Milliardenschwerer Exit in Sicht? Finanzinvestoren polieren die „Braut“ HCOB für den Verkauf

Die Eigentümer der Hamburg Commercial Bank (HCOB) prüfen einen Verkauf des Instituts. Mit einer angepeilten Bewertung von über 3,3 Milliarden Euro winkt den Finanzinvestoren sieben Jahre nach dem Einstieg bei der ehemaligen HSH Nordbank eine stattliche Rendite.

Harry Dörsam

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Harry Dörsam

Veröffentlicht am

10.12.25

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9:41

Uhr

Milliardenschwerer Exit in Sicht? Finanzinvestoren polieren die „Braut“ HCOB für den Verkauf

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HCOB | Hamburg Commercial Bank

Es wäre der krönende Abschluss eines der bemerkenswertesten Turnarounds in der deutschen Bankengeschichte. Die Hamburg Commercial Bank (HCOB), die 2018 aus den Trümmern der krisengeschüttelten Landesbank HSH Nordbank hervorging, könnte schon bald den Besitzer wechseln. Wie aus Finanzkreisen nach einem Bericht des Handelsblatts zu vernehmen ist, sondieren die Eigentümer um den US-Finanzinvestor Cerberus Capital Management und J.C. Flowers ernsthaft Optionen für einen Ausstieg.

Um den Markt zu testen und einen möglichen Verkaufsprozess zu strukturieren, haben sich die Investoren prominente Unterstützung an die Seite geholt: Niemand Geringeres als die Wall-Street-Größen Goldman Sachs und Morgan Stanley sollen den Deal einfädeln. Die Ambitionen sind dabei keineswegs bescheiden. Ziel ist eine Bewertung, die oberhalb des harten Eigenkapitals von 3,3 Milliarden Euro liegt.

Vom staatlichen Sorgenkind zur Rendite-Maschine

Sollte dieser Preis realisiert werden, hätten die Private-Equity-Häuser ein goldenes Händchen bewiesen. Rückblick: Im Jahr 2018 übernahmen Cerberus und J.C. Flowers das Institut für rund eine Milliarde Euro von den Bundesländern Hamburg und Schleswig-Holstein. Die Bank, damals schwer belastet durch faule Schiffskredite und Fehlspekulationen im US-Subprime-Markt, stand kurz vor der Abwicklung.

Unter der Ägide der neuen Eigner wurde das Institut radikal saniert, geschrumpft und als HCOB neu aufgestellt. Heute präsentiert sich die Bank als schlankes, profitables Haus mit rund 925 Mitarbeitern und elf Standorten in Europa, darunter Luxemburg, London und Athen. Die Zahlen geben den Sanierern recht: Zum Halbjahr wies die HCOB einen Vorsteuergewinn von 139 Millionen Euro aus, bei einer Bilanzsumme von 31 Milliarden Euro.

Konsolidierungswelle in Europa nutzen

Der Zeitpunkt für die Überlegungen scheint strategisch klug gewählt. Das M&A-Karussell im europäischen Bankensektor nimmt Fahrt auf, getrieben von dem Wunsch der Institute, durch Größe wettbewerbsfähig gegenüber den US-Riesen zu bleiben. Finanzinvestoren nutzen dieses Fenster zunehmend für Exits. Ein aktuelles Beispiel liefert Blackstone: Der Investor verkaufte erst im vergangenen Monat die niederländische NIBC Bank für rund 960 Millionen Euro an die ABN Amro – fünf Jahre nach dem Einstieg.

Auch Cerberus ist im europäischen Bankenmarkt hochaktiv und scheint sein Portfolio neu zu sortieren. Der Investor ist unter anderem an der neu formierten französischen CCF beteiligt und hält Anteile an der polnischen VeloBank, die gerade erst das dortige Privatkundengeschäft der Citigroup übernommen hat.

Noch ist allerdings nichts in Stein gemeißelt. Die Gespräche befinden sich laut Insidern in einem frühen Stadium. Es ist durchaus möglich, dass sich die Eigentümer entscheiden, die profitable Bank noch länger im Portfolio zu halten. Weder die beteiligten Banken noch die Investoren wollten die Gerüchte bislang kommentieren. Doch die Botschaft an den Markt ist klar: Die HCOB ist saniert, profitabel – und bei einem passenden Angebot zu haben.

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