Die Deutsche Börse Group und AllUnity schmieden eine strategische Allianz: Der Euro-Stablecoin EURAU soll tief in die Infrastruktur des Marktbetreibers integriert werden. Den Auftakt macht die institutionelle Verwahrung über Clearstream – ein Meilenstein für die Verschmelzung von traditioneller und digitaler Finanzwelt unter dem MiCAR-Regelwerk.

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All Unity
Die Grenzen zwischen der klassischen Hochfinanz und der Welt der digitalen Assets verschwimmen zusehends – und Frankfurt positioniert sich dabei an der Spitze der Bewegung. Die Deutsche Börse Group hat eine weitreichende Kooperation mit AllUnity vereinbart, jenem vielbeachteten Joint Venture, hinter dem die DWS, Flow Traders und Galaxy stehen. Das gemeinsame Ziel ist ambitioniert: Die Integration des regulierten Euro-Stablecoins von AllUnity in die etablierte Infrastruktur der Börse.
Mit der Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding (MoU) setzen beide Parteien ein klares Signal. Es geht nicht mehr um experimentelle Pilotprojekte, sondern um den Aufbau einer marktfähigen, institutionellen Infrastruktur für digitale Vermögenswerte in Europa.
Der erste konkrete Schritt dieser Partnerschaft zielt auf eines der Kernbedürfnisse institutioneller Anleger ab: Sicherheit in der Verwahrung. Der Euro-Stablecoin von AllUnity, genannt EURAU, soll künftig über Clearstream verwahrbar sein. Damit öffnet der Nachhandelsdienstleister der Deutschen Börse seine Tresore für den digitalen Euro-Token.
Technologisch und operativ greift Clearstream dabei auf die Expertise im eigenen Haus zurück: Die deutsche Einheit von Crypto Finance, ebenfalls Teil der Deutsche Börse Group, agiert als Unterverwahrer. Diese Konstruktion schafft einen vollständig regulierten Rahmen, der es Marktteilnehmern ermöglicht, den MiCAR-konformen Stablecoin zu nutzen, ohne die gewohnten Sicherheitsstandards der traditionellen Finanzwelt verlassen zu müssen. Für die Akzeptanz digitaler Assets bei Banken und Fondsmanagern ist dieser Schritt der "Institutional-Grade"-Verwahrung essenziell.
Die Partnerschaft kommt zu einem strategisch günstigen Zeitpunkt. Mit der europäischen Markets in Crypto-Assets Regulation (MiCAR) hat die EU einen rechtlichen Rahmen geschaffen, der Transparenz und Verlässlichkeit bietet – ein Standortvorteil, den die Akteure nun ausspielen wollen.
Alexander Höptner, CEO von AllUnity, sieht hierin eine globale Führungsrolle Europas: „Europe is taking a global lead in regulated digital finance, and we are proud that AllUnity is contributing to this milestone with our euro-backed Stablecoin, EURAU.“ Durch die Partnerschaft mit der Deutschen Börse mache man „on-chain cross border payments and digital assets accessible to institutional market participants in a secure and compliant way,“ so Höptner weiter.
Die Vision geht dabei über die reine Verwahrung hinaus. In weiteren Schritten soll der Stablecoin über das gesamte Dienstleistungsportfolio der Deutschen Börse Group hinweg integriert werden. Das könnte perspektivisch die Art und Weise, wie Wertpapiere abgewickelt und Liquidität bereitgestellt wird, grundlegend effizienter gestalten.
Für die Deutsche Börse ist die Kooperation ein weiterer Baustein in ihrer digitalen Agenda. Stephanie Eckermann, im Vorstand der Deutschen Börse für den Bereich Post-Trading verantwortlich, betont den verbindenden Charakter der Initiative: „Our goal is to build a seamless bridge between the established financial world and the future of digital assets. This partnership with AllUnity is an important component of that bridge.“
Indem man Stablecoins in den regulierten Rahmen einbette, befähige man die Kunden, „to confidently explore new possibilities in digital finance, backed by the security and market integrity they have come to expect from us,“ fügt Eckermann hinzu.
Die Kooperation steht nicht isoliert. Sie ergänzt die bisherigen Vorstöße des Marktbetreibers, darunter die erfolgreichen Tests der Europäischen Zentralbank (EZB) mit digitalen Zentralbankwährungen (wCBDC) im Großkundengeschäft, bei denen die hauseigene Tokenisierungs-Lösung D7 zum Einsatz kam. Mit der AllUnity-Partnerschaft beweist die Deutsche Börse, dass sie nicht auf eine einzige Lösung wettet, sondern ein umfassendes Ökosystem aufbaut, in dem sowohl Zentralbankgeld als auch privatwirtschaftliche Stablecoins ihren Platz haben werden.

Führungswechsel beim Spitzenverband der öffentlichen Banken: Helaba-Chef Thomas Groß wurde einstimmig zum neuen Präsidenten des VÖB gewählt. Er folgt auf Eckhard Forst und bildet künftig gemeinsam mit dem neuen Vizepräsidenten Erk Westermann-Lammers die Doppelspitze, um die Rolle der Institute bei der wirtschaftlichen Transformation zu schärfen.

Aufatmen in Frankfurt: Der Finanzstabilitätsrat (FSB) stuft die Deutsche Bank in ihrer Systemrelevanz herab. Das Institut rutscht in die niedrigste Risikokategorie der weltweit wichtigsten Banken, wodurch die Kapitalanforderungen ab 2027 sinken. Während US-amerikanische und chinesische Konkurrenten höhere Puffer aufbauen müssen, gewinnt der deutsche Marktführer wertvollen finanziellen Spielraum.

Die Generali Deutschland bläst zum Angriff im B2B-Sektor: Mit der Schaffung eines eigenen Vorstandsressorts für Firmenkunden und der Verpflichtung von Dr. Feriha Zingal-Krpanić (ehemals Ergo) setzt der Versicherer ab Januar 2026 auf massive Expansion im Gewerbegeschäft.