, wie tief eine Bank in das globale Finanzsystem verflochten ist, wie komplex ihre Geschäftsstrukturen sind und welche grenzüberschreitenden Risiken sie birgt. Dass die Deutsche Bank hier nun "leichter" gewogen wird, darf als Bestätigung ihrer Strategie der letzten Jahre gewertet werden: Sie ist wieder eine normale Großbank, keine systemische Zeitbombe mehr.

Führungswechsel beim Spitzenverband der öffentlichen Banken: Helaba-Chef Thomas Groß wurde einstimmig zum neuen Präsidenten des VÖB gewählt. Er folgt auf Eckhard Forst und bildet künftig gemeinsam mit dem neuen Vizepräsidenten Erk Westermann-Lammers die Doppelspitze, um die Rolle der Institute bei der wirtschaftlichen Transformation zu schärfen.

Die Generali Deutschland bläst zum Angriff im B2B-Sektor: Mit der Schaffung eines eigenen Vorstandsressorts für Firmenkunden und der Verpflichtung von Dr. Feriha Zingal-Krpanić (ehemals Ergo) setzt der Versicherer ab Januar 2026 auf massive Expansion im Gewerbegeschäft.

Strategiewechsel beim Plattform-Riesen: Nach einer jahrelangen Einkaufstour prüft die FNZ Group offenbar den Verkauf ihrer deutschen Depotbanksparte. Unter der Ägide der neuen CEO Blythe Masters rückt die Kapitaleffizienz in den Fokus. Ein Deal für den Marktführer, der zuletzt Ebase und die Fondsdepot Bank integrierte, könnte ein Volumen von über 500 Millionen Euro erreichen.