Strategiewechsel beim Plattform-Riesen: Nach einer jahrelangen Einkaufstour prüft die FNZ Group offenbar den Verkauf ihrer deutschen Depotbanksparte. Unter der Ägide der neuen CEO Blythe Masters rückt die Kapitaleffizienz in den Fokus. Ein Deal für den Marktführer, der zuletzt Ebase und die Fondsdepot Bank integrierte, könnte ein Volumen von über 500 Millionen Euro erreichen.

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FNZ Group | Presse
Jahrelang kannte die FNZ Group auf dem deutschen Markt nur eine Richtung: Expansion durch Übernahmen. Mit der Akquisition von Ebase, der Wertpapiersparte der Augsburger Aktienbank und schließlich der Fondsdepot Bank schmiedete das Fintech den unangefochtenen Marktführer im B2B-Depotgeschäft. Doch nun scheint sich der Wind in der Londoner Zentrale zu drehen. Wie die Nachrichtenagentur "Bloomberg" unter Berufung auf Insider berichtet, erwägt die Muttergesellschaft ernsthaft, sich von ihrer deutschen Depotbanksparte, der FNZ Bank mit Sitz in Aschheim bei München, zu trennen.
Sollte es tatsächlich zum Verkauf kommen, wäre dies einer der bedeutendsten Deals in der deutschen Finanzinfrastruktur der letzten Jahre. Den Insidern zufolge könnte das Preisschild für die Einheit bei über 500 Millionen Euro liegen. Zwar befänden sich die Überlegungen noch in einem frühen Stadium und ein Abschluss sei keineswegs sicher, doch die bloße Nachricht markiert eine Zäsur in der Konsolidierungswelle der Branche.
Die Entwicklung entbehrt nicht einer gewissen Ironie, hatte die FNZ Group doch erst vor kurzem die Früchte ihrer aggressiven Wachstumsstrategie geerntet. Der Einstieg begann 2019 mit dem Kauf der damaligen Ebase von der Comdirect für 154 Millionen Euro. Es folgten weitere Zukäufe, die Ende 2024 in einem wichtigen Meilenstein gipfelten: Das Einlagen- und Verwahrgeschäft der Fondsdepot Bank wurde final auf die FNZ Bank übertragen.
Damit gilt die komplexe technische und rechtliche Integration der verschiedenen Häuser als abgeschlossen. Das Ergebnis ist ein Schwergewicht: Aktuell betreut die Gruppe in Deutschland ein Vermögen von rund 140 Milliarden Euro. Sie fungiert als unverzichtbarer "Maschinenraum" für zahlreiche Finanzvertriebe, Versicherer, Banken und Vermögensverwalter. Dass nun ausgerechnet dieses frisch integrierte Powerhouse zum Verkauf stehen soll, deutet auf einen fundamentalen Wandel in der Konzernstrategie hin.
Treibende Kraft hinter diesen Überlegungen dürfte Blythe Masters sein. Die prominente Finanzmanagerin, die im vergangenen Jahr den FNZ-Gründer Adrian Durham an der Spitze ablöste, hat dem Unternehmen einen strikten Kurs auf Effizienz und profitables Wachstum verordnet.
Der potenzielle Verkauf folgt einer klaren industriellen Logik: Bankgeschäfte binden durch regulatorische Vorgaben viel Eigenkapital. Masters hatte in einem Interview mit "Bloomberg" Mitte November bereits angedeutet, dass sie plant, Vermögenswerte zu veräußern, die mit "hohen regulatorischen Kapitalanforderungen" verbunden sind. Indem sich die FNZ von der banklizenz-pflichtigen Abwicklung in Deutschland trennt, könnte sie Kapital freisetzen und sich wieder stärker auf ihren Kern als Technologieanbieter fokussieren.
Die FNZ Group agiert dabei nicht aus einer Position der Schwäche. In einer Finanzierungsrunde im Jahr 2022 wurde das Unternehmen mit beachtlichen 20 Milliarden US-Dollar bewertet. Zudem holte sich die Gruppe erst Anfang dieses Monats frisches Kapital in Höhe von 650 Millionen US-Dollar – die zweite große Injektion in diesem Jahr.
Der mögliche Verkauf der deutschen Sparte wäre somit weniger ein Notverkauf als vielmehr eine Portfolio-Bereinigung, um die Bilanzstruktur zu optimieren. Für den deutschen Markt bleibt es spannend: Nachdem die FNZ die Konsolidierung jahrelang vorangetrieben hat, könnte nun ein neuer Eigentümer die Bühne betreten und das Geschäft mit den 140 Milliarden Euro Assets weiterentwickeln.

Führungswechsel beim Spitzenverband der öffentlichen Banken: Helaba-Chef Thomas Groß wurde einstimmig zum neuen Präsidenten des VÖB gewählt. Er folgt auf Eckhard Forst und bildet künftig gemeinsam mit dem neuen Vizepräsidenten Erk Westermann-Lammers die Doppelspitze, um die Rolle der Institute bei der wirtschaftlichen Transformation zu schärfen.

Aufatmen in Frankfurt: Der Finanzstabilitätsrat (FSB) stuft die Deutsche Bank in ihrer Systemrelevanz herab. Das Institut rutscht in die niedrigste Risikokategorie der weltweit wichtigsten Banken, wodurch die Kapitalanforderungen ab 2027 sinken. Während US-amerikanische und chinesische Konkurrenten höhere Puffer aufbauen müssen, gewinnt der deutsche Marktführer wertvollen finanziellen Spielraum.

Die Generali Deutschland bläst zum Angriff im B2B-Sektor: Mit der Schaffung eines eigenen Vorstandsressorts für Firmenkunden und der Verpflichtung von Dr. Feriha Zingal-Krpanić (ehemals Ergo) setzt der Versicherer ab Januar 2026 auf massive Expansion im Gewerbegeschäft.